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Görlitz wird bald united geheatet

Görlitz wird bald united geheatet

Bestehende Solarmodule in der Nikolaus-Otte-Straße unweit vom neuen Photovoltaikfeld nahe Hornbach Foto: Till Scholtz-Knobloch

Görlitz. Die Pressemitteilung der Stadtwerke Görlitz AG vereint im Grunde sämtliche Erscheinungen der heutigen Zeit, beginnend beim englischen PR-Namen „United Heat“ – also ’Vereinte Wärme’.

So jedenfalls kommt nun das lange angekündigte Fernwärmesystem für die deutsche und polnische Seite von Görlitz daher, die natürlich – wie jede große Idee – nicht weniger als ein „Meilenstein“ sein soll. Oder mit einem anderen Modewort gesprochen: keine große ’Herausforderung’ beim Abfassen des Pressetextes bedeutete.

Bis 2030 soll nun eine „vollständig klimaneutrale Wärmeversorgung“ grenzüberschreitend für die Stadt geschaffen werden. Gleichwohl enthält dies sicher auch eine echte Substanz, denn mit dem Zusammenschluss der Netze winkt eine effizientere Versorgung – ob diese deswegen „nachhaltiger“ sein wird einmal dahingestellt.

In jedem Falle ziehen beide Seiten die viel beschworenen „erneuerbare(n) Energien wie Wärmepumpen, Solarthermie und Biomasse“, die fossile Brennstoffe ersetzen sollen. 2020 hatten die Bürgermeister beider Seiten eine Absichtserklärung für „United Heat – Klimaneutrale Fernwärme für die Europastadt“ unterschrieben. Seither arbeiten die Stadtwerke Görlitz mit dem SEC Zgorzelec an dem Projekt.

Aktuell gibt es in West-Görlitz vier separate Fernwärmegebiete, die hauptsächlich mit Erdgas betrieben werden. Ost-Görlitz (Zgorzelec) verfügt über ein zusammenhängendes Netz, das aus Braunkohleverbrennung und ergänzendem Erdgas gespeist wird. Bis 2030 sollen die Wärmenetze beider Stadthälften nicht nur verbunden, sondern auch vollständig auf erneuerbare Energien umgestellt werden. Geplant ist der Bau von zwölf Kilometern Fernwärmeleitungen. Die Wärmequellen umfassen Wärmepumpen, die 30% des Bedarfs aus Berzdorfer See und Klärwasser decken sollen, Solarthermie mit saisonalen Speichern (17%), Biomasse (48%) und ergänzend Abwärmenutzung sowie ’Power-to-Heat-Technologien’ (2%), was die Wikipedia dem noch deutschsprachigen Leser versucht mit „Elektroenergie zu Wärme“ zu übersetzen.

Anfang 2024 waren erste Förderanträge bei der EU gestellt, mit denen sowohl Planungskosten als auch Bauvorhaben gedeckt werden sollten. Auch nationale Fördermittel wurden beantragt – bisherige Rückmeldungen seien positiv. Ein zusätzlicher Förderantrag für weitere Erzeugungsanlagen und Leitungen wurde im Januar 2025 eingereicht. Die endgültigen Zusagen seien entscheidend für die Umsetzung des Projekts. Auf deutscher Seite wurde ein 37 Hektar großes Areal nahe des Hornbach-Marktes für Solarmodule und einen saisonalen Wärmespeicher erworben. Noch in diesem Jahr sollen die ersten Bauarbeiten auf deutscher Seite beginnen, darunter die Erweiterung von Klärgasspeichern und der Bau einer Verbindungsleitung zwischen dem Blockheizkraftwerk Königshufen und der Kläranlage Nord. Auf polnischer Seite ist der Bau eines Biomasseheizwerks geplant. Das Projekt wird von einer deutsch-polnischen Arbeitsgruppe betreut.

Till Scholtz-Knobloch / 19.02.2025

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