Hat Blausäure Fischbestand gekillt?

Symbolfoto: Archiv
Göda. Die Untersuchungsergebnisse der Wasserproben, die nach einem massiven Fischsterben im Hoyerswerdaer Schwarzwasser bei Nedaschütz genommen wurden, liegen nunmehr vor. Da diese jedoch Bestandteil eines laufenden Ermittlungsverfahrens sind, wurden sie laut einem Sprecher des Bautzener Landratsamtes an die Staatsanwaltschaft übergeben. Dort hieß es auf Anfrage, dass die Kripo momentan noch mit dem Fall befasst sei. Die Akten befinden sich dort, meinte Staatsanwalt Till Neumann auf Anfrage. Unterdessen machte die Polizeidirektion Görlitz erste Angaben zu dem Vorfall Anfang Juni. Es sei davon auszugehen, dass in schwächerer Konzentration eine Blausäureverbindung in das Gewässer gelangte. Inwieweit dies absichtlich oder fahrlässig geschah, müsse allerdings noch geklärt werden. „Wir gehen mehreren Hinweisen nach und ermitteln in alle Richtungen“, sagte Direktionssprecher Torsten Jahn.
Blausäure kommt unter anderem in Cyaniden vor. Diese Salze finden wiederum in Form von so genannten Cyanido-Komplexen in der Lebensmittelindustrie Anwendung. Sie dienen dort als Lebensmittelzusatzstoffe und sie sind in geringen Mengen als künstliche Rieselhilfe, Trennmittel und Stabilisator für Kochsalz und Kochsalzersatz zugelassen.
War im Umfeld der Fischzucht eventuell eine Havarie passiert, die zunächst unbemerkt blieb? An Spekulationen möchte sich die Polizei keinesfalls beteiligen. Vielmehr könne nicht völlig ausgeschlossen werden, dass möglicherweise die hohen Temperaturen der vergangenen Tage mit eine Rolle gespielt haben. Fakt ist: Vor zwei Wochen schlug das Bautzener Landratsamt Alarm, nachdem am Hoyerswerdaer Schwarzwasser im Ortsteil Nedaschütz die Betreiber einer Forellenzucht ein massives Fischsterben beobachteten. Offenbar war zuvor unbemerkt ein zum damaligen Zeitpunkt noch undefinierbarer Stoff in den Fluss eingeleitet worden. Eine mögliche Gesundheitsgefährdung für Menschen ließ sich zunächst ebenfalls nicht gänzlich ausschließen. Die Kreisverwaltung veranlasste daher umgehend Untersuchungen und ließ entsprechende Proben entnehmen. Eine Woche später lagen die Ergebnisse vor.
Nach ersten Erkenntnissen trat die Substanz vermutlich oberhalb der Fischzuchtanlagen ins Schwarzwasser ein. Das führte mutmaßlich zum Verenden des gesamten Tierbestandes. Die Becken wurden abgelassen und die etwa 13 Tonnen Fisch abtransportiert. Ob auch der Schlamm aus den Becken kontaminiert ist und deshalb abgetragen werden muss, war unklar. Fest steht hingegen: Der Sachschaden liegt nach Auskunft der Eigentümerfamilie bei mehreren 10.000 Euro.
Gödas Bürgermeister Gerald Meyer ließ das nicht ungerührt: „Als Gemeinde haben wir ihr unsere Hilfe zunächst allgemein angeboten. Sollte sie auf uns zukommen, werden wir sehen, wie wir unterstützen können.“
Indes ermittelt die Kripo weiter auf Hochtouren zum Verdacht einer Umweltstraftat. Das Umweltamt hingegen hat eine Warnung zum vorsichtigen Umgang mit dem Flusswasser mittlerweile aufgehoben. Kurz nach Bekanntwerden des Vorfalls empfahl die Behörde Anrainern aus Sicherheitsgründen, kein Wasser zu entnehmen und zu nutzen. Das sei aus qualitativen Gründen nun aber wieder möglich.