Herzschmerz-Briefe aus aller Welt an die Osterhäsin Lotti
Die quirlige Osterhäsin Lotti beschäftigt sich im Osterhasenpostamt des Kinder- und Jugenderholungszentrums Querxenland Seifhennersdorf mit jeder Zuschrift. Foto: Ingo Döring
Die Osterhäsin Lotti hat ihr Reich und das dazugehörige Umfeld schon vor einiger Zeit entsprechend geschmückt. Foto: Ingo Döring
Seifhennersdorf. Die quirlige Osterhäsin Lotti beantwortet jede Zuschrift.Im Hasenbau mit Schränken und Regalen lagern Osterpost, Briefpapier, Umschläge und Zubehör. Zweige an der Decke geschmückt mit Ostereiern und Osterfiguren – viele davon sind Geschenke von Kindern – zieren die „vier Wände“. Plüschhasen und Lämmchen sitzen auf den Fensterbrettern .
Fleißige Helfer können an großen Tischen mit Stühlen die Briefe mit frankieren. Lotti selbst hat viele Ostergeschichtenbücher gesammelt. Ihr stehen für den „Dienst“ ein Schreibtisch mit PC, Drucker und Telefon zur Verfügung.
In den ersten Tagen erreichen das Osterhasenpostamt im KiEZ Seifhennersdorf circa 30 Briefe im Normalformat oder auch A4 Umschlag.
Dann können es – je nach Wochentag – schon mal 55 bis 70 werden. Oft treffen auch Gruppenbriefe von Schulklassen oder Kitas – mit 25 bis 30 Briefen drin – ein. Manche Gruppen bzw. einzelne Personen schicken auch ein großes Bild in einer Papprolle oder in einem Karton.
Die Altersspanne der Adressaten reicht von einem Monat (da schreibt die Mama) bis hin zu 85 Jahren.
Die Briefe sind im Schnitt eine halbe oder eine Seite lang – eventuell liegt noch ein Frühlingsbild, ein Gedicht oder eine selbsterdachte Geschichte bei. Ausnahmen bestätigen die Regel. Denn der längste aller Briefe war drei Seiten lang. Mädchen und Jungen malen mitunter auch mehrere Bilder. Lotti staunt zum Beispiel auch manchmal darüber, wenn vielleicht ein zweijähriges Kind mit dem Pinsel ein paar „Striche“ aufs Blatt malt: „Ich finde so ein Bild mega, weil es wahrscheinlich der erste Brief an den Osterhasen gewesen ist.“ Im Osterhasenpostamt seien auch schon ganz viele rührende Briefe eingetroffen, wie Lotti betont.
So schrieb zum Beispiel Oma Roswitha aus Leipzig, dass sie sich Sorgen um ihren siebenjährigen Enkel Andre macht, „da er kürzlich seinen Uropa verloren hat, den er sehr geliebt hat. Er bekommt gern Post und würde sich sehr über einen Brief von uns freuen.“ Sabine aus Dortmund vermittelte in groben Zügen ihre Lebensgeschichte mit vielen Krankheitstiefs: „Warum erzähle ich Ihnen die Kurzfassung meines Lebens? Weil ich eigentlich nur aufzeigen will, dass es für Kinder so wichtig ist, an Geschichten zu glauben und ich dankbar bin, dass es Menschen, wie sie gibt, die mithelfen, diese Geschichten aufrechtzuerhalten.“ Jona und Emil aus Berlin schrieben: „Ich habe dich sooo lieb und mein Bruder Emil hat dich auch sooo lieb. Wir werden bestimmt viel Freude bei der Suche haben.“ Familie Thiele aus Schlanstedt im Landkreis Harz in Sachsen-Anhalt ging in ihren Zeilen darauf ein, „dass wir wissen, wie viel Arbeit in den nächsten Tagen vor dir und deinem Team liegt. Daher möchten wir dir sagen, wenn du Hilfe brauchst, können wir dich sehr gern unterstützen“. Oma Carola aus Thüringen schrieb, „dass ein strahlendes Lächeln und glänzende Augen der Lohn dafür sind, wenn deine Post eintrifft“. Die Osterhäsin sollte ihren drei Enkeln in Rudolstadt schreiben.
Solche und ähnliche Briefe beschäftigen die äußerst sensible Lotti sehr. Die Osterhäsin findet in jedem Fall immer die richtigen Worte darauf, beantwortet fortschrittlich und modern die Osterpost mit dem Computer – ohne Druck und Stress. In der Regel mit einem in jedem Jahr neu verfassten Standardbrief. „Bei Fragen und Besonderheiten gehe ich auch ganz individuell darauf ein“, betont sie. Ein Extralob von ihr gibt es, wenn Kinder oder Erwachsene ein sehr schönes Bild malen, etwas Gebasteltes schicken oder Gedichte und Geschichten senden. Das teuerste Porto schlug bisher mit 3,70 Euro in die USA zu Buche. Ausländische Briefe bezahlt das KiEZ, Briefe nach Deutschland sponsert „Post Modern“. Die weiteste Post erreichte Lotti übrigens einst von den Philippinen. Und was passiert eigentlich mit den vielen eingegangenen Briefen im Anschluss? „Wir bewahren alle Karten in kleinen Körben bzw. offenen Schachteln im Hasenbau oder Osterbüro auf und stellen bei uns eingegangene Dekos ebenso aus“, antwortet sie. Und sie fügt hinzu: „Wir entfernen bei allen Briefumschlägen die Briefmarken und verschicken bzw. verschenken diese an Briefmarkensammler.“ Alle Briefe würden noch einmal gesichtet und zwei immer zusammengeklebt. Somit entstehen daraus „Osterbücher“, die dann gebunden und im Osterhasenbau und Osterbüro aufbewahrt werden.
Lotti selbst feiert nach Ostern mit ihrer Familie Ostern. „Wir machen zusammen einen kleinen Ausflug und kochen gemeinsam etwas Leckeres.“ Und: „Wenn alles aufgeräumt und wieder in Ordnung ist, zieht es mich unter normalen Umständen an meine geliebte Ostsee in den Urlaub.“ Anschließend überlegt die Osterhäsin schon wieder, was es Neues für das kommende Jahr geben könnte. Und über den Winter schläft Lotti, um neue Kraft für kommende anstehende Aufgaben zu schöpfen.
Das Osterhasenpostamt im KiEZ hat jedenfalls einen großen Stellenwert für die Region. Denn Gruppen und Familien sollen die Osterhasen hier besuchen kommen, die schöne Oberlausitz kennenlernen und hier gemeinsam schöne Aufenthalte erleben. Lotti hat abschließend eine große Bitte an alle, die ans Osterhasenpostamt schreiben: „Bitte schreibt die Adressen leserlich – vielleicht in Druckbuchstaben – und vollständig. Leider kommt es immer wieder vor, dass wir im Internet recherchieren oder über Facebook suchen müssen.“ Das sei sehr aufwendig und die Mühen seien sogar oftmals umsonst.
Wer den Osterhasen auch künftig ein paar Grüße senden möchte, der schreibt an das Oberlausitzer Osterhasenpostamt, Viebigstraße 1, in 02782 Seifhennersdorf. Man findet den Osterhasen auch auf Facebook unter https://www.facebook.com/OberlausitzerOsterhasenpostamt/ und im Internet unter www.osterhasenpostamt.de.
