In Schirgiswalde kann man fleißige Handwerker sehn
Mit viel Engagement retten die Vereinsmitglieder das Gebäude auf der Rämischstraße 23 in Schirgiswalde. Helfer und Unterstützer sind dabei herzlich willkommen. Foto: Benjamin Vogt
Durch nichts wird das Landschaftsbild der Oberlausitz so einmalig repräsentiert wie durch die zahlreichen Umgebindehäuser. Doch viele Zeugnisse dieser Baukultur liegen im Sterben. In Schirgiswalde wird einem wieder neues Leben eingehaucht
Der Eine oder die Andere wird sich insgeheim vielleicht fragen: „Warum tut man sich sowas an?“. Denn eins steht fest: ein altes Haus zu erhalten bedeutet erstmal sicherlich mehr Arbeit, als einfach schnell ein Neues zu bauen (lassen). Aber es gibt neben den modernen Pragmatikern auch noch die Anderen. Die nicht in erster Linie schnell fertig sein wollen. Die etwas bewahren wollen, was vielleicht in mancher Hinsicht unpraktisch geworden ist oder einfach eine Herausforderung darstellt. Aber was trotz allem einen Wert hat, den man nicht mit Geld fassen kann, wohl aber mit, vielleicht etwas aus der Mode gekommenen, Begriffen wie Schönheit, Kultur, Tradition und Freude.
Zu denen, die sich auf das Abenteuer Umgebindehaus eingelassen haben, gehören die Mitglieder vom Verein Umgebindehaus Rämischstraße 23 e.V.. Der Vereinsname zeigt dabei auch gleich, worum es geht. Nämlich um die Rämischstraße 23 in Schirgiswalde. Dabei handelt es sich um ein rund 250 Jahre altes Doppelstubenhaus, das eigentlich in einen Parkplatz „umgewandelt“, sprich abgerissen, werden sollte. Doch dagegen bildete sich Widerstand einiger enthusiastischer Mitbürger, die offensichtlich nicht zulassen wollten, dass ein weiteres Zeugnis der Oberlausitzer Baukunst auf der Halde landen sollte.
Im Jahre 2016 erfuhren die Denkmalfreunde aus der Zeitung, der damalige Eigentümer das Haus der Stadt schenken wolle und diese das Ziel habe, es abzureißen. Um das zu verhindern, wollte man den Besitzer davon überzeugen, das Haus lieber ihnen zu überlassen, damit sie es retten können. Rechtlich war das nur an einen Verein möglich, und so war dieser unter dem Namen Umgebindehaus Rämischstraße 23 e.V. gegründet. Die Gemeinnützigkeit ergibt sich dabei aus dem Ziel der „Rettung eines Kulturdenkmals“ Was in der Folge aber auch bedeutet, dass das Gebäude öffentlich zugänglich sein muss und dadurch auch den Anforderungen an öffentliche Gebäude entsprechen muss. In einem alten Handwerkerhaus nicht immer ganz so einfach umzusetzen.
Aber wie stemmt ein relativ kleiner Verein überhaupt so eine komplette Sanierung? Wenn man am Samstag auf die Baustelle kommt, stellst man direkt fest: durch viel Eigenleistung. Dabei hilft, dass rund die Hälfte der Mitglieder aus einem Bauberuf stammen. Aber manchmal braucht dann doch einen Handwerksbetrieb. Und das kostet Geld. Viel kommt von der LEADER-Förderung. Auch die Stiftung Denkmalschutz gab etwas dazu, besonders für die historische Biberschwanzdeckung und die Erhaltungsmaßnahmen an der Blockstube. Aber es bleibt ein beachtlicher Rest, den die Vereinsmitglieder selber aufbringen müssen. Wohlgemerkt für ein Haus, das für keinen der Enthusiasten einen wirtschaftlichen Vorteil bringt. „Einige sagen: „Die bekommen ja alles geschenkt“, aber niemand sieht, was hier alles privat schon reingeflossen ist“ sagt Kerstin Richter, die als Architektin nicht das erste Mal ein Umgebindehaus saniert und gerade Dachziegel wäscht, als Besuch kommt. „Mittlerweile haben wir circa 2800 Stunden an Eigenleistung absolviert“ gibt sie zu bedenken. Das entspräche nach aktuellen Handwerkerpreisen ungefähr einem Betrag von 133.000 Euro. Wohlgemerkt: alles am Wochenende oder nach Feierabend. Zusätzlich muss auch ein auf Stunde und Tag genaues Bautagebuch geführt werden, wegen der Förderung.
Allgemein hat man bei dem Rundgang das Gefühl, dass die Fördermittel das Ganze zwar auch ermöglichen, aber auch ziemlich kompliziert machen. Sei es bei den Brandschutzvorgaben, Notausgängen und anderen Sachen, die in einem so alten Haus nicht unbedingt gegeben sind, aber dennoch verlangt werden.
Trotz allem überwiegt offensichtlich die Motivation bei den Bauleuten. Überall wird geräumt, gesägt oder auch mal ein historischer Türsturz freigelegt. „Wir freuen uns immer über neue Mitstreiter, die hier mithelfen wollen“ sagt Kerstin Richter. Zu tun gibt es dabei noch reichlich. Auch für Hausbesitzer, die selber ein altes Gebäude denkmalgerecht erhalten wollen, ist die Rämischstraße inzwischen eine Anlaufstelle geworden. Für die Zukunft ist ein breites Informationsangebot rund um das Thema Umgebindehaus geplant, von Hausführungen, über eine Schauwerkstatt bis hin zur Einrichtung einer Kontaktstelle der IG Bauernhaus. Bis dahin ist allerdings noch einiges von den Vereinsmitgliedern zu leisten. „Wir hoffen jetzt erstmal, dass das Dach vom Anbau bis zum Winter zu ist“ So Kerstin Richter. Wer den Verein dabei unterstützen möchte, kann sich beim Vorsitzenden Daniel Hain unter der Telefonnummer (0176) 41 51 70 99 oder per E-Mail an info@raemischstraße23.eu melden. Weitere Informationen gibt es auch auf der Internetseite raemischstrasse23.de.