Husarenhof erhitzt weiter die Gemüter

Aus dem ehemaligen Hotel "Husarenhof" soll schon bald ein Asylbewerberheim werden. Ab März sollen hier 300 Flüchtlinge einziehen. | Foto: Redaktion
Ergänzung vom 25.01.2016: Aufgrund der zu erwartenden großen Nachfrage für die Informationsveranstaltung zur geplanten Flüchtlingsunterkunft im Husarenhof Bautzen wird der Veranstaltungsort verlegt. Die Veranstaltung findet am Dienstag, 26. Januar, 19.15 Uhr im Deutsch-Sorbischen-Volkstheater Bautzen, Seminarstraße 12 statt, teilt das Landratsamt mit. Außerdem beginnt die Veranstaltung 15 Minuten später als ursprünglich geladen. Damit haben alle Interessenten die Möglichkeit zur Teilnahme, um vom ursprünglich geplanten Versammlungsort rechtzeitig das Theater zu erreichen.
Bautzen. Nachdem am 29. Dezember in der Presse offiziell verkündet wurde, dass der Husarenhof zur neuen Asylunterkunft von Bautzen umfunktioniert wird, war der Aufschrei unter den benachbarten Anwohnern groß. Die meisten Mieter der unmittelbaren Umgebung erfuhren dieses Vorhaben aus der Presse. Einige Geschäfte und Arztpraxen müssen, teilweise innerhalb von drei Monaten, den Standort räumen und neue Geschäftsräume suchen. Die Bevölkerung ist verärgert. Doch warum wurden die Menschen in Bautzen vom Landratsamt nicht früher benachrichtigt?
Dazu bezieht das Landratsamt klar Stellung: "Wir haben die Information am 29. Dezember als Pressemitteilung bekanntgegeben. Eine persönliche Information erfolgte nicht. Dies war im Ablauf gar nicht mehr zu schaffen. Briefe wären erst im neuen Jahr angekommen – durch die Schnelligkeit der Medien, insbesondere im Internet, wäre die Neuigkeit schon verbreitet gewesen, bevor die Briefe da sind. Daher bedienen wir uns der öffentlichen Medien, um die Bevölkerung zu informieren." Allerdings weist das Landratsamt darauf hin, dass das Thema Flüchtlinge in der Gesellschaft bei allen angekommen sein sollte und jeder Bürger damit rechnen müsse, dass in seiner Nachbarschaft Flüchtlinge einziehen könnten.
Das Landratsamt hätte früher informieren müssen, fordern die Anwohner und gekündigte Mieter des Husarenhofs. Hier werden ab März 300 Flüchtlinge im bis dahin umgebauten Hotel und den vorbereiteten Praxisräumen untergebracht. Doch wann wäre der richtige Zeitpunkt für die Info gewesen?
Zu informieren, bevor die Verträge unterschrieben sind, macht keinen Sinn. Und es ist unüblich, im Verlauf von Vertragsverhandlungen Absichten zu erklären. Ganz nüchtern betrachtet, wurde die Informationskette eingehalten. Nach Vertragsabschluss verschickte der Vermieter die Kündigungen an seine Mieter, die mit der Verzögerung durch die Weihnachtstage am nächsten Werktag eintraf. Schon am Nachmittag des folgenden Tages gab das Landratsamt die Presseerklärung heraus. Und in der ersten Januarwoche erhielten die Anwohner die Information. Eine Verzögerung, die sich ebenfalls durch die Urlaubszeiten um den Jahreswechsel erklärt.
Wer nun meint, der Vertrag hätte einfach eher unterschrieben werden müssen, verkennt, wie Verhandlungen ablaufen. Und mal ehrlich: Welchen Unterschied hätte es gemacht, wenn Anwohner und Mieter vor dem dritten oder vierten Advent vom Asylbewerberheim im Husarenhof erfahren hätten?
Ist die Diskussion über die zu späte Information nicht eher ein vorgeschobenes Argument, um nicht laut sagen zu müssen: Wir wollen hier keine Asylbewerber? Ein Wunsch, den man durchaus nachvollziehen kann. Nur hat die Verwaltung im Moment keine Handlungsspielräume, diesen Wünschen gerecht zu werden.
Klar steht es den Anwohnern des Husarenhofs frei ihre Meinung zu äußern. Das macht sie nicht zu Feinden der Asylbewerber. Problematisch und deshalb verboten sind hetzerische Reden oder tätliche Übergriffe gegenüber denen, die bei uns Schutz und Hilfe erwarten. Und natürlich müssen sich die Ankommenden auch an unsere Regeln und Gesetze halten.
Katrin Kunipatz
Viele Anwohner haben daher auch Verständnis, dass Asylbewerberheime errichtet werden. Doch die gekündigten Mieter reagieren nicht immer positiv. Michael Pfützner, der ehemalige Inhaber des Hotels "Husarenhof", hat dazu eine klare Meinung. "Wie die Regierung und speziell der Landrat hier mit den Anwohnern und den Mietern umgeht, ist nicht akzeptabel. Es gab kaum Informationen, alle wurden vor vollendete Tatsachen gestellt."
Seinen Folgevertrag über zwei Jahre hatte Michael Pfützner bei der Säurich-Sassenscheidt GbR nicht verlängert, da zu viele erhebliche bauliche und Brandschutzmängel an dem Gebäude vorliegen. "Seit ich den Husarenhof 2010 übernommen habe, wurde hier nichts saniert. Diese Tatsache war für mich der ausschlaggebende Punkt, den Vertrag auslaufen zu lassen", erklärt der Unternehmer. Da dieser Komplex nun leersteht, wurde er dem Landratsamt zur Nutzung angeboten.Es wurde entschieden, dieses Objekt für die Unterbringung von Asylbewerbern umzufunktionieren. Michael Pfützner führt weiterhin aus: "Den Standort halte ich als Flüchtlingsheim absolut für ungeeignet, hier wird eine ganze Infrastruktur zerstört. Den Anwohnern gegenüber finde ich es unfair, und dass sie einfach vor vollendete Tatsachen gesetzt wurden, hat einen sehr negativen Beigeschmack."
Auch Dr. med. Frank Schampera wird seine Praxis am Käthe-Kollwitz-Platz aufgeben müssen: "Wir haben in einem offiziellen Einschreiben von der Kündigung am 28. Dezember erfahren. Unser Mietvertrag läuft aber erst Ende 2016 aus. So haben wir Zeit, uns neue Räumlichkeiten zu suchen", erklärt Dr. Frank Schampera. "Im Moment herrscht natürlich einiges an Unsicherheit, besonders bei den Patienten. Aber wir können nur darauf hinweisen, dass die Termine in den nächsten Wochen und Monaten bestehen bleiben und wir unsere Patienten frühzeitig informieren werden, wo und wann die neue Praxis eröffnet wird."
Dass der Eigentümer des Gebäudes, die Säurich-Sassenscheidt GbR, den Husarenhof nun als Asylunterkunft nutzen möchte, kann der Allgemeinmediziner durchaus verstehen, nur die Art und Weise der Bekanntgabe findet er bedenklich. "Eigentlich haben wir aus der Presse erfahren, was hier passieren soll. Das Landratsamt hätte die Anwohner früher informieren müssen."
Schneller ihr Kosmetikstudio räumen muss Ulrike Brenzel. Bereits zum 31. März muss die Kosmetikerin umziehen. In einem offenen Brief, den sie im Schaufenster aushängt, erklärt sie ihren Kunden ihre brisante Lage. "Natürlich wäre ich gerne in meinen Räumen geblieben. In den zehn Jahren habe ich viel in den Laden investiert. Aber ich möchte niemanden angreifen, denn zu schnell wird man in eine Schublade gesteckt, wenn man zu diesem Thema kritisch Stellung bezieht", so Ulrike Brenzel.
Für ein friedliches Zusammenleben wollte das Bündnis "Bautzen bleibt bunt" am vergangenen Wochenende vor dem Husarenhof werben. Doch es kam zu einem Angriff auf den Stand. Außerdem versammelten sich wieder bis zu 400 Asylgegner auf den Straßen. Auch eine öffentliche Sitzung des CDU-Kreisverbandes endete mit Tumulten.
Verärgerte Menschen machten sich über ihre Ängste und Bedenken Luft. Viele sind von der Politik enttäuscht und fühlen sich falsch verstanden. Das Thema Kommunikation steht dabei klar im Vordergrund. Fehlende Informationen, gerade auch beim Thema Husarenhof, hat die Stimmung in Bautzen angeheizt. 300 neue Flüchtlinge sind einfach zu viel, wie es unter anderem in der CDU-Sitzung hitzig diskutiert wurde. Um dieser Meinung entgegenzuwirken, wird am Dienstag, 26. Januar, eine Anwohnerversammlung zum Thema Husarenhof, um 19.00 Uhr im ehemaligen An- und Verkauf Dr.-Peter-Jordan-Straße 21 stattfinden.