Gottesdienst per Anmeldeliste
Der Leutersdorfer Pfarrer Andrzej Glombitza wird nicht nur weiterhin seine Gottesdienste via Internet übertragen. Fortan darf er sie wie andere Geistliche auch im kleinen Rahmen wieder mit Gemeindeangehörigen feiern. Foto: privat
Region. Wie anderswo in Sachsen sollen ab Montag auch in den Kirchen der Oberlausitz wieder Gottesdienste gefeiert werden können. Das hat die Staatsregierung kurz vorm Start ins Wochenende beschlossen. Gleichzeitig lockerte sie damit ein bislang nie dagewesenes Verbot. Im katholischen Bistum Dresden-Meißen stieß diese Entscheidung durchaus auf ein positives Echo. So sagte Bischof Heinrich Timmerevers: „Über Wochen – insbesondere über die Kar- und Ostertage hinweg – haben wir die harten Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie vollumfänglich mitgetragen in dem Bewusstsein, dass diese Beschränkungen dem großen Ziel dienen, Leben zu schützen und gemeinsam eine weitere Ausbreitung der Corona-Erkrankung zu verhindern. Es ist der Disziplin der Bevölkerung zu verdanken, dass diese Schritte nun möglich sind.“
Modell der Leutersdorfer Pfarrei könnte Schule machen
Pfarrer Andrzej Glombitza aus Leutersdorf hat bereits einen Plan, wie er die damit verbundenen Auflagen coronagerecht umsetzen möchte. „Seit dem Kabinettsbeschluss können sich unsere Gemeindemitglieder per Telefon auf einer Liste eintragen lassen. Nur diejenigen, die auf der Liste stehen, kommen am jeweiligen Tag in die Kirche rein und dürfen an der Heiligen Messe teilnehmen“, erklärte der Geistliche. „Dieses Listensystem dient einerseits der Ordnung, damit ich vor dem Gottesdienst niemanden ausladen muss. Anderseits - sollte sich herausstellen, dass jemand in Zukunft an der Lungenkrankheit Covid-19 erkrankt - lässt sich auf diese Weise schnell zurückrecherchieren, wer wegen einer möglichen Quarantäne benachrichtigt werden muss.“
Damit jeder in der entbehrungsreichen Zeit in den Genuss kommen kann, den Leib Jesu Christi in Form einer Hostie zu empfangen, hat die Leutersdorfer Pfarrei ebenfalls eine Verfahrensweise für sich gefunden. Andrzej Glombitza: „Eine Person, die an einem Gottesdienst am Samstag beziehungsweise Sonntag teilgenommen hat, darf erst in zwei Wochen wieder anfragen, ob es einen freien Platz auf der Liste gibt. Mir ist es wichtig, dass erst einmal jedem die Möglichkeit gegeben wird, dabei sein zu können.“
Er versicherte in dem Zusammenhang, dass die Gemeinde die Hygieneregeln streng einhält. „Hände und liturgische Gefäße werden gründlich gereinigt. Das Einlegen der Hostien durch die Gläubigen entfällt. Die liturgischen Dienste werden auf ein notwendiges Minimum reduziert. Lediglich der Lektor darf sich zur gegebenen Zeit in der Liturgie im Altarraum unter der Berücksichtigung der Abstandsregeln aufhalten.“ Zudem werde der Gemeindegesang reduziert, das Friedenszeichen entfalle. Des Weiteren würden vor der Kommunionspendung die Hände desinfiziert. Der Empfang der Hostie erfolge in Stille durch Hinzutreten im angemessenen Abstand. Und noch etwas ist anders als zu der Zeit vor Corona: „Das Herumreichen des Kollektenkörbchens entfällt. Wenn jemand möchte, kann er eine Gabe vor oder nach dem Gottesdienst in einen der Opferstöcke einwerfen.“
Wer also in den nächsten Tagen und Wochen nicht nur in Leutersdorf das Glück hat, einen Gottesdienst besuchen zu dürfen, den erwarten unterm Strich zahlreiche Einschränkungen. Dazu gehört auch, dass Plätze in den Gotteshäusern für Besucher markiert werden, um die nötige Distanz zu gewährleisten und zu wahren. Selbst das Betreten und Verlassen der Kirche muss in gewissen Abständen erfolgen. Vor den Gebäuden dürfen sich keine kleinen Gruppen bilden, die eventuell von der Ferne am Gottesdienst teilnehmen möchten. Weihwasserbecken und Weihwasserbehälter bleiben leer. Die Teilnehmer müssen wie im Fall Leutersdorf ihr eigenes Gesangsbuch zum Gottesdienst mitbringen. „Es werden keine Gesangsbücher ausgelegt“, betonte Pfarrer Andrzej Glombitza in Hinblick auf seine Gemeinde. Unabhängig davon liegt ihm eine Botschaft an seine Schäflein besonders am Herzen: „Wer Symptome einer Erkrankung aufweist oder wer Kontakt zu Erkrankten hatte, darf nicht an den Gottesdiensten teilnehmen.“
Wie heiß begehrt diese sind, zeigt sich anhand der Besucherlisten. In Windeseile waren diese voll. Lediglich zur Messe am 23. April in Seifhennersdorf ließen sich mit Stand Samstagnachmittag unter Telefon (03586) 386 250 noch einige wenige Plätze buchen. Der Gottesdienst dort beginnt 8.30 Uhr. Nichtsdestotrotz will Andrzej Glombitza seine per Livestream übertragene Sonntagsmesse bis auf Weiteres beibehalten. Jeweils ab 10.00 Uhr lässt sich diese auf der Videoplattform YouTube live und in Farbe mitverfolgen.
Protestanten suchen noch nach Regelungen
Doch nicht nur die Katholiken in der Oberlausitz dürfen ein Stück weit eine neue Normalität leben. Im Einzugsbereich der Evangelischen Landeskirche öffnen sich ebenfalls ab Montag wieder nach und nach die Gotteshäuser. Allerdings schränkte der Sprecher vom Evangelisch-Lutherischen Landeskirchenamt Sachsens, Matthias Oelke, ein, wenige Stunden nach der Lockerung durch die Staatsregierung auf noch keine Problemlösungen vor Ort zurückgreifen zu können. „Einen Tag nach der Bekanntgabe einer kleinen Lockerung des an sich weiter geltenden Versammlungsverbots auch in den Kirchgemeinden kann ich auf keine Problemlösung vor Ort zurückgreifen, die sich aus der Beschränkung auf 15 Personen ergeben. Die jeweilige Kirchgemeinde lädt zu Andachten und Gottesdiensten ein und verantwortet sie auch, nicht das Landeskirchenamt. Mit der vorläufigen Regelung greift Sachsen zwei Wochen früher die Thematik auf, bevor Anfang Mai vermutlich bundesweite Absprachen und Empfehlungen folgen werden.“ Und weiter: „Da nun weder am Montag, noch innerhalb der Woche mit Gottesdiensten zu rechnen ist, bleibt noch für die Kirchgemeinden Gelegenheit, sich mit den Fragen der Durchführbarkeit zu beschäftigen. Unsere Aufgabe wird es sein, auf verbindliche Vorkehrungen hinzuweisen, wenn die neuen Regelungen in Kraft treten. Das wird sicherlich bis zur Wochenmitte erfolgen.“