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GrenzWERTiges im „Grenzland“ des Philipp Burger

GrenzWERTiges im „Grenzland“ des Philipp Burger

Der Draht zwischen Bühne und Publikum funktionierte. Philipp Burger mit Band in Löbau. Foto: Matthias Wehnert

Löbau. Die Überschrift „Frei, wild, kein Interview“ zu einem Foto vom Philipp-Burger-Konzert in Löbau am 18. Januar ging letzte Woche in viraler Zeit ordentlich schief. Mea Culpa! Der gedachte Stoßseufzer aus der Überschrift: „Es klappt leider nicht immer, ein persönliches Wort von der Bühne einzufangen“ traf mit Philipp Burger ausgerechnet einen, der wie kaum eine anderer grundauthentisch ist. Nein, liebe Fans, eine schriftliche Anfrage für ein Interview hatte die Redaktion nicht gestellt. Und nach Tour-Premiere und Autogrammstunde rollte der Tourbus dann gleich weiter. Ihr dürft also eher sauer auf die Redaktion sein! 

Das Interesse der Redaktion am Konzert war dabei gerade dem Umstand geschuldet, dass eine Grenzland-Release-Show in einem Grenzland an sich schon fast mehr Botschaften als die Musik allein liefert. So hatte Burger auch Frank „Hardy“ Wedler aus Dessau-Roßlau als Opening-Act dabei. Dieser eröffnete den Abend mit seiner Akustikgitarre und einer Prise Ostrock-Humor. Mit Hits wie „Im Osten geboren“ und „Wilde Zeit“ konnten die Herzen des weiten ostdeutschen Grenzlandes gleich eingesammelt werden. Auch dessen Premiere des neuen Songs „Eisern“ landete treffsicher.
Als Südtiroler bringt Burger selbst viele Grenzlandsichtweisen in die deutsche Alltagskultur ein, die den Blick der Deutschen auf sie selbst geweitet haben. Gerade weil sie aus der ungewohnten Perspektive einer kulturellen, sprachlichen deutscher Minderheit Italiens resultieren. Die hiesige Nähe deutscher Auslandsminderheiten in Polen und Tschechien oder die Situation der Sorben hier erhöhten noch die regionale Relevanz vieler Botschaften bei einem Auftritt gerade in der Oberlausitz. Philipp Burger und Band konnten ihre Verbundenheit zum Osten glaubwürdig auf die Bühne bringen. Burger witzelte über sich und seinen Bassisten Alex. 

Zu fortgeschrittener Stunde konnte Philipp Burger übrigens noch eine ganz andere innige Verbindung zu seinem Publikum herstellen. Der Song „Bauer sein ist geil“ wurde zur Hymne für die Landwirte, und die Menge in Löbau tobte. Eineinhalb Stunden Autogramme und nette Plaudereien mit wohlgesonnenen Fans hinterließen in der Halle eine positive Aura. Dann rollte der Tourbus direkt weiter.

Ich versuch im nächsten Südtirolurlaub mein Glück noch einmal mit aller Grenzlandsympathie an der südlichen deutschen Sprachgrenze. Philipp Burger hat mich auch bereits zu einem Gespräch auf seinem Archehof eingeladen.
 

Till Scholtz-Knobloch / 05.02.2024

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