In Bautzen wird Geschichte erlebbar
Die Besucher des Bautzener Altstadtfestivals erleben eine Zeitreise. Sie werden Darstellern im mittelalterlichen Outfit begegnen. Zwei Herolde dienen als Begrüßungskomitee. Foto: Bernd Heinze
Das Puppenspielfest des Bautzener Steinhauses im Hof Unterm Schloss 48 ist in diesem Jahr Bestandteil des Altstadtfestivals. Pressefoto
In wenigen Tagen soll in der Kreisstadt gefeiert werden dürfen. Vom 27. bis 29. August verwandelt sich Bautzens historisches Herz in ein Festgelände. Das von Bund und Land geförderte Altstadtfestival steht auf dem Plan.
Bautzen. Die Spreestadt lässt sich durch die Corona-Pandemie nicht in die Knie zwingen. Nach dem gut besuchten Theatersommer soll inmitten der Virus-Krise nun auch das Altstadtfestival eine Neuauflage erleben. Wo anderenorts in Deutschland Veranstaltungen nach wie vor abgesagt beziehungsweise auf einen späteren Zeitpunkt vertagt werden, verfolgen die Macher des hiesigen Volksfestes ihren eigenen Weg. Sie versuchen, in dieser schwierigen Phase behördliche Vorgaben und Feststimmung unter einen Hut zu bekommen. „Unter dem Titel ‚Wasser, Kunst, Licht‘ wird wieder ein großer Teil des historischen Zentrums inszeniert“, sagte Dietmar Stange, Vorsitzender des Bautzener Tourismusvereins, dem Oberlausitzer Kurier. „Vor der mittelalterlichen Kulisse der Spreestadt entsteht ein faszinierendes Farbenspiel mit Kunst, Musik und Geschichte in uralten Gemäuern.“
Es ist das erste Stadtfest seit vielen Monaten. Durch die Corona-Pandemie kam das kulturelle Leben weitestgehend zum Erliegen. „Wir haben uns trotz nach wie vor bestehender Einschränkungen und Risiken entschlossen, das Festival unbedingt durchzuführen. Die meisten Akteure der vergangenen Jahre sind wieder dabei und freuen sich auf einen Auftritt. Unter Beachtung der Hygieneauflagen werden eine Reihe von kleinteiligen Veranstaltungen an verschiedenen Kulturinseln stattfinden.“ Das Credo des Altstadtfestivals nehme Bezug auf die berühmten Türme der Spreestadt, auf Licht und Schatten einer langen Geschichte. Dieses historische Kaleidoskop bilde den Kern für einen Reigen künstlerischer Darbietungen.
Einheimische Akteure engagieren sich
Der Tourismusverein, der zugleich als Initiator des Festes fungiert, setzt eigenen Angaben zufolge auf das Engagement einheimischer Akteure. Trotz der vielen Einschränkungen des Kunst- und Vereinsbetriebes gäbe es noch immer eine große Bereitschaft zum Mitmachen. Darüber zeigt sich nicht nur Dietmar Stange erfreut und dankbar. „Etwa 40 Vereine und Gruppen mit 300 Akteuren werden am Start sein. Zu bemerken ist dabei, dass die Organisation des Festivals ehrenamtlich erfolgt.“
Zu erleben sein werden die Akteure allesamt an Orten inmitten der Bautzener Altstadt. Schauplätze bietet sie bekanntlich genügend. Diese reichen von der Röhrscheidtbastei über die Mönchskirchruine und das Gersdorffsche Palais bis hin zum Wendischen Kirchhof und zur Ortenburg. Auch der Haupt-und Fleischmarkt, der Dom St. Petri sowie die Schloß- und die Heringstraße zählen dazu. „Allerdings werden wegen der besonderen Auflagen diesmal nicht alle dabei sein“, schränkte Dietmar Stange ein.
Geschichte erlebbar
Trotzdem werden die Besucher ein Bild darüber vermittelt bekommen, wie sich die Stadt in früheren Jahrhunderten präsentierte. „An die große Geschichte von Bautzen erinnert wieder der mittelalterliche Markt auf der Ortenburg“, meinte Dietmar Stange. „Ursprünglich wollten wir im größeren Umfang die Ereignisse des 30-jährigen Krieges in den Blick nehmen, der vor 400 Jahren über die Stadt hereinbrach. Dazu fehlten aber die Möglichkeiten. Immerhin werden die Oberlausitzer Landsknechte Geschichte erlebbar machen.“
Kunst, Kultur, Musik, Theater
Wenn Historie Spaß macht, werde das bei jüngeren Menschen Interesse an Bautzens Vergangenheit wecken, so die Überlegungen des Tourismusvereins. Abgesehen davon können sich die Gäste des Altstadtfestivals auf ein abwechslungsreiches Kulturprogramm einstellen. „Auf den Plätzen, in den Gassen und zwischen den Türmen der Stadt finden Lesungen statt, es gibt musikalische Aufführungen, Theater, Puppenspiel, Tanz, Ausstellungen und vieles mehr“, erklärte der Vorsitzende des Tourismusvereins. Darüber hinaus lade die einmalige Kulisse zum Flanieren ein. „Die urigen Restaurants, Kneipen und Cafés der Altstadt versprechen eine Versorgung mit Speisen und Getränken. Zusätzliche Außenbereiche und Angebote verschiedener Akteure werden die Versorgung sichern. Auf Bier- und Essmeilen wird aber weiterhin verzichtet.“
Das Verbindende und ein besonderer Wunsch
Mit dem Altstadtfestival will der Tourismusverein nicht allein eine neue Veranstaltung und langfristig eine touristische Marke entwickeln. Vielmehr setzt der Vorstand auch auf eine Stärkung der inneren Gemeinschaft. Er möchte damit einen Beitrag gegen die zunehmende Spaltung der Stadtgesellschaft leisten. „Wenn sich so viele Menschen über ideologische Grenzen hinweg für ein Ziel einsetzen, so muss das förderlich für unsere Demokratie sein“, betonte Dietmar Stange. Er und seine Mitstreiter haben in dem Zusammenhang einen besonderen Wunsch. „Die Besucher müssen ganz einfach anerkennen, dass unser Verein mit hohem Risiko ein Fest organisiert, wo bis zum letzten Tag der Vorbereitung Unsicherheiten bestehen. Es soll ganz einfach wieder ein Stadtfest erlebbar werden, wenn dabei auch nicht alles perfekt inszeniert werden kann. Sie sollen gute Laune mitbringen und sich freuen, dass die Lebendigkeit Schritt für Schritt in unsere Stadt zurückkehrt. Das hilft sicherlich. Nicht hilfreich für unser ehrenamtliches Engagement wäre es, wenn über kleine Unzulänglichkeiten unendliche Kritik, in welcher Form auch immer, ausgeübt wird.“ Das Ganze sei nach coronabedingter Abstinenz im vergangenen Jahr so etwas wie ein Neuanfang.
Indes lassen sich an dieser Stelle bereits jetzt schon alle Programminformationen zur besseren Planung abrufen. Wer sich allerdings überraschen lassen möchte, schaut einfach so vorbei.