Im November erste Einblicke in das Hexenhäuschen
Gerlind Alius und Ronny Neumann – hier im Sommer 2022 – wollen nun erstmals Einblick in das Hexenhäuschen gewähren. Foto: Archiv
In der Geschichte des mutmaßlich ältesten Hauses der Stadt Bautzen bricht nach umfangreichen Umbauten bald ein neues Kapitel an. Das ist der aktuelle Stand.
Bautzen. Das Bautzener Hexenhäuschen wird am Sonnabend, dem 26. November von 10 bis 16 Uhr erstmals für Besucher offen stehen. „An diesem Tag wollen wir die Möglichkeit bieten, nach dem Umbau einen ersten Blick in die noch unmöblierten Räume zu werfen“, kündigt Mieterin Gerlind Alius auf Anfrage des Oberlausitzer Kurier an. Zugleich versichert sie, dass in der Adventszeit die nach vorn gehenden Fenster weihnachtlich geschmückt sein werden – wie auch schon zu den Zeiten, als das vermutlich älteste erhaltene Gebäude der Stadt Bautzen (1604 erstmals erwähnt) noch bewohnt war. „Wir werden oft danach gefragt“, so Gerlind Alius.
Seit dem letzten Besuch des Oberlausitzer Kurier im Hexenhäuschen im Juli dieses Jahres ist die Neugestaltung der Wände und Decken im Inneren fast abgeschlossen worden. „Wir haben versucht, die Fachwerk-Bauweise wieder erlebbar zu machen“, so Ronny Neumann, der Lebensgefährte von Gerlind Alius und Betreiber der SteinManufaktur Taubenhaus in Wachau. Da in der Wand selbst kein brauchbares Fachwerk mehr vorhanden ist, geschah dies mittels angeblendeter Balken, die der selbstständige Steinmetz aus Seifersdorf (Gemeinde Wachau) gezielt aus Abrisshäusern barg und aufarbeitete. An einer Stelle hat er eine „Zeitkapsel“ installiert – eine Verglasung, hinter der das Fachwerk zumindest aus der Zeit des frühen 18. Jahrhunderts sichtbar ist. Noch bis vor wenigen Wochen füllten Gerlind Alius und Ronny Neumann die Fächer des Fachwerks mit einem Gemisch aus Lehm, Flachs und Quarzsand. Die ungewöhnlich milde Witterung ermöglichte das noch zu diesem späten Zeitpunkt. „Der Flachs verhindert, dass beim Trocknen größere Risse entstehen“, so Gerlind Alius. Früher verwendete man auch Tierhaare oder Kuhdung für diesen Zweck. Im noch feuchten Lehm keimt der Flachs, was den kuriosen Effekt einer „grünen Wiese“ an der Wand hervorruft. „Im Zuge des Trocknens sterben die Pflanzen aber wieder ab, außerdem kalken wir die Wände zum Schluss noch“, so die Hexenhäuschen-Mieterin.
Im Frühsommer 2023 soll das frühere Fischerhaus unweit der Spree dann „besucherfein“ sein. Gerlind Alius will hier zeigen, wie sich das Leben in einem so kleinen Haus in früheren Jahrhunderten abspielte – in einer Zeit, in der so genannte „Tiny-Häuser“ moderner Bauart immer beliebter werden. Dafür kann sie auf einen umfangreichen Fundus aus passenden Möbeln und Gegenständen zurückgreifen. Im Dachgeschoss richtet sie eine Miniaturenstube ein – mit Puppenhäusern, die aus dem Fundus von Gudrun Schöne, der Betreiberin des Lichtenberger Puppenmuseums, stammen. Auch der Maler Georg Heine als früherer prominenter Bewohner soll gewürdigt werden. Alles in allem soll sich das Hexenhäuschen künftigen Besuchern als „Lebendiges Museum“ präsentieren. Dazu wird auch der Verein „Budissiner Marktgesinde“, in dem sich Gerlind Alius und Ronny Neumann engagieren, beitragen. Der in Zusammenarbeit mit dem Marktgesinde entstandene Film über den „Feuersegen“, der das Hexenhaus über die Jahrhunderte vor Bränden bewahrt hat, soll auf einem großen Bildschirm im Keller gezeigt werden, ergänzt um eine Dokumentation über die Bauarbeiten und den früheren Zustand des Gebäudes. Gerlind Alius und Ronny Neumann freuen sich nach wie vor über Helfer – „ob materiell, finanziell oder durch Mitwirken bei der Arbeit.“