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Herzenswunsch erfüllt: Luga hat wieder einen Glockenturm

Herzenswunsch erfüllt: Luga hat wieder einen Glockenturm

Lutz Kretschmar, Jens Schindler, Gunter Jasny und Robert Mazalla (v.l.n.r.) waren als Mitglieder des Projektteams an der Planung und am Bau des Glockenturm und des gesamten Areals beteiligt.

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Die Glocken erklingen nun jeden Tag zu festen Zeiten, die kleine früh, die mittlere in der Mittagszeit und die große abends. Foto: privat

Das von der Dorfgemeinschaft neu geschaffene Bauwerk wird am kommenden Samstag eingeweiht. Und es ist noch viel mehr entstanden ...

Luga. Im heutigen Neschwitzer Ortsteil Luga gab es einst ein bedeutendes Rittergut, zu dessen Gebäudeensemble auch ein Pferdestall gehörte. Und zwar kein gewöhnlicher Pferdestall, sondern einer mit einem Glockenturm, der als „Reiter“ auf dem Dachfirst saß. In der Mitte der Siebzigerjahre des 20. Jahrhunderts wurden Teile des alten Pferdestalls abgerissen; die drei Glocken kamen ins damalige Lugaer Gemeindeamt. Nach der Eingemeindung nach Neschwitz wurden sie im dortigen Bauhof eingelagert, wo sie jahrelang verblieben.

In Vergessenheit gerieten die Lugaer Glocken aber nie: „Es war immer ein Herzenswunsch vor allem der älteren Dorfbewohner, dass die Glocken nach Luga zurückkehren sollen“, weiß Gunter Jasny. „Fast jeder Lugaer kennt die Geschichten, die mit den Worten anfangen: ‚Die Gemeinde hat immer noch unsere Glocken…“ Doch einfach auf den Bauhof fahren und sie abholen – das ging natürlich nicht. „Wir brauchten ein gut durchdachtes Konzept“, erklärt das Vorstandsmitglied des in Luga ansässigen Vereins Club Wittinghof, der schon seit vielen Jahren das dörfliche Leben in dem Ort abseits der B 96 mit kulturellen Aktivitäten bereichert. Und so gründete sich 2021 ein Projektteam aus Mitgliedern des Vereins und weiteren engagierten Lugaern. „Die Gemeinde stimmte der Rückkehr der Glocken nach Luga unter der Bedingung zu, dass diese gut sichtbar präsentiert werden“, so Gunter Jasny. Schnell war klar, dass dies in Form eines Glockenturms geschehen soll. Die erste Aufgabe bestand darin, einen geeigneten Ort für die Aufstellung zu finden: „In Frage kamen das Gelände des Wittinghof-Clubs sowie das Areal zwischen dem Denkmal für die Gefallenen der Weltkriege und dem Dorfteich“, berichtet er. Die Wahl fiel auf Letzteres – ein idyllisches, aber wild bewachsenes Fleckchen Erde.

Das Projektteam schmiedete nun in wechselnder Besetzung Pläne, „alle brachten ihre Ideen ein. Wir stellten bei der Leader-Region Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft einen Förderantrag, wurden aber zwei Mal hintereinander nicht berücksichtigt. Im dritten Anlauf, 2023, klappte es dann endlich“, beschreibt Gunter Jasny den weiteren Werdegang. Nun musste alles recht schnell gehen, denn die Förderung ist an enge Fristen gebunden: „Die Genehmigung des Bauantrags vom Landratsamt lag nach wenigen Tagen vor, wofür wir sehr dankbar sind.“ So begann nun die Zeit, die bislang nur auf dem Papier existierenden Entwürfe Wirklichkeit werden zu lassen. Letzten Endes nahm das Projekt einen Umfang an, der weit über die ursprünglichen Pläne hinaus ging: „Durch die umfangreichen Eigenleistungen und die tatkräftige Unterstützung von Firmen aus der Umgebung konnten wir Einsparungen erzielen, die es uns ermöglichten, den Glockenturm mit einem automatischen Läutwerk auszustatten“, nennt Gunter Jasny ein Beispiel. „Die Glocken erklingen nun jeden Tag zu festen Zeiten, die kleine früh, die mittlere in der Mittagszeit und die große abends.“ Aus der Rinka, der historischen Brunnenanlage, sprudelt jetzt wieder frisches Wasser. Ein Stein aus Soraer Granit trägt eine gußeiserne Platte, welche ein Wappen – vermutlich von einer der früheren Gutsherrschaften – zeigt und von der ortsansässigen Firma Elektro-Heidan gespendet wurde. „Es war uns wichtig, heimische Materialien zu verwenden – oberlausitzer Granit für die Pflasterung, Lärchenholz für den Turm und Schieferschindeln für das Dach“, so Gunter Jasny. Eine Infotafel gibt Auskunft über die Geschichte der Lugaer Glocken und über ihren Hersteller – die einstmals weit über die Oberlausitz hinaus bekannte Glockengießerei Gruhl aus dem nahe gelegenen Kleinwelka. 

Am kommenden Samstag, dem 10. August, soll das neu geschaffene Areal, das weit mehr umfasst als nur den Glockenturm, mit einem Dorffest eingeweiht werden. 14 Uhr geht es los, 14.30 Uhr findet die christliche Weihe des Turmes statt und ab 15 Uhr sorgt die Liveband Jamboree für Unterhaltung. Für Speis und Trank ist ebenso gesorgt wie für die Unterhaltung der Kinder, von denen es in Luga eine ganze Menge gibt. In Nutzung befindet sich das auch mit Sitzbänken ausgestattete Gelände freilich schon seit einiger Zeit – „immer wieder halten hier Radfahrer für ein Picknick an, Menschen aus dem Dorf treffen sich“, freut sich Gunter Jasny – denn genau das war die Absicht hinter dem Projekt: Einen Treffpunkt zu schaffen, den die Gäste des Dorfes und die Lugaer selbst gern annehmen. Dass letzteres der Fall ist, zeigt sich auch daran, dass der Blumenschmuck stets mit frischem Wasser getränkt ist. Alles in allem, so schätzt der Vorsitzende des Wittinghof-Clubs ein, hat das neu geschaffene Ortszentrum einen Wertumfang von etwa 40.000 Euro, wovon das eigentliche Leader-Projekt nur knapp die Hälfte ausmacht. „Der Rest wurde durch die große Unterstützung aus der Bevölkerung sowie von zahlreichen Firmen möglich, wofür wir uns herzlich bedanken“, betont Gunter Jasny. Der neue Glockenturm – er bildet einen würdigen Abschluss für die wechselvolle Geschichte der Lugaer Glocken. 

Uwe Menschner / 05.08.2024

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