In diesem Jahr geht der Verlagspreis auch nach Bautzen
Der Geschäftsführer des Domowina-Verlages, Simon Peter Ziesch, mit der Autobiografie von Mercin Weclich, für die der Verlag am 7. November ausgezeichnet wird. Foto: B.Vogt
In diesem Jahr wurden insgesamt 20 Verlage mit dem sächsischen Verlagspreis ausgezeichnet. Der Großteil der Gewinner sitzen in der traditionellen Buchstadt Leipzig. aber auch die Lausitz beheimatet einen der Preisträger.
Bautzen. Am 7. November werden im Leipziger Museum für Druckkunst die besten 20 Verlage des Freistaates ausgezeichnet. Insgesamt 84 Bewerber gab es in diesem Jahr. Das entspricht einem Großteil der insgesamt 131 Verlage, die in Sachsen bestehen. Erstmalig wurde der Preis im Rahmen der Kampagne „So geht sächsisch“ verliehen und in diesem Zusammenhang breiter aufgestellt.
Aus Bautzen hatte sich der Domowina-Verlag beworben, der sich der sorbischen Sprache verschrieben hat. Dabei steht er „auf zwei Säulen“, wie Simon Peter Ziesch erklärt. Denn nicht nur die sorbische Tageszeitung „Serbske Nowiny“ wird neben anderen sorbischen Zeitungen und Zeitschriften vom Verlag erstellt, sondern auch Bücher. Dabei geht das Repertoire von Kinderbüchern über Klassikerausgaben bis hin zu zeitgenössischer Belletristik. Den Sächsischen Verlagspreis 2022 hat der Verlag für ein besonderes Buch erhalten. Dabei handelt es sich um die Autobiografie des sorbischen Sängers Mercin Weclich. Diese ist natürlich erstmal als ganz normales Buch erschienen, aber geht darüber hinaus, sie ist „crossmedial“. Das bedeutet konkret, dass der Band neben Text und Bildern, die für eine Biografie erstmal nichts unnormales sind, auch eingeschobene QR-Codes beinhaltet. Über diese wird man mithilfe der entsprechenden technischen Geräte zu Ton- und Filmaufnahmen weitergeleitet. Damit wird das Leben des Musikers nicht nur in Wort und Bild, sondern auch in Ton und Film erlebbar. Offensichtlich gefiel das der Leipziger Jury, so dass der Verlag in diesem Jahr für sein verlegerisches Profil und sein Alleinstellungsmerkmal prämiert wurde. Mit dem Buch wurde versucht, „Musik lesbar und das Buch hörbar“ zu machen, wie der Geschäftsführer betont.
Mit dieser neuen Form soll auch dem allgemeinen Ziel des Verlages gedient werden, besonders bei der jüngeren sorbischen Bevölkerung wieder mehr Anreize zum schriftlichen Verwenden ihrer Sprache zu schaffen. Denn auch bei den Sorben gilt, was wohl für die ganze Gesellschaft zutrifft: es wird mehr gehört als gelesen. Darunter leiden nicht nur die Erzeuger von eigensprachlichen Druck-Erzeugnissen, sondern auch das schriftliche Ausdrucksniveau zahlreicher Menschen. Und auch das ist kein alleinsorbisches Phänomen: wer wenig liest und schreibt, hat oft auch mehr Probleme damit, sich schriftlich nicht nur inhaltlich, sondern auch sprachlich korrekt auszudrücken. Wenn diese Schwäche zum gesamtgesellschaftlichen Phänomen wird, sinkt wohl auch das sprachliche Niveau an sich.
Aber der Verlagschef sieht in der Digitalisierung auch ein großes Potenzial. Gerade durch technische Anwendungen wie zum Beispiel einem sorbischen Online-Übersetzer, hätten mehr Menschen Kontakt und Zugang zu der Sprache. Auch wird es so möglich, über den ganzen Erdball sorbische Inhalte zu verbreiten, besonders auch zu denen, die weit weg von ihrer Heimat leben. „Es gibt mehr Raum für die Sprache“ gibt er zu Bedenken. Und so sieht er optimistisch in die Zukunft. Nicht nur hinsichtlich der sorbischen Sprache, sondern auch in Bezug auf die gesamte Region, die sich ja gerade, zum Beispiel durch den Strukturwandel, ebenfalls in einer Findungsphase befindet.