Direkt zum Inhalt springen
Info & Kommentare

Im Krieg gibt es eben tote Ratten am Stock

Im Krieg gibt es eben tote Ratten am Stock

Jens Schurig erläutert Inhalte des Museums den aus Neugier anklopfenden Rothenburger Radausflüglern Sabine und Dr. Andreas Kunze sowie Martha und Dieter Helmut. Foto: Till Scholtz-Knobloch

Ein LPG-Gebäude in Neusorge ist zum Museum und Begegnungsort geworden. Nach Sanierung fand hier der 2021 gegründete Förderverein „Militärhistorisches Museum Neusorge“ sein Domizil. Am 7. September, ab 10.00 Uhr, eröffnet dieser seine Schau: ’Nie wieder Krieg! – Sächsische Militärgeschichte zwischen Kurfürst und Kaiser“. 

Neusorge.
Schneidige Uniformen, Säbel und blank geputzte Waffen oder eine Kanone erzählen die Geschichte der sächsischen Armee von 1600 bis 1918. Zweieinhalb Jahre lang tüftelten die Neusorger um Jens und seinen Sohn Franz Schurig im Bund mit manchem im Verein organisierten Sammler oder Geschichtsfreund aus ganz Deutschland an der Ausstattung der Ausstellung, die bereits vor der Eröffnung manche neugierig gemacht hat. Eine vierköpfige Fahrradgruppe auf dem Weg nach Niederspree tritt ein. Wie die Redaktion sind sie vom geschmackvollen Ambiente verblüfft. Man wähnt sich hier eher, in einer Abteilung des Militärhistorischen Museums Dresden zu sein, als im nur 140-Seelen-Ortsteil von Rothenburg. Jens Schurig nimmt in seinen Erläuterungen den 30-jährigen Krieg zum Ausgangspunkt: „Man kann an ihm gut erklären, wie Machtspiele wirkten und wie stark die ländliche Bevölkerung leiden musste.“ Schurig und seinen Mitstreitern ist es wichtig erlebbar zu machen, welche Konsequenzen Kriege für die Bevölkerung haben: „Da wurden ganze Landstriche verbrannt, Menschen verschleppt und einfach nur aus purer Lust getötet.“ Eine Fotografie von zwei abgemagerten Soldaten zeigt, was ihnen am Ende als Nahrung blieb: Tote Ratten, getrocknet an einem Stock. Auch wenn Jens Schurig Kriege verabscheut, so ist von der Handwerkskunst alter Waffen fasziniert. Die Sammelwut packte ihn in der Wendezeit, als ein Bekannter seine Sammlung auflöste und Schurig zum Kauf einer sächsischen Pistole von 1767 überredete. „Er hat gesagt, wenn du nicht sofort zu mir kommst, nimmt die jemand mit in den Westen und dann ist es für Sachsen für immer und ewig verloren“. Mit vielen Schätzen ausgestattet darf sich Neusorge nun nicht nur auf überregionale Sammlerpilger freuen, sondern auch dank einer überzeugenden Didaktik über manche Schulklassen und natürlich auch jeden Heimatfreund.

Till Scholtz-Knobloch / 18.08.2024

Schlagworte zum Artikel

Was sagen Sie zu dem Thema?

Schreiben Sie uns Ihre Meinung

Die Mail-Adresse wird nur für Rückfragen verwendet und spätestens nach 14 Tagen gelöscht.

Mit dem Absenden Ihres Kommentars willigen Sie ein, dass der angegebene Name, Ihre Email-Adresse und die IP-Adresse, die Ihrem Internetanschluss aktuell zugewiesen ist, von uns im Zusammenhang mit Ihrem Kommentar gespeichert werden. Die Email-Adresse und die IP-Adresse werden natürlich nicht veröffentlicht oder weiter gegeben. Weitere Informationen zum Datenschutz bei alles-lausitz.de finden Sie hier. Bitte lesen Sie unsere Netiquette.

Weitere aktuelle Artikel