Halberstadt kniet sich für „SVT Görlitz“ rein
Mario Lieb, Geschäftsführer der SVT Görlitz gGmbH, lud den Niederschlesischen Kurier in Halberstadt ein, die Arbeitsbühne am Schnelltriebwagen zu betreten. Foto: Till Scholtz-Knobloch
Die Wiederaufarbeitung des legendären „SVT Görlitz“ schreitet voran. Davon konnte sich die Öffentlichkeit jüngst am 2. September im Rahmen des Tages der offenen Tür bei der Verkehrs-Industrie-Systeme GmbH (VIS), dem ehemaligen Reichsbahnausbesserungswerk in Halberstadt in Sachsen-Anhalt, überzeugen.
Halberstadt. Der SVT 18.16 „Görlitz“, später 175, war in den 60er-Jahren der ganze Stolz der Görlitzer Waggonbauer. Der dieselhydraulische Schnellverbrennungstriebwagen, der bis Wien und Kopenhagen verkehrte, wird derzeit jedoch in einer Gemeinschaftsaktion verschiedener Standorte als Botschafter und als „Zug für Mitteldeutschland“ wiederhergestellt.
Die umfassenden Arbeiten an den Wagenkästen, die Stahlbausanierung, findet in Halberstadt statt. Aber auch die OMB im mecklenburgischen Neustrelitz, die die Maschinendrehgestelle aufarbeitet, ITL in Pirna für die Motoren, Leisnig für Wärmetauscher und Kühleinheiten oder Chemnitz und Lokhersteller Voith in Heidenheim sind wegen der Getriebe in die Arbeiten involviert. Letzteres ist quasi eine Hinterlassenschaft der Geschichte, denn die Getriebe musste die DDR letztlich aus Österreich importieren.
Neben den externen Arbeiten kann die gemeinnützige GmbH vor allem aber auf 50 aktive Helfer und einen Pool weiterer Experten bauen, die Mario Lieb als Geschäftsführer der SVT gGmbH von seinem heimischen Schreibtisch in Leipzig aus koordiniert.
Er erklärt gegenüber dem Niederschlesischen Kurier: „Der Zug wird letztlich hier in Halberstadt in Betrieb gesetzt. Die statischen und dynamischen Inbetriebnahmeverfahren werden hier geschehen. Wir müssen aber trotz Personal- und Materialengpässen spätestens Mitte nächsten Jahres in Betrieb gehen – auch weil wir dann die Fahrtenplanung anstoßen müssen.“
Das ursprünglich geplante Ziel, den Zug im März 2023 wieder in den Betrieb zu setzen, ließ sich nicht halten. Als ein Problem stellte sich zum Beispiel die Beschaffung von Sprelacartplatten aus DDR-Zeit heraus – gebundenen Schichtstoffplatten, die in großem Umfang beim Innenausbau des Zuges verwendet wurden. Fragmente wurden also mühsam aus kleineren Beständen bei Tischlern zusammengeklaubt.
Fünf Millionen Euro wird das Gesamtprojekt etwa kosten – der Bund hilft durch Förderung dabei. Das allein reicht jedoch nicht. Wer zur Wiederbelebung des ’Zuges für Mitteldeutschland’ beitragen möchte, kann sich finanziell daran beteiligen über das Spendenkonto der „SVT Görlitz gGmbH“, IBAN: DE02 1009 0000 2780 8310 17, BIC: BEVODEBB bei der Berliner Volksbank.