Direkt zum Inhalt springen
Info & Kommentare

Ihr verrücktes Weihnachten: Rätsel um Weihnachtsmann

Ihr verrücktes Weihnachten: Rätsel um Weihnachtsmann

Der Weihnachtsmann im 19. Jahrhundert; erst im 20. Jahrhundert kam er über die Coca-Cola-Werbung zu seinem roten Mantel. Foto: Friedrich Wilhelm Scholtz-Knobloch

Region. „Jedes Jahr zu Heiligabend trifft sich unsere gesamte Familie bei uns zu Hause. Wir sind inzwischen selbst Großeltern und setzen die schöne Tradition unserer Eltern fort. So war es auch an jenem Abend. Das gemütliche Kaffeetrinken im Lichterschein sowie das ausgiebige Abendessen waren vorüber und alle warteten auf die Bescherung. Vor allem unsere beiden Enkel, Junge, sieben Jahre, und Mädchen, sechs Jahre, wurden zunehmend ungeduldiger. ,Es gibt ja gar keinen Weihnachtsmann!’, platzte unsere Enkelin plötzlich heraus. Bisher glaubte sie noch daran. Alle schauten sich verdutzt an. ,Wer sagt das?’, entfuhr es mir. Alle schauten auf unseren Enkel. So vielen Blicken konnte er wohl kaum standhalten. Kleinlich gab er zu, dass sie in der Klasse darüber gesprochen hätten. ,Das machen alles die Eltern, die kaufen die Geschenke“, sprudelte es aus ihm hervor. Ein wenig tat er mir in diesem Augenblick leid. Die schöne Weihnachtsstimmung drohte zu kippen, da kam mir eine Idee. Unauffällig verließ ich das Wohnzimmer, holte leise den Geschenkesack und einen Puppenwagen aus dem Kinderzimmer und stellte alles vor die Korridortür. Eilig lief ich die Treppe hoch und klingelte trotz des Heiligabends an seiner Wohnungstür, nämlich an der meines Nachbarn. Ich schilderte kurz unser Problem. Schnell hatten wir ein Abkommen getroffen.

Niemand hatte es bemerkt und so mischte ich mich wieder unter meine Gäste. Ich motivierte die Kinder, doch ein Weihnachtslied zu singen, damit es der Weihnachtsmann hört. Ich sah, wie unser Enkel schon wieder etwas hämisch lächelte, aber er sang mit. ,Na warte’, dachte ich. Und da, mitten im Lied, klopfte es draußen ganz laut an der Tür. Alle waren erschrocken und schauten fragend in die Runde. Es waren doch alle da, dachten sich wohl die Kinder. Wer sollte so spät noch kommen? Ich ging zur Tür und öffnete extra etwas vorsichtiger. Niemand war zu sehen, aber vor der Tür stand ein riesiger Sack, ein nagelneuer, kunterbunter Puppenwagen mit Inhalt und eine Rute. Für wen die wohl war? Die hatte aber der Weihnachtsmann bestimmt nur vergessen. Nun wurden die Augen immer größer. Unsere Enkelin schaute noch etwas ängstlich zur Tür heraus und unser Enkel traute sich bis zur Treppe, wo er fragend herabsah. Er wusste ja nicht, dass der ,Weihnachtsmann’ von oben gekommen und schon längst wieder in seiner Wohnung war.

Nun war die Angst wie weggeblasen und die Freude riesengroß. Der Sack war natürlich von unserem Enkel hereingeschleppt und der Puppenwagen von unserer Enkelin in Besitz genommen. Sicher hat unser Enkel lange gegrübelt, wie das alles sein konnte. Ich wollte ihm aber noch einen kleinen Dämpfer verpassen und als alle ganz aufgeregt beim Geschenkeauspacken waren, konnte ich mich mit Opas großen Schuhen auf den Balkon schleichen. Es hatte frisch geschneit und so konnte ich große, dicke Tapsen in den Schnee drücken, der auf der Balkonbrüstung lag. Später liefen die Kinder hinaus, um zu sehen, ob es noch schneit. Dabei entdeckten sie die Spuren. Unser Enkel sagte gleich: ,Oma, das warst du’. Ich konterte: ,Oder ist der Weihnachtsmann über den Balkon gekommen?’. Kaum hatte er zu Ende gesprochen, ertönte im Innenhof eine Glocke. Wir horchten auf, waren ganz überrascht, lief doch unten im Schnee ein Weihnachtsmann. Roter Mantel, weißer Bart, Sack auf dem Rücken, Glocke und Rute. Die Kinder riefen ihm etwas zu, da sah er zu uns hoch und rief ,Fröhliche Weihnachten’. Die Kinder winkten und riefen zurück. Dann wurden beide ganz still. Man hörte noch ein ,Ho, Ho, Ho’, ehe der Weihnachtsmann in einem Hintereingang verschwand. Wenn das kein Zufall war. Für uns war es das verrückteste Weihnachtsfest von allen, von dem noch lange gesprochen wurde. Unsere Enkel sind jetzt beide erwachsen und oft hört man: ,Weißt du noch?’“.
 

Barbara Hering (Löbau) / 22.12.2022

Schlagworte zum Artikel

Was sagen Sie zu dem Thema?

Schreiben Sie uns Ihre Meinung

Die Mail-Adresse wird nur für Rückfragen verwendet und spätestens nach 14 Tagen gelöscht.

Mit dem Absenden Ihres Kommentars willigen Sie ein, dass der angegebene Name, Ihre Email-Adresse und die IP-Adresse, die Ihrem Internetanschluss aktuell zugewiesen ist, von uns im Zusammenhang mit Ihrem Kommentar gespeichert werden. Die Email-Adresse und die IP-Adresse werden natürlich nicht veröffentlicht oder weiter gegeben. Weitere Informationen zum Datenschutz bei alles-lausitz.de finden Sie hier. Bitte lesen Sie unsere Netiquette.

Weitere aktuelle Artikel