In der Altstadt wird nun kostenlos gefunkt
Techniker Jens Komarek, Ladeninhaberin Sylvia Weise, Gastronom Cosimo Arca, Malcafé-Inhaberin Kerstin Roscher und René Katzwinkel von der BWB (v.l.n.r.) testeten das freie WLAN auf Herz und Nieren.
Nicht nur in der Bautzener Altstadt gibt es künftig einen sogenannten WLAN-Hotspot, der für Nutzer freizugänglich ist. In dieser Woche sollten auch in der Nachbargemeinde Malschwitz die ersten von insgesamt sechs Drahtlosnetzwerken in Betrieb gehen – so an der Feuerwehr in Guttau und am Spielplatz in Neudorf/Spree. Die Örtlichkeiten wurden bewusst gewählt. Sie sind Teil unterschiedlicher Radwanderwege. Und entlang dieser Strecken will die Kommune vor allem Touristen einen schnellen Zugang zum Internet ermöglichen. Dafür wurde ein Förderprojekt der Europäischen Union umgesetzt. Insgesamt 15.000 Euro flossen aus dem EU-Haushalt nach Malschwitz. Weitere geplante WLAN-Hotspots sind künftig rund um die Turnhalle Niedergurig, am Schulmuseum in Wartha, in Halbendorf/Spree und auf dem Dorfplatz in Malschwitz zu finden. Allerdings standen an diesen vier Standorten noch die notwendigen Installationsarbeiten aus. Voraussetzung sei jeweils ein Glasfaseranschluss mit mindestens 30 Megabit je Sekunde, hieß es aus dem Gemeindeamt. Aktuell gibt es in der Kommune noch zahlreiche Flecken, an denen Mobilfunker auf schnelles Internet verzichten müssen. Die WLAN-Initiative soll zumindest etwas Abhilfe schaffen.
Nun schon seit Jahren stellt die Bautzener Rathausmannschaft in regelmäßigen Abständen drahtloses Internet in der Altstadt zur freien Verfügung in Aussicht. Bis dato warten Internetnutzer dort jedoch vergeblich auf einen solchen Service. Damit ist nun Schluss. Die Wohnungsbaugesellschaft BWB hat eine eigene Initiative ergriffen.
Bautzen. Mehrere Ladenbesitzer und Gastronomen entlang der Schloßstraße sowie BWB-Geschäftsführerin Kirsten Schönherr sind es leid, immer wieder aufs Neue vertröstet zu werden. Sie sind nun vorgeprescht und haben Tatsachen geschaffen. Dass sich am Ende alles gar nicht so kompliziert erwies, wie stets von der Stadtverwaltung vorgegeben wurde, quittieren die Mitstreiter lediglich mit einem Lächeln. In den Geschäftsräumen von Kerstin Roscher hat der Vermieter, also die kommunale Wohnungsbaugesellschaft, kurzerhand einen W-LAN-Anschlusspunkt einrichten lassen. Von dort aus wird das Signal in die nähere Umgebung gefunkt und durch einen sogenannten Repeater noch einmal verstärkt. „Diese Konstruktion lässt sich beliebig erweitern“, erklärte auf Anfrage der Telekommunikationstechniker Jens Komarek. Das bedeutet: Auch andere Teile der Schloßstraße, die bislang nicht im Funkradius liegen, lassen sich in das drahtlose Netz einbinden. Der Vorteil: Auch wenn keine Vertragsbindung vorliegt, erhalten Nutzer von Mobiltelefonen, Tablet-PC oder anderen tragbaren Computern die Möglichkeit, gratis im Internet zu surfen oder E-Mails zu verschicken. Dabei brauchen sie keine Daten einzugeben, um sich in das Netz einzuwählen, betonte Jens Komarek bei einem Test der Anlage. Zur Verfügung gestellt wurde die Technik von einem weltweit agierenden Mobilfunkkonzern, der auch die Haftung für mögliche Regelverstöße übernehme.
Die Gewerbetreibenden freut’s. „Unter anderem wird dadurch die Arbeit in unserem Malkreis erleichtert“, weiß Kerstin Roscher, die in der Altstadt eine Malwerkstatt betreibt. „Wir erleben immer wieder, dass Touristen über ihr Handy nach interessanten Anlaufpunkten in Bautzen suchen. In der Schloßstraße können sie es nun ganz unkompliziert tun“, fügte Geschäftsfrau Sylvia Weise hinzu. René Katzwinkel von der BWB hatte indes stets ein wachsames Auge auf die Installationsarbeiten. Diese sind nun vorerst abgeschlossen und die Bautzen-Besucher dürfen die Dienstleistung bei Surfgeschwindigkeiten von bis zu 20 Megabit pro Sekunde oder auch darüber in Anspruch nehmen.
Der zuständige Ansprechpartner bei der Stadtverwaltung, der sich in der Vergangenheit mit dem Thema drahtlose Internetversorgung im historischen Zentrum von Bautzen auseinandersetzte, war in dieser Woche für eine Anfrage nicht zu erreichen. Zuletzt ließ er im Sommer 2019 wissen, dass eine größere Anbindung von Örtlichkeiten untersucht werden sollte. Sogar von einer Richtfunkstrecke war die Rede. Dafür hätte jedoch eine Telefonleitung bis in den Turm gezogen werden müssen, hieß es. In dem Fall seien Denkmalschutzbelange zu betrachten. „Am Rathausturm müssen ja bei der Umsetzung Antennen angebracht werden, die mit dem Denkmalschutz in Einklang gehen.“ Die Kosten für solch ein Unterfangen lagen demnach weit über der EU-Förderung von 15.000 Euro. „Damit würde nur ein geringer Teil der zu erwartenden Kosten gedeckt“, teilte der damalige Stadtsprecher André Wucht mit. „Bautzen hat sich für eine Förderung nach der ‚Richtlinie digitale Offensive Sachsen’ beworben. Danach wäre eine Förderung von 80 Prozent der Gesamtkosten möglich. Die Nutzung beider Förderprogramme für ein Projekt ist rechtlich nicht legitim.“
SPD-Stadtrat Roland Fleischer kann den jüngsten Vorstoß der BWB sicherlich nur begrüßen. Bereits im vergangenen Jahr sagte er in dem Zusammenhang: „Verbindungen ins Internet sollten heutzutage bereits ein Teil der Grundversorgung im Bereich der Kommunikation sein. Gerade aber sozial Schwächere können sich dies nicht oder nur zu einem geringen Teil leisten. So dient kostenfreies W-LAN auch dem sozialen Frieden. Zudem nutzen Besucher, Touristen und Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt mit Sicherheit das Angebot, um sich zu informieren, um einzukaufen, um Bus- und Bahnverbindungen schnell festzustellen, um Tickets zu erwerben, um Angebote der Stadt zu erfahren und noch vieles mehr. Kostenfreies W-LAN macht die Stadt sympathischer. Das kommt gut an.“
FDP-Bürgervertreter Mike Hauschild, der im Aufsichtsrat der BWB einen Posten bekleidet, stellte zum damaligen Zeitpunkt fest: „Unkomplizierte Internetverbindungen sind seit Jahren in anderen Städten etabliert. Schön, dass wir nun auch bald soweit sind. Inzwischen sind die Flatrate-Tarife der Mobilfunkanbieter allerdings so verbreitet, dass es kaum noch einen Mehrwert für die normalen Nutzer geben könnte. Hoffentlich machen wir es trotzdem.“ Die BWB hat innerhalb von nur wenigen Tagen Taten folgen lassen.