Görlitz: Rotkäppchen in der Nikolaivorstadt
Blanche Kommerell zieht von Berlin-Kaulsdorf in die Görlitzer Nikolaivorstadt. Unterstützung erhält sie unter anderem von Sohn Sebastian Kommerell. Foto: Matthias Wehnert
Den Görlitzern ist Blanche Kommerell, die ihre künstlerische Karriere 1962 mit der Rolle des Rotkäppchens im gleichnamigen DEFA-Märchenfilm startete, von verschiedenen Veranstaltungen bestens bekannt. Nun wird sie ganz offiziell zur Görlitzerin.
Görlitz. Blanche Kommerell wurde ihre Wohnung in Berlin Kaulsdorf gekündigt. „Als mein Vermieter eine immense Mieterhöhung nicht durchsetzen konnte, beschloss ich nach Görlitz zu ziehen“, berichtet sie und freut sich über Unterstützung von Freunden vor Ort. Coronabedingt konnte auch sie bereits in Berlin keine Veranstaltungen mehr durchführen.
„Einige Universitätsveranstaltungen führe ich bereits via Zoom durch“, erzählt sie der Redaktion. Das Gerhart-Hauptmann Theater Görlitz-Zittau empfange sie mit offenen Armen, Veranstaltungen in Görlitz und Zittau sind ab März bereits fest eingeplant.
Seit Jahrzehnten gibt sie am hiesigen Theater Gastspiele und Lesungen. Beim Umzug nach Görlitz helfen ihr nun Sohn Sebastian und Enkel Melchior sowie ihre Schwiegertochter. Natürlich werde sie immer wieder auf das Rotkäppchen angesprochen und so sind nun auch Veranstaltungen zu 60 Jahre DEFA-Rotkäppchen in Planung. Die Künstlerin und Spracherzieherin wurde 1950 in Halle an der Saale geboren und ist die Tochter der der bekannten Schauspielerin Ruth Kommerell. Blanche Kommerell war bis 1977 mit dem Schauspieler und Drehbuchautor Achim Scholz verheiratet; ihr erster Sohn Stephan Kommerell starb 1988 infolge eines Suizids, ihr zweiter Sohn Sebastian Kommerell arbeitet als Kunstmaler und Pianist. Ab 2003 war sie mit dem Dramaturgen Alexander Weigel verheiratet. Anlässlich seines Todes im Januar 2020 schrieb sie das Erinnerungsbuch: „Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende“ mit Illustrationen ihres Sohnes Sebastian. Weigel ist auf dem Städtischen Friedhof in Görlitz bestattet.
Blanche Kommerell ist nach ihrem Umzug an die Neiße erstmals am 20. März im Foyer des Görlitzer Gerhart-Hauptmann-Theaters zu hören. Sie liest dann Christa Wolfs Erzählung „August“, die Wolf ihrem Mann nicht lange vor dessen Tod schenkte. Es ist die Geschichte eines Glücksmomentes, der ein ganzes Leben anhält. Christa Wolf, die 2011 starb, würde am 18. März ihren 93. Geburtstag feiern.
Kommentare zum Artikel "Görlitz: Rotkäppchen in der Nikolaivorstadt"
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Liebe Blanche, nachdem ich zwischenzeitlich gelesen habe, dass Du seit dem Tod Deines Mannes jeden Tag ein Gedicht schreibst und ein Video von Dir gesehen habe, lese ich jetzt, dass Du nach Görlitz gezogen bist.. Alles Gute Barbara