Im Görlitzer Kaisertrutz heißt es „Prost Mahlzeit“
Esskultur fügt sich in Görlitz und seiner Umgebung kulturgeschichtlich in viele böhmische und schlesische Traditionen ein (Foto). Den Alltag bestimmt heute jedoch Döner. Foto: Till Scholtz-Knobloch
Görlitz. Der Blick in die Geschichte zeigt, dass Lebensmittel in Görlitz immer ein rares, wertvolles Gut waren, Mangel und Not oft den Alltag bestimmten. Und wie vielerorts galt auch hier: Die Reichen gaben den Armen aus christlicher Selbstverständlichkeit. Geschlemmt wurde bei Festen, danach wurde wieder gespart. Was die Görlitzer in den vergangenen Jahrhunderten aßen und woher ihre Lebensmittel kamen, davon erzählt ab 16. September nun die neue zweisprachige Ausstellung „Prost Mahlzeit“, zu der Minderjährige übrigens freien Eintritt haben, im Kaisertrutz. Das scheint eine gute Entscheidung in einer Zeit zu sein, in der die Esskultur abnimmt, gemeinsame Mittagessen in den Familien oft nicht mehr stattfinden oder lauwarme Pizza vom Bringdienst als Ess-“Kultur“ durchgeht. Auch das Museum räumt ein: „Noch nie standen die Gewohnheiten beim Essen und Trinken derart auf dem Prüfstand wie heute“, begründet aber völlig anders: „Auch in Görlitz werden Lebensmittel gegenwärtig noch massenhaft weggeworfen. Wirtschaftsressourcen werden verschwendet und weite Transportwege scheinen keine Rolle mehr zu spielen“. Statt eines simplen Plädoyers für den Umweltschutz heißt es eher staatsmännisch: „Industrielle Massentierhaltung schadet dem Klima (...) Dabei ist bekannt, dass nichts weniger als unser grüner Planet auf dem Spiel steht. Daraus entstehen ein Umdenken und ein bewussterer Umgang mit der wertvollen Ressource ’Lebensmittel’. Na dann: Prost Mahlzeit!