Görliwood auf neuen Wegen entdecken
Im Europahaus ist der Arbeitsplatz von Kommissar „Butsch“ aus „Wolfsland“ aufgebaut.
Görlitz. „Verschwiegenheit ist oberstes Gebot.“ Nein, der Görlitzer Oberbürgermeister Octavian Ursu (CDU) und die Geschäftsführerin der Europastadt Görlitz-Zgorzelec GmbH (EGZ), Andrea Behr, wollen nicht verraten, welche großen Namen aus der Filmbranche in diesem Jahr ihre Zelte an der Neiße aufschlagen werden. Dass wieder „etwas“ geplant ist, bestätigen sie immerhin. Doch mehr lassen sich Ursu und Behr nicht entlocken: „Die Produktionsfirmen legen Wert darauf, dass im Vorfeld nichts bekannt wird.“ Und eben auf dieser Fähigkeit – nämlich Geheimnisse so lange es geht geheim zu halten – beruhe zum großen Teil der Erfolg von „Görliwood“.
Zwischen Geheimniskrämerei und Marketing
Doch befinden sich die Protagonisten der Filmstadt Görlitz damit auch in einem Zwiespalt. Haben sie doch andererseits großes Interesse daran, die Marke „Görliwood“, die mittlerweile sogar als „registered trademark“ geschützt ist, bekannt zu machen. „Nicht nur Hotels, Pensionen und Restaurants profitieren davon, sondern auch Handel, Handwerk und Dienstleister“, betont Andrea Behr. Und so haben sie bereits 2017 damit begonnen, etwas zu schaffen, was die Filmstadt Görlitz für Einheimische und Touristen sichtbar macht: Den „Walk of Görliwood.“
Wer bei diesem Schlagwort an den berühmten „Walk of Fame“ am Hollywood Boulevard denkt, liegt nur zum Teil richtig. Denn: Anders als in Los Angeles geht es hier nicht um Starverehrung, sondern um Blicke hinter die Kulissen des Filmgeschäfts. „Wir wollen an verschiedenen Orten spannende Einsichten in die Filmstadt Görlitz geben“, erklärt die Geschäftsführerin der Gesellschaft, die sich im Auftrag der Stadt Görlitz um Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing kümmert.
Original-Requisite am Originalort
Den Anfang machen vier Schaufenster des früheren Hotels „Brauner Hirsch“ am Untermarkt, das schon wiederholt als Filmkulisse diente – unter anderem für „Goethe!“. Die Requisiten der berühmten Gefängnisszene aus dem 2010 gedrehten Streifen wurden nicht nur originalgetreu aufgebaut, sie befinden sich auch am Original-Drehort. Eine Puppe mit den Zügen des Schauspielers Alexander Fehling – und die Illusion wäre perfekt. „Dafür war eine Menge Vorarbeit nötig“, berichtet die EGZ-Geschäftsführerin: „Für manche Darstellungen brauchen wir die Genehmigung der Produktionsfirmen in den USA.“
Ein paar Schritte weiter, im so genannten Europahaus, können die interessierten Passanten hinter der Glasscheibe ein sich drehendes Blaulicht erkennen – es gibt dem Büro von Kommissar Burkhard „Butsch“ Schulz aus der Serie „Wolfsland“ das passende Gepräge. Denn neben den Stippvisiten von Hollywood-Größen wie Quentin Tarantino, Wes Anderson oder Ralph Fiennes prägen längst auch einheimische Produktionen das Image von Görliwood. Als unbestrittenes Highlight gilt aber nach wie „The Grand Budapest Hotel“ von 2014 mit seinem unvergleichlichen Staraufgebot: Willem Dafoe, Jeff Goldblum, Bill Murray und noch einige andere Film-Promis aus der A-Riege hielten sich damals über mehrere Wochen in Görlitz auf, tranken am Untermarkt ihren Café, joggten an der Neiße entlang und besuchten sogar das Fitnessstudio. „Die Wahrscheinlichkeit, den Stars ganz zufällig zu begegnen, ist in Görlitz größer als anderswo“, weiß Andrea Behr. „Diese wiederum schätzen die Unaufgeregtheit der Görlitzer und die Möglichkeit, weitgehend ungestört arbeiten zu können.“
Wirtschaftsfaktor für die ganze Region
Sie und Octavian Ursu haben noch weitere Ideen, um aus dem Markenzeichen Görliwood Kapital für Görlitz zu schlagen: „Dazu zählt die Errichtung eines Filmzentrums. Hier sollen praxisnah Dienstleister in Bereichen wie Bühnen- und Setbau, Ausstattung, Requisite, Kostüm und Technik ausgebildet werden“, erläutert der OB. „Davon würde nicht nur Görlitz profitieren, sondern die gesamte Lausitz, wo sich entsprechende Firmen ansiedeln könnten.“ Doch zurück zum „Walk of Görliwood.“ Der befindet sich nämlich noch im Anfangsstadium: „Weitere drei Stationen in der Innenstadt werden in den nächsten Monaten dazukommen. Und wir haben auch noch mehr Ideen“, verrät Andrea Behr. Doch welche Stationen werden das sein? Die Geschäftsführerin lächelt: „Verschwiegenheit ist oberstes Gebot. Lassen Sie sich überraschen.“