Herzenssache: Nachsorge via Smartphone
Oberärztin Christine Karbaum Foto: Nathalie Wittig
Görlitz. „Erneut nimmt das Herzschrittmacher- und Defibrillator-Zentrum des Klinikums Görlitz in Sachsen eine Vorreiterrolle ein“, sagt Katja Pietsch, Pressesprecherin des Städtischen Klinikums Görlitz. Seit langem habe sich das Team der Kardiologie auf dem Gebiet der Telekardiologie spezialisiert. Die Telekardiologie ermöglicht eine kabellose und kontinuierliche Nachsorge der Schrittmacher- und Defibrillatoren der Patienten. Nun erweitert das Team am Görlitzer Klinikum die Möglichkeiten mit einem Implantat.
Bisher funktionierte eine telemedizinische Überwachung (Fernnachsorge) von Gesundheitszustand und Implantat ausschließlich durch eine Übertragung von Informationen des implantierten Gerätes über eine zusätzliche Box. Diese Box konnte sich beispielsweise auf dem Nachttisch des Patienten befinden. Die Kommunikation erfolgte dabei automatisch über Bluetooth bzw. über das Mobilfunknetz, das die Daten des implantierten Gerätes an das Klinikum übermittelt.
Jetzt hat Kardiologin, Dr. Christine Karbaum, einem Patienten das neueste Modell eines Defibrillators implantiert. Dieses kann die tägliche oder in Intervallen festgelegte Überwachung mittels einer App auf dem Smartphone realisieren. Die Daten kommen im Klinikum auf dem Computer von Matthias Michael in der Medizinischen Klinik an.
„Vor allem für Patienten mit einem implantierten Defibrillator sind solche telemedizinischen Nachsorgen von großer Bedeutung, da es sich um schwer herzkranke Patienten handelt“, sagt er zur Betreuung von derzeit 102 Patienten auf kabellose Weise.
„Mit dem neuen Defibrillator und der App gelingt die kontinuierliche Überwachung dieser Patientengruppe zukünftig noch komfortabler“, ergänzt der gelernte Biomediziningenieur. Im Team der Kardiologie werden dann die eingehenden Daten analysiert. Einen kurzen „Herzaussetzer“ muss der Betroffene beispielsweise gar nicht spüren, aber die Daten zeigen es. Darüber hinaus rufen ihn die Patienten auch an, wenn sie das Gefühl haben, dass es ihnen nicht gut geht. Dann reicht ein kurzer Blick in den Computer, um die notwendigen Konsequenzen einzuleiten. Eine Früherkennung von solchen Herzrhythmusstörungen kann sogar Krankenhausaufenthalte ersparen, da Maßnahmen schnell eingeleitet werden können.
Trotz kabelloser Kontrolle sehen die Mediziner die Patienten wenigstens einmal im Jahr oder bei Bedarf auch öfter. Die Nachsorge ist ein wichtiger Aspekt der Arbeit der Klinikum-Kardiologen. Den Herzschrittmacher oder Defibrillator „von der Stange“ gibt es nicht. Jeder Patient erhalte ein auf ihn abgestimmtes Gerät, verspricht Dr. Karbaum.