In Görlitz spielt 2023 die Zukunftsmusik
Bei der Eröffnung des Altstadtfest 2022 mit Oberbürgermeister Octavian Ursu (vorn rechts), Bertholdin Paula Herold (vorn links) und ihrem Trupp vor der Rathaustreppe. Foto_Otto Kronschwitz
Das Görltizter Altstadtfest vom 25. bis 27. August kündigt die Kulturservicegesellschaft unter dem Leitmotiv „Zukunftsmusik für die ganze Familie“ an und bekundet: „Die Fortgezogenen kommen sehnsuchtsvoll zurück in die Heimat, die Hiergebliebenen werden zu den besten Gastgebern der Welt.“
Görlitz. Das Altstadtfest speise diesen Nimbus daraus, dass es der beste Umschlagplatz für die neusten Informationen und wichtigsten Nachrichten aus Stadt und Land sei – „hier trifft man sich, hier feiert man und hier planen wir die Zukunft“, fasst die Görlitzer Kulturservicegesellschaft in einer Einladung zum Altstadtfest ihre Perspektive für gelungenes Tage zusammen. Das Altstadtfest sei „ein Fest des Engagements, ein Fest von Höchstleistung, Grenzüberschreitung und Zusammensein, ein Suchen, ein Finden“, es vereine die Europastadt mit ’Zukunftsmusik’.
Der Obermarkt bildet mit seinen Attraktionen und der Bühne das eigentliche Herz des Altstadtfestes. Foto: Marcel Schröder
Dieser Idee folgend wird nicht allein gefeiert. „Willkommen zu Hause!“, heißt es so bei der Jobbörse für Heimatbesucher und Rückkehrer im Rathaus. Die Vernetzungsmöglichkeit, bei der man aktuelle Stellenangebote ohne vorherige Anmeldung finden und sich mit Unternehmensvertretern austauschen kann, erreicht man am 26. August von 12.00 bis 16.00 Uhr über die Rathaustreppe. Teilnehmende Unternehmen kann man bereits unter https://www.welcome-goerlitz- zgorzelec.com/de/Fachkraefte-boerse.html finden.
Doch zum eigentlichen Kern des Festes – der Bespaßung. Aufgrund inflationärer Kostensteigerungen von bis zu 30 Prozent beim Altstadtfest schon in den vergangenen Jahren wird das Musikfeuerwerk in diesem Jahr ausgesetzt. Es heißt jedoch: „In der Hoffnung ein starkes Unternehmen zu finden, dass das Feuerwerk im Jahr 2024 übernimmt, wird in diesem Jahr bereits ein langersehnter Wunsch erfüllt: ’Nightfever, die Stars der Landskron-Braufeste, gastieren erstmalig beim Altstadtfest.“
Zum ersten Mal wird auch der DRK-Tauchturm aufgebaut. Hier kann man erste Tauchversuche unter professioneller Anleitung unternehmen. Auch der Wasserspielplatz auf dem Untermarkt sorgt für Abkühlung. Und natürlich erfährt das Altstadtfest wie eh und jeh seine Fortsetzung hinter der Altstadtbrücke auf polnischer Seite bei den Jakuby.
Diese strahlen ebenso mit einem buntem Programm aus Konzerten, Theateraufführungen oder Straßenveranstaltungen aus. Traditionell wird auf dem Bulwar Grecki an der Neiße wieder eine Musikbühne und eine Tanzfläche errichtet. Erfahrene Tanzlehrer werden am Freitag und Samstag zu den Musikgruppen aus Lodsch (Lodz) und Warschau die perfekten Tanzschritte angeben und zum Mittanzen animieren.
Am Sonntag präsentieren sich lokale Volksbands aus der Region – die Kapela Podworkowa aus Greifenberg (Gryfow Slaski), Wojcieszowianie, Turoszowianie, Lasowianie und Tacy Sami. Von 14.00 bis 20.00 Uhr treiben Stelzer, Gaukler und Illusionisten ihre Späße auf den Straßen. Die polnische Bibliothek lädt zum Treffen mit Jacob Böhme ein. Kreative Schnupperkurse im Zeichen, Malen und Kalligrafietechniken werden angeboten. Vor dem Lausitzer Museum verwandelt sich der Weg zu einer Märchenstraße. Dort treffen Sie bekannte Figuren aus der Oberlausitzer Sagenwelt. Außerdem präsentieren sich Handwerker der Region. Auf den Jakuby darf natürlich auch kein bunter Rummelplatz und kein Flohmarkt fehlen, ebenso polnische Kulinarik und Handwerkskunst.
Als einen Höhepunkte des Altstadtfestes diesseitig der Neiße hebt die Kulturservicegesellschaft das Universal-Druckluft-Orchester hervor. Zusammen mit seinem einzigartigen Ensemble mechanischer Musikapparaturen präsentiert der gelernte Werkzeugmacher Peter Till: „Musik auf Rädern“.
Die fünf Dresdner Jungs von B1000 geben mit druckvollem Ostrock zum Freitagabend richtig Live-Gas. Und das, obwohl sie noch Kinder waren, als die Hits im „Tal der Ahnungslosen“ im Radio auf und ab gespielt wurden.
Tanzlehrer Thomas Matzke und sein Team motiviert Samstagnachmittag auf dem Tanzparkett des Obermarktes Besucher zum Mitmachen. Das Programm reicht von professionellen Tanzeinlagen bis zu Tango-, Foxtrott und Diskofox-Crashkursen. Das leitet in den Tanzabend mit der Dresdner Galaband über.
Stara Laubemia ist eine echte „lauböhmische“ Kapelle – und wahrscheinlich die einzige! Die Auftritte der „alten Laube“, so die Übersetzung, beinhaltet Polka und Walzer sowie Gesänge mit Alltagsgeschichten aus dem alten Böhmen. Alles Gute kommt eben aus Messingblech! Ob Tenorhorn oder Tuba – Manfred Zimpernich, Rüdiger Blasinsky, Wolfram Gerstenbach, Karel Waldlauf, Frantisek Ladwaschi und weitere Neuzugänge spielen wahre Volksmusik, sodass Bierkrüge wackeln.
Aus Böhmen kommt auch die Musik der Pohrebni kapela. Eigene Kompositionen verweben sich mit böhmischen, mährischen und slowakischen Volksliedern. Ihre Musik ist ein flotter Mix aus Reggae, Hip-Hop und Punk. Ganz unkonventionell verbinden sie dabei die Mandoline, Blasinstrumente und Schlagzeug mit elektronischen Elementen.
Das Jugend-Showorchester Görlitz punktet Sonntagnachmittag hingegen mit einem Repertoire zwischen Klassik, Rock/Pop, Jazz, Swing, Schlager sowie der guten alten Volksmusik.
Die „Dörte – Görlitzer Brassband“ entstand aus zwölf Musikern des ehemaligen Spielmannszugs in Görlitz. Das verheißt gute Laune an Trompete, Posaune, Saxofon, Tuba, Euphonium, Xylophon und Schlagwerken.
Engerling feilt bereits seit 48 Jahren am eigenen Stil mit intelligenten Texten im Grenzbereich zwischen Deutschrock und Blues und hat sich damit ein treues, aber ganz und gar nicht „ostalgisches“ Publikum.
Aber auch ohne Musikinstrumente ist die Palette an Abwechslung groß. Einmal wie ein Ritter kämpfen? Wer hätte gedacht, dass das älteste Lehrbuch zur Fechtkunst von einem Mönch verfasst wurde? Es entstand um 1300 und gibt detailliert Auskunft, wie Schwert und Schild zu führen sind. Ein ausgebildeter Fechtlehrer führt am Samstag in die Welt des Schwertkampfes ein. Im Workshop werden nur Waffen und Schilde aus Kunststoff genutzt.
Die Bürgerinitiative „Nikolaistraße“ haucht diesem Teil der Altstadt mittelalterliches Treiben ein. Es gibt Straßenmusik mit Dudelsack, Harfe, Alphorn, Bass und Schlagwerk (Duo Rapauken) Volkstänze und vieles mehr. Am Fischmarkt hingegen ist das Treiben beschaulicher im Familien- und Weingarten, der liebevoll von der Freien evangelischen Gemeinde betrieben wird. Der etwas versteckte Ort lädt zum Spielen, Austoben auf Strohballen, aber auch zur Entschleunigung bei Limo und Kaffee ein. Am Abend wird der Fischmarkt zum edlen musikalischen Weingarten.
Der „Meridian des Ehrenamtes“ wird an Dr. Constanze Herrmann, Reiner Mönnich, den GBC Squirrels e. V., Dagmar Pfeiffer sowie Detlef Lübeck verliehen. Die Preisverleihung an sie erfolgt am Samstag, 14.30 Uhr, auf der Bühne auf dem Obermarkt. Auch die Schützenkönige des Volk- und Bürgerschießens werden hier, bereits um 13.00 Uhr, geehrt.
Der Lions Club Görlitz und der Leo Club Görlitz organisieren den mittlerweile siebten Schwimmschafcup in der Neiße. Der Erlös aus dem Verkauf der Adoptionsscheine der Schwimmschafe geht an den Ca-Tee-Drale e.V, womit die Einrichtung eines mobilen Jugendclubs finanziert wird. Die Schafe werden gegen 14.00 Uhr am Samstag am Uferpark zu Wasser gelassen, das erste Schäfchen im Ziel an der Altstadtbrücke gewinnt.
Kulinarisch wird es auch 2023 international. Ob spanische Churros oder Tacos, italienische Baguettes, Thüringer Mutzbraten, Pilz- und Bauernpfannen, Bratwurst und Kartoffelpuffer oder Fischbrötchen sowie Räucherlachs bedienen ganz verschiedene Geschmäcker.
Den diesjährigen Pin ziert die Görlitzer Stadthalle. Dies soll Anstrengungen um deren Reaktivierung symbolisieren. Für 6 Euro kann man die Zukunftsvision Stadthalle unterstützen – limitiert ist der Pin auf 1.000 Exemplare und auch in „Gold“ erhältlich. Das Plakat zum Altstadtfest gestaltete Dietmar Krüger, der mit diesem ein kleines Geschichtsbuch der Stadt öffnet. Unter dem Motto „Zukunftsmusik“ stehen drei Menschen im Vordergrund, die für Trompeten, Musketen und Planeten stehen – der Trompeter als Sinnbild für Ausdauer und Kraft; der Mann mit der Muskete steht für die Görlitzer Schützengilde, die das Fest mit Salutschüssen eröffnet. Schon 1927 berichtete der „Neue Görlitzer Anzeiger“ von der „Oberlausitzer Festwoche“ sinngemäß: Ausgangspunkt dieser Veranstaltung war das Jubiläum „550 Jahre Schützengilde Görlitz“. Die Mitglieder der Schützengilde kamen aus dem gehobenen und mittleren Bürgertum – Industrielle, Handwerksmeister und Kaufleute. Die Leitidee war die Traditionspflege und die Förderung des gemeinschaftlichen städtischen Lebens. ’Es geht nicht um Geschäfte, sondern um gemeinnützige Veranstaltungen, die hauptsächlich ideellen Gewinn erbringen würden.’ Die Idee hat im Altstadtfest überlebt.
Als Dritter schaut der Junge mit dem Fernrohr in die Sterne und steht damit auch für die Ansiedlung innovativer Astrophysik in der Stadt mit dem Einstein-Teleskop.Im Hintergrund wehen die Fahnen von Deutschland, Europa, Sachsen, Schlesien, Görlitz und der Oberlausitz. Wichtig ist der veranstaltenden Kulturservicegesellschaft die optische Qualität der Hütten und die aufwendige Dekoration im Festgebiet. „Nur die schönsten Stände für Langos, Eis, Bratwurst und Bowle kommen auf das Altstadtfest“, heißt es stolz.