Goldige Aussichten in Eibau
Seit zwei Wochen steht Peter K. (Name von der Redaktion geändert) nun mit seiner Familie an den Wassern des Kottmar zum Gold schürfen.
Eibau. Kaum ein halbes Jahr ist es her, da ging ein wahrer Jubelschrei durch die Presse. In der Lausitzer Kupferlagerstätte in Spremberg-Graustein-Schleife wurde neben Kupfer auch das größte Goldvorkommen Deutschlands entdeckt. Der gesamte Wert wird auf 8 bis 9 Milliarden Euro geschätzt. Der Rand der Kontinentalplatte erstreckt sich von der Lausitz über die Oberlausitz bis hin nach Böhmen. Mitten in der Oberlausitz und damit ebenfalls an der Bruchkante liegt der Kottmar, ein längst erloschener Vulkan und gleichzeitig Wasserscheide zwischen Nord- und Ostsee. Was in Spremberg aus tausend Metern Tiefe ans Sonnenlicht befördert werden muss, findet sich hier durch die vulkanische Aktivität begünstigt direkt in den oberen Sedimentschichten - Gold.
Es ist wohl einer der direkten Ausläufer der Spremberger Ader. Mit den Quellen der Spree werden Teile des Goldes an die Erdoberfläche befördert und lagern sich in den Quarzgründen der Bachläufe ab. Bereits im Mittelalter waren die Quellaustreibungen verschiedener Oberlausitzer Berge bekannt. So erzählen viele Sagen vom gefundenen Gold am Kottmar oder am Löbauer Berg.
Bei Peter K. (Name von der Redaktion geändert) war es jedoch kein archäologisches oder geschichtliches Wissen um die Vorzüge unserer goldenen Vergangenheit, sondern eher ein Zufall. Der Hartz IV-Empfänger wusch sich nach einer Wanderung am Wasser des Kottmar die Hände. Ein Ast als Gehstock verharzte ihm die Finger. Der klebrige Lebenssaft der Bäume störte den Mittfünfziger derart, dass nur kräftiges Schrubben mit Sand Abhilfe schaffen konnte. Dieser Moment hat das Leben von Peter K. grundlegend geändert. Ein Glitzern hatte er nicht nur in den Augen, sondern auch in den Händen.
Die Familie war sicher, hier hatten sie echtes Gold gefunden. Nur einen Tag später, mit Beginn der Woche, ließ Peter K. seinen Fund in der Schmuckmanufaktur Neueibau untersuchen. Auch Goldschmied Steffen Schneider schaute zunächst skeptisch, konnte aber nach eingehender Prüfung bestätigen, dass es sich um ein Nugget mit einer Reinheit von 87 Prozent handelt. Beim derzeitigen Goldpreis ein lohnendes Geschäft für beide Seiten. 2,88 Gramm brachten stolze 78,30 Euro. Für Peter K. ein sattes Zubrot zur mageren Hartz IV-Besoldung.
Seit zwei Wochen steht der Mann nun mit seiner Familie an den Wassern des Kottmar zum Gold schürfen. Auch wenn man davon kein Millionär werden kann, so ist die Ausbeute für hiesige Verhältnisse ganz ordentlich, so Peter K.Zwischen 50 und 80 Euro holt er immer heraus. Es waren aber auch schon einmal 208 Euro an einem einzigen Tag. Ein wenig Glück gehört eben auch dazu. Von dem will natürlich auch Wolfgang Rauch, Wirt der Kottmarschenke, sein Quäntchen abhaben. Als hätte alle das Goldfieber gepackt, bietet die Wirtschaft am Rande des Kottmar seit Kurzem das Goldschürfer-Frühstück zwischen 5 und 6 Uhr an. Die "Verrückten" stapfen schon ganz früh auf den Kottmar, so der Wirt. Heißer "Kaffe aus'm Blechtippl", Schinkenbrötchen und zum Schluss ein ordentlicher Whisky, damit man genügend Energie für den Morgen tankt. Wolfgang Rauch verstand es schon immer neue Marktlücken zu entdecken. Da wundert es auch nicht, dass der Mann die Goldschürfer-Siebe gleich mitliefert, gegen eine gehörige Tagesausleihe versteht sich.
Wo soviel Geld verdient wird, da ist auch die Kommune nicht weit. Auf Nachfrage versicherte man aber in der Gemeindeverwaltung Eibau, dass die Schürfer durchaus ihre Steinchen behalten dürfen. Frank Münnich, stellvertretender Bürgermeister betonte, dass weite Teile des Kottmarsdorfer Waldes zur Gemarkung Löbau gehören. Nur eine kleine Flur ist der Gemeinde Eibau zuzurechnen. Eben der Bereich, in dem das Gold gefunden wurde. Sind die Funde kleiner als 200 Gramm, so unterliegt der Fund kommunalem Recht.
Eine Gebühr oder gar Schürfrechte will Münnich derzeit nicht erheben. "Das ist für uns zu viel Aufwand für die paar Groschen", so Münnich. Ist der Fund jedoch schwerer als 200 Gramm, sei das Land Sachsen zuständig, "dann wird es schwierig", meint er. Dabei wälzt er seine Gemeindeordnung, als wäre dieser Fall ein Dauerbrenner. "Pilzfunde müssen die Bürger ja auch nicht angeben, wo soll ich denn da den Unterschied machen?" Ein wenig überfordert wirkt der Mann dennoch.
Für Peter K. ist der Fall klar: "Solange ich hier bloß nach Gold schürfe, störe ich ja keinen und verunreinigt wird auch nichts. Die Gemeinde wird erst dann munter, wenn’s hier Völkerwanderungen gibt." Dabei kreist seine Nase schon wieder dicht über der flachen Plastikschüssel. Krümel um Krümel wird der Sand akribisch untersucht. Möglich, dass bereits in der nächsten Schöpfung wieder etwas glitzert. Einen ausführlichen Filmbericht zum Gold schürfen in Eibau gibt es am Freitag, 1.April, auf www.ostsachsen.tv in der Rubrik "7 Tage Ostsachsen".