Händler senden mahnendes Zeichen an die Politik
Das Kornmarktcenter in Bautzen: Von dort senden Händler der Innenstadt am Montagabend ein mahnendes Zeichen an die Politik, die im Zuge der Corona-Pandemie nach wie vor mit einer Wiedereröffnung von Geschäften ringt. Foto: Archiv
Bautzen. Bautzener Händler wollen am Montagabend im Zuge der bundesweiten Aktion „Das Leben gehört ins Zentrum“ auf die existenzbedrohende Lage einer ganzen Branche aufmerksam machen. Daran beteiligen sich den Angaben der Organisatoren zufolge auch Gewerbetreibende aus dem Kornmarktcenter und der Innenstadt.
Mitarbeiter des Kornmarktcenters, Händler des Einkaufszentrums und aus der Innenstadt sowie die Vorstände des Bautzener Innenstadtvereins haben am Montagabend ein Zeichen gesetzt: Die Branche benötigt endlich ein Entgegenkommen der Politik und eine Perspektive. Foto: Norman Paeth
„Am heutigen Montagabend leuchtet der Osteingang des Kornmarktcenters rot“, erklärte der Manager des Hauses, Christian Polkow. Dahinter verberge sich auch ein mahnendes Zeichen für eine schnelle Wiedereröffnung der Geschäfte. „Mit der Aktion wollen wir ein klares Zeichen setzen und zeigen: Der Handel blutet aus und die Lebendigkeit der Innenstadt ist in Gefahr. Viele Händler stehen mit dem Rücken zur Wand. Der anhaltende Lockdown gefährdet zahlreiche Geschäfte in ihrer Existenz und Arbeitsplätze im Handel. Daher ist eine schnelle Öffnung der Geschäfte dringend erforderlich. Das geht nachweislich mit Sicherheit und Verantwortung. Zahlreiche Studien belegen, dass der Einzelhandel kein Infektionstreiber ist. Auch das Robert Koch-Institut bewertet das Infektionsrisiko im Einzelhandel ausdrücklich als niedrig.“ Zudem hätten die Geschäfte und Center bereits im vergangenen Jahr umfangreiche Hygiene- und Präventionskonzepte eingeführt, die auch weiterhin konsequent umgesetzt werden sollen. Christian Polkow weiter: „Die aktuell diskutierten ‚Click & Meet’-Angebote oder vergleichbare Ideen sind keine Alternative – im Gegenteil. Die Kosten für Personal und Ladenbetrieb sind zumeist höher als die Umsätze, so dass derartige Angebote die aktuellen Verluste nur weiter erhöhen würden.“
Hinter „Click & Meet“ verbirgt sich eine Idee, die zunächst in Rheinland-Pfalz als erstes Bundesland umgesetzt und praktiziert wurde. Dabei können die Geschäfte von einem Hausstand nach vorheriger Terminabsprache und unter Einhaltung der Hygieneregeln betreten werden. Dazu erfassen die Händler die Daten ihrer Kunden, damit sich im Fall einer Infektion die Kontakte nachvollziehen lassen können. In Kürze könnte diese Regelung unter bestimmten Voraussetzungen auch im Freistaat gelten.
Die Lichtaktion selbst fand im Rahmen der Initiative „Das Leben gehört ins Zentrum“ statt, zu der sich im Vorfeld zahlreiche namhafte Handelsunternehmen zusammenschlossen. Weitere Informationen zur Initiative gibt es hier.
Bayern und Sachsen wollen harte Regeln für Hotspots beibehalten
Ungeachtet dessen haben die Bundesländer Sachsen und Bayern eine Covid-19-Allianz geschlossen, wie heute aus der Staatskanzlei in Dresden verlautete. Ein wesentlicher Punkt des in dem Zuge vereinbarten Maßnahmepaketes befasst sich auch mit dem Handel. „Wir sind uns einig, dass in Hotspots, also Städten oder Landkreisen mit hoher Inzidenz über 100, andere Regeln nötig sind. Diese sind in enger Abstimmung mit den Landesbehörden von den örtlichen Behörden anzuordnen. Hierzu zählen die Fortsetzung von Schließungen unter anderem von Geschäften und Kitas, der Distanzunterricht im Schulbereich und Ausgangsbeschränkungen. Betroffene Kommunen werden eng begleitet und bestmöglich unterstützt“, teilte Regierungssprecher Ralph Schreiber in einer Medieninformation mit. Zum Vergleich: Im Landkreis Bautzen lag die Sieben-Tage-Inzidenz mit Stand Sonntag bei 88 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner.
Interessenvertretung macht sich stark für Wiedereröffnung von Geschäften
Unterdessen haben die Industrie- und Handelskammern (IHKs) im Freistaat Sachsens Regierungschef Michael Kretschmer im Vorfeld der bevorstehenden Ministerpräsidentenkonferenz am Mittwoch und der nächsten Überarbeitung der sächsischen Corona-Schutzverordnung die Erwartungen der regionalen Wirtschaft in Bezug auf Lockerungen der derzeitigen Corona-Beschränkungen übermittelt. Konkret fordern sie für die Einzelhändler hierzulande gleiche Chancen gegenüber anderen Regionen, da eigenen Angaben zufolge in allen an Sachsen angrenzenden Bundesländern trotz teilweise höherer Inzidenzwerte bereits Lockerungen für Händler gelten oder kurzfristig in Kraft treten. Die Herstellung eines fairen Wettbewerbs für die sächsischen Händler, die Versorgung der Bevölkerung nach Monaten der Schließung und die Verhinderung von Einkaufstourismus bedürfen deswegen aus IHK-Sicht einer schnellstmöglichen Angleichung der Spielregeln. Nach Meinung der Kammern ist unter Einhaltung und Kontrolle von Hygienekonzepten spätestens zum 15. März 2021 der stationäre Einzelhandel komplett zu öffnen, da sonst ein Großteil der Gewerbetreibenden bei einer Fortsetzung des Lockdowns zum Aufgeben gezwungen sein würde, hieß es.