Bautzen: Greenpark adé, Hallo Amalie!
Hannah Spitzke freut sich, dass das Angebot der Amalie Wohnanlage so gut angenommen wird. An den Außenanlagen ist in den nächsten Monaten noch viel zu tun.
Das frühere Asylbewerberheim im Bautzener Nordosten stand vor einigen Jahren im Blickpunkt der Öffentlichkeit. Jetzt findet es eine neue Nutzung.
Bautzen. Wer vor etwas mehr als einem Jahr das frühere Asylbewerberheim im Bautzener Greenpark zum letzten Mal betrachtet hat, wird den aus drei miteinander verbundenen Teilen bestehenden, leicht von der Flinzstraße abgesetzten Komplex kaum wieder erkennen: Präsentierten sich damals entkernte und von ihren Außenwänden entblößte „Skelette“ dem Blick, so empfangen den Besucher jetzt ansehnliche und farblich ansprechend gestaltete Quader mit großen Fensteröffnungen. Wobei der Besuch gar nicht mehr so ohne weiteres möglich ist, zumindest nicht ohne Voranmeldung: Schließlich handelt es sich um Privatgelände, und der frühere Greenpark dient jetzt einer neuen gesellschaftlich wichtigen Bestimmung.
„Ja, unsere betreute Wohneinrichtung hat ihren Betrieb aufgenommen“, erklärt Hannah Spitzke. Sie fungiert als Leiterin der Amalie Wohnanlage, die anstelle des 2019 geschlossenen Asylbewerberheims in dem noch früher für gewerbliche Zwecke genutzten Komplex entstanden ist. „Das untere Haus haben wir bereits vollständig vermietet, die Bewohner ziehen jetzt nach und nach ein. Schließlich haben sie bei ihren Vorvermietern Kündigungsfristen, die es zu beachten gilt“, berichtet Hannah Spitzke. Das obere Haus ist nach ihren Angaben zu etwa einem Viertel vermietet, baulich allerdings noch nicht ganz fertig: „Wir planen, die Arbeiten in etwa zwei bis drei Wochen abzuschließen. Dann ist die betreute Wohnanlage fertig.“ Die Bewohner sind Menschen im Alter von (derzeit) Mitte 60 bis Mitte 90, die noch allein in ihren eigenen vier Wänden zurechtkommen, aber die Annehmlichkeiten einer fachgerechten Betreuung durch einen Pflegedienst im Bedarfsfall sowie die Gemeinschaft mit den anderen Bewohnern schätzen. Diese wird groß geschrieben: „Wir haben schon die ersten gemeinsamen Ausflüge für unsere Bewohner organisiert, zum Beispiel ins Schmetterlingshaus Jonsdorf und ins Bautzener Theater.“
Für die Geselligkeit steht ein großer Gemeinschaftsraum mit rustikalen Holzmöbeln zur Verfügung. Noch wirkt er ein wenig kahl, doch an der Gemütlichkeit wird gearbeitet.
Die Bewohnerzimmer selbst haben Größen von 37 bis 62 Quadratmetern und verfügen allesamt über Anschluss an das hauseigene Notrufsystem. Die Zimmer in den unteren Etagen sind mit Terrassen ausgestattet, die sich über ihre gesamte Länge erstrecken. Barrierefreie Zugänglichkeit aller Bereiche ist heutzutage ohnehin ein „Muss“, und so fehlt auch der obligatorische Aufzug nicht. Was man angesichts der Lage an der Flinzstraße nicht unbedingt vermuten würde: Von den Zimmern im Obergeschoss aus sind (mindestens) vier Turmspitzen der Bautzener Altstadt zu erkennen: Petridom, Rathaus, Reichenturm und Wendischer Turm. „Auf der anderen Seite schaut man auf den Eingangsbereich des Saurierparks“, sagt Hannah Spitzke, die als Leipzigerin erst einmal fragen musste, um was es sich bei den riesigen Blasen des Mitoseums eigentlich handelt. „Es stand schon relativ frühzeitig fest, dass ich hier in Bautzen mit einsteige“, sagt die junge Frau. Die Großstadt vermisst sie nicht: „Ich habe meine Entscheidung noch an keinem einzigen Tag bereut.“
Noch wird in der „Amalie“ an vielen Stellen fleißig gewerkelt: So befindet sich die künftige Tagespflege im Verbinder zwischen den beiden Zwillingshäusern noch im Ausbau, sie soll laut Hannah Spitzke im April fertig sein. Und auch die Gestaltung der Außenanlagen lässt sich derzeit noch kaum in Ansätzen erahnen: „Das passiert im Frühjahr. Bei Frost oder wie jetzt bei Matsch macht das wenig Sinn“, weiß die Leiterin der Bautzener „Amalie.“ Entstehen sollen unter anderem eine Boccia-Bahn sowie eine Obstbaumpflanzung, die den Bewohnern, welche daran Interesse haben, eine schmackhafte Beschäftigung verschafft. Auch ein Hühner- und ein Kaninchenstall sind geplant. Da passt es gut, dass die benachbarte Kita „Glückskäfer“ der Volkssolidarität ebenfalls über Kleintiere verfügt. „Mit der Kita wollen wir eng zusammen arbeiten. Zur Vogelhochzeit haben die Kinder schon ein kleines Programm für unsere Bewohner gestaltet“, freut sich Hannah Spitzke.
An die früheren Zeiten als Asylbewerberheim erinnert in der „Amalie“ nichts mehr. Auch nicht daran, wie die ansässigen Firmen damals quasi vertrieben wurden, um Platz für die neue Bestimmung zu schaffen. Den neuen, modernen Greenpark symbolisieren hingegen die Photovoltaik-Module auf den Dächern sowie die zahlreichen Wärmepumpen, die das Objekt mit Erdwärme versorgen und im Verbund für Autarkie hinsichtlich von Strom und Wärme sowie vollständige CO2-Neutralität sorgen. Wie gesagt: Der Greenpark ist kaum wieder zu erkennen.