Hohe Auszeichnung für die Kamenzer Stadtbibliothek
Zwölf Monate nach der Eröffnung des Erweiterungsbaus an der Oststraße am 30. September 2022 hat die Kamenzer Stadtbibliothek nun auch ihren Praxis-Test bestanden. Foto: Bibo
Leiterin Marion Kutter (hier noch im früheren Domizil) und ihr Team freuen sich über die Auszeichnung. Foto: Archiv
Der Sächsische Bibliothekspreis 2023 geht an die Stadtbibliothek „G. E. Lessing“ in Kamenz. Das hat Kulturministerin Barbara Klepsch bekanntgegeben. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wird am 1. November verliehen.
Kamenz. „Ich gratuliere dem Team der Stadtbibliothek ’G.E. Lessing’ ganz herzlich zur Auszeichnung mit dem Sächsischen Bibliothekspreis 2023. Die Einrichtung zeigt vorbildlich, wie professionelle Bibliotheksarbeit und Innovationskraft zu einem einladenden Aufenthalts-, Veranstaltungs- und Kulturort in Kamenz geführt haben“, so Barbara Klepsch. Und weiter: „Kamenz zeigt beispielhaft, wie die Weiterentwicklung einer Bibliothek räumlich und inhaltlich aussehen und so Wahrnehmung wie Nutzerzahlen deutlich steigern kann.“
Der Kamenzer Oberbürgermeister Roland Dantz spricht von einer Win-Win-Situation für alle Beteiligten: „Vor fünfeinhalb Jahren ermöglichte uns die bahnbrechende und mutige Entscheidung des Kamenzer Stadtrates und des Kreistages des Landkreises Bautzen, die Stadtbibliothek in den Erweiterungsneubau des neuen Lessing-Gymnasiums zu integrieren, ein stadtgeschichtlicher Jahrhundertschritt. Wir haben diese Chance genutzt und unsere neue Stadtbibliothek für unsere Stadt zu diesem zukunftsweisenden Kultur- und Bildungsort ausgebaut, der nun mit dem Bibliothekspreis gewürdigt wird und der weit über unsere Region ausstrahlt.“
In ihrer Begründung zur Auszeichnung der Einrichtung lobte die Jury das reichhaltige Programm für alle Generationen, die umfänglich erweiterten Öffnungszeiten und das neue OpenLibrary-Angebot.
Zwölf Monate nach der Eröffnung des Erweiterungsbaus an der Oststraße am 30. September 2022 hat die Kamenzer Stadtbibliothek nun auch ihren Praxis-Test bestanden.
„Im städtischen „Wohnzimmer“ finden Menschen zwanglos zueinander, arbeiten Schüler allein oder gemeinsam, wird in aktuellen Magazinen geblättert, amüsieren sich Groß und Klein im Gaming-Schneckenhaus oder im Probierstübchen mit den Mini-Robotern. Musikliebhaber geben spontane Klavierkonzerte. Jugendliche chillen auf den Sitzpolstern. Hier wird gelernt, gelesen und gelacht – und an den Selbstbedienungsautomaten stapelweise verbucht. Täglich werden durchschnittlich zwischen 600 und 900 Exemplare ausgeliehen“, so Leiterin Marion Kutter.
Dank moderner RFID-Technik wurden seit Eröffnung insgesamt nahezu 100.000 Besucher gezählt, was im Vergleich zum alten Standort eine Verdreifachung bedeutet und täglich einer Frequentierung von 350 Personen entspricht. Die Hälfte kommt aus den umliegenden Gemeinden und ist jünger als 30 Jahre. Die Neuanmeldungen sind um das Vierfache auf 1.429 gestiegen.
Neben 33.000 aktuellen Medien, digitalen Angeboten und Datenbanken sowie Arbeitsplätzen und WLAN punktet die Bibliothek mit fachlicher Kompetenz, einem abwechslungsreichen Veranstaltungsprogramm und alltagstauglichen Öffnungszeiten, die dem Einzelhandel angepasst sind. In den Abendstunden und an den Wochenenden liegt die Verantwortung für die moderne Einrichtung in den Händen der Nutzer. Die so genannte OpenLibrary, die seit Juni 2023 in Betrieb ist, stellt ein Novum in der Region dar. Der eigenständige Zutritt erfreut sich eines großen Zuspruchs. Berechtigt sind Personen ab 16 Jahre mit gültiger Bibliothekskarte. Wer den Service in Anspruch nehmen möchte, erhält an der Service-Theke eine Einweisung und wird freigeschalten. In den ersten drei Monaten wurden über 400 Nutzer registriert. War im Lessinghaus durch die räumliche Enge eine Weiterentwicklung der Bibliothek nicht möglich, verfügt sie nun über doppelt so viel Platz und mit Kunstpodest, Seminarraum sowie Kinder-Bühne beste Möglichkeiten für Veranstaltungen. Insgesamt 152 wurden seit Eröffnung durchgeführt – insbesondere für Kinder- und Schülergruppen, aber auch für die Öffentlichkeit, wie das Lese-Café zu den Kamenzer Lessing-Tagen oder die beliebte Reihe „Worte & Weißwein“ des Bibliotheksfördervereins, der PoetrySlam der Stadtwerkstatt, die Kinder-Uni und Aktionen zur Krabat-Woche.
„Das Fazit lautet: Die Symbiose von Bibliothek und Schule unter der Marke „Lessing“ ist geglückt und funktioniert zum beiderseitigen Vorteil. Die behagliche Wohnzimmer-Atmosphäre der Bibliothek passt bestens zum Charakter der Lessingstadt und ihren Bewohnern“, so Marion Kutter.