Herr VOPO regelt in Görlitz weiter den Verkehr
Peter Demme hatte sich für seinen letzten Diensttag im Polizeipräsidium am 31. Mai in seine alte VOPO-Uniform geworfen. Dies nicht ahnend, hatten Kollegen ihn auch noch standesgemäß in einem alten Wartburg-Einsatzfahrzeug zur Arbeit kutschiert. F: Polizei
Wenn am 30. Juni die Radsportler „Rund um die Landeskrone“ fegen, ist Peter Demme vom Postsportverein wieder für die Organisation zuständig. Als letzter Verkehrsingenieur der Sächsischen Polizei ist er hierbei auch ein Experte, bei dem sich schon in der Vergangenheit Beruf und Freizeit bestens in Einklang bringen ließen.
Görlitz. Eigentlich wähnte sich die Redaktion des Niederschlesischen Kuriers in Sicherheit eines Wissensvorsprungs, als zum letzten Arbeitstag von Peter Demme am 31. Mai im Polizeipräsidium mit ihm eine Fototermin vereinbart war. Peter Demme hatte der Redaktion versprochen, dass er noch einmal zum Ausstand seine alte Uniform aus DDR-Zeit anlegt. Das Versprechen hielt er, doch die viel schöneren Bilder hatte die Redaktion um 10.00 Uhr da dennoch schon verpasst. Denn seine Kollegen hatten ebenso eine Idee und beim „Blaulichttreffen“-Organisator Andreas Pallesche einen Volkspolizei-Wartburg angefordert, mit dem Peter Demme zu seiner Überraschung zum letzten Tag im Dienst an den Arbeitsplatz kutschiert wurde.
Mancher Kraftfahrer staunte nicht schlecht, als Peter Demme vor dem Reichenbacher Turm dann auch noch in dieser Kluft und mit diesem Dienstwagen den Verkehr durchwinkte. Aber der Neupensionär ist ja auch nicht irgendwer, sondern – zumindest kann er dies für Sachsen behaupten – der letzte studierte „Verkehrsingenieur“ in Polizeidiensten!
„Das ist so eine reine Ostgeschichte“, klärt er auf und erläutert: „In der DDR war die Polizei für viele Bereiche tätig, in denen wir heute Verwal-tungsbehörden haben: Führerscheine oder KfZ-Zulassung, selbst dort, wo heute Dekra oder TÜV tätig sind. Genauso hat für den Verkehr nicht eine Verkehrsbehörde bestimmt, wo irgendein Verkehrszeichen hinmusste, sondern die Polizei.“ Selbst die Ampelprogrammierung sei so in die Zuständigkeit von Verkehrsingenieuren der Polizei gefallen. Aus dem Wissensfundus habe er auch nach 1990 zehren können. „Bei Verkehrsschauen konnte ich noch manches anwenden; die Polizei wird zudem bei sämtlichen Baumaßnahmen angehört.
Da ist es von Vorteil, wenn man die Sprache des Ingenieurs spricht“, genoss er manchen Wissensvorsprung. Der Hobbyradsportler – „mehr als sportliche Meriten habe ich Erfolge in der Organisation“, schmunzelt er – sah sich zum Einsatz für seinen Lieblingssport berufen. „Es sterben immer mehr Radsportveranstaltungen. Wir hatten das Radrennen in Niesky, es gab ’Rund um die Hohe Dubrau’, ein größeres Rennen in Löbau, inzwischen gibt es nicht einmal mehr Cottbus-Görlitz. Nur noch ’Rund um die Landeskrone’ ist da“. Und so kam es, dass er nicht allein als Sachbearbeiter Verkehr die Vorbereitung des Einsatzes durchführte, sondern das gleiche auch der Perspektive des Postsportvereins anging, „ohne dass es einen Konflikt gab. Da ich als Polizeiführer auch den Einsatz geleitet habe, hat das ein schönes Paket ergeben.“ Ohne berufliche Involvierung bleibt das zumindest in Diensten des Vereins natürlich erhalten.
Und so wird Peter Demme auch 2024 dafür Sorge tragen, dass die Fans in Biesnitz, Schlauroth, Kunnerwitz, Jauernick-Buschbach oder Pfaffendorf auf ihre Kosten kommen. Das kleine Organisationsteam vom Postsportverein Görlitz mit Peter Demme hat fast ein Jahr mit der Vorbereitung zu tun. Von der Gewinnung von Sponsoren, Unterstützern und Helfern über die Einholung von Genehmigungen bis hin zum Einkauf selbst des kleinsten Kaffeelöffels war an vieles zu denken, vieles zu erledigen.
Am 30. Juni werden die Anwohner rund um die Landeskrone von Musik und Lautsprecheransagen geweckt und haben damit Gewissheit: Ach, heute ist wieder Radrennen „Rund um die Landeskrone“. Starts erfolgen zwischen 9.30 und 9.35 Uhr sowie zwischen 12.15 und 12.29 Uhr, Zieleinläufe etwa zwischen 11.00 und 12.00 Uhr sowie zwischen 14.15 und 15.45 Uhr.
Nicht jeder ist über Verkehrseinschränkungen und Parkverbote glücklich. So dürften voraussichtlich an diesem Tag die Fahrten der Buslinie 67 entfallen. Die meisten freuen sich jedoch, dass wieder eines der beiden großen Sportevents der Stadt – neben dem Europamarathon – stattfindet. Nicht nur spannende Wettkämpfe, bei denen sich die Renner genauso ins Zeug legen wie ihre Profikollegen bei der Tour de France, sondern auch Volksfeststimmung mit Musik, Gegrilltem und Bier, Kaffee und Kuchen, erwarten Besucher und Teilnehmer.
Der Bund Deutscher Radfahrer lässt in Görlitz, wie bereits über ein Dutzend Mal vorher, den Deutschen Meister der Senioren, jetzt „Masters“ genannt, ermitteln. Für Deutschland erstmalig werden in diesem Jahr auch die Masters im deutschen Frauenradrennsport ermittelt. Und die Jedermannfahrer beiderlei Geschlechts, dazu zählen alle Freizeitsportler (zumeist ohne Lizenz), kämpfen im Rahmen der Rennserie des Lausitzcups um die Wertungstrikots. Selbst für die Kleinsten ist ein Rennen reserviert: Auf knapp zwei Kilometer kämpfen sie beim „Fette-Reifen-Rennen“ um den Sieg in drei Altersklassen zwischen sechs und zehn Jahren – ihr Zieleinlauf erfolgt bereits als erster gegen 9.50 Uhr. Dabei werden sie, wie die Großen, von der Polizei, die die Veranstaltung mit Funkwagen, Motorrädern und Streckenposten absichert, begleitet – Peter Demme ist nun jedoch erstmals ohne Uniform dabei, aber seine Kollegen wissen ja auch künftig, wer der Experte mit Sicht aus vielen Perspektiven ist!