Görlitzer Sagen in Holz im Spielzeugen
Winfried Sieger zeigt hölzerne Stadtreliefs im Spielzeugmuseum in der Rothenburger Straße 7. Foto: privat
Der Görlitzer Winfried Sieger drechselt gern. Geschichten erleben so eine ganz spezielle Umsetzung. Zu sehen ist dies ab Ferienbeginn im Spielzeugmuseum Görlitz.
Görlitz. Kennen Sie die Görlitzer Sagen? Wenn nicht, können Sie diese in hölzernen Büchern mit gedrechselten Figuren jetzt im Spielzeugmuseum kennenlernen. Wenn doch, erleben Sie diese nun in völlig neuer Umsetzung. Gestaltet wird diese besondere Form vom Görlitzer Winfried Sieger. Begonnen hat er mit dem Hobby bereits zu DDR-Zeiten im kalten Keller in Rauschwalde. Er sah die Drechslerei als Ausgleich zu seinem Job als Diplomjurist in der Wirtschaft. Als dann die Enkelkinder verständiger wurden, hat er für sie die Grimmschen Märchen in hölzerne Bücher eingebaut. Das war etwa 1995.
„Die Kinder konnten sich nur durch das Vorlesen die Märchen nicht vorstellen“, erinnert sich der heute 81-Jährige. Diese hölzernen Märchenbücher haben nun ein neues Zuhause gefunden: In einer Grundschule in Hönow am nordöstlichen Stadtrand von Berlin, die den Namen der Brüder Grimm trägt. Zustande gekommen ist der Kontakt durch eine Görlitzer Nachbarin, deren Urenkelin in diese Schule geht.
Und so entstanden neben beweglichen Weihnachtsmärkten, Sternen, Schwibbögen mit den Görlitzer Türmen, Panoramen mit weiteren Görlitzmotiven auch die Bücher mit den Görlitzer Sagen. „Ich hänge eben sehr an Görlitz“, sagt Winfried Sieger bescheiden. Denn wie viel Zeit in jedem seiner Werke steckt, das könne sich niemand vorstellen, sagt Ehefrau Ulrike. Sie ist sehr stolz auf die Arbeiten ihres Mannes. „Da steckt so viel Liebe in jedem kleinen Detail“, sagt sie und verweist auf die Einzelheiten am Relief des Dicken Turms. Auch Altstadtbrücke, Waidhaus und Peterskirche haben es ihm angetan. Deshalb hat er viele Jahre Stadtführungen angeboten, für die er ein eigenes Büchlein unter dem Titel „Ein Bummel durch die sagenumwobene Altstadt“ geschrieben und herausgebracht hat.
Aus gesundheitlichen Gründen muss er nun kürzer treten. Aber wenn seine Frau Ulli kommt und sagt, dass er sich ein Geschenk ausdenken soll zu Geburtstagen, Hochzeiten oder anderen Anlässen, dann geht Winnie Sieger gern in seine Werkstatt, die er seit 2001 in einem Raum über der Garage hat, und tüftelt. Derzeit entsteht ein kleines Riesenrad aus Holz. Für wen? Psst, das wird nicht verraten.
Gern würden Ulli und Winnie Sieger die Werke veräußern. Sie könnten sich vorstellen, dass die Sagen oder die Reliefs und Schwibbögen repräsentativ im Rathaus einen Platz finden könnten. Oder auch in einem der Görlitzer Museen. Ausgestellt haben sie bereits in Markersdorf, in der damaligen Neiße-Galerie in der Elisabethstraße oder der Stadtbibliothek. Das extra dafür angefertigte mannshohe Buch mit Max und Moritz hat dort bei den Kindern immer viel Anklang gefunden. Und nun gibt es also im Spielzeugmuseum eine Sonderausstellung. Passend dazu gibt es Bastelangebote, bei denen die Sagen ihren Platz in Zündholzschachteln finden. Gestaltet und vorbereitet hat diese Idee Mitarbeiterin Margit Hüsken. Auch andere Bastelangebote sind in den Ferien nutzbar. Gruppen können sich gern anmelden, auch außerhalb der Öffnungszeiten Mittwoch bis Freitag von 10.00 bis 16.00 Uhr sowie sonnabends und sonntags von 14.00 bis 17.00 Uhr unter (03581) 40 58 70.