In zehn Jahren mit dem Schiff von See zu See
Am Ufer im Ortsteil Burk werden die Wasserflugzeuge ihre Zwischenstopps einlegen. Einen Steg gibt es bereits. Foto: RK
Region. Was bisher völlig utopisch schien, könnte im Laufe des nächsten Jahrzehnts konkrete Formen annehmen und Ostsachsen damit zu einer weltweit beachteten Tourismus-Destination machen. Bis jetzt wurden Milliarden investiert, um das Lausitzer Seenland und die Seenplatte bei Leipzig als solche herzurichten und bei Urlaubern beliebt zu machen. Einen ähnlichen, allem Anschein nach aber noch viel größeren Schub, dürfte eine Kooperation mit chinesischen Investoren für die Oberlausitz bringen. Im „Reich der Mitte“ hat man offenbar eingesehen, dass nicht nur Millioneninvestitionen in europäische und südamerikanische Fußballstars verstärkte öffentliche Aufmerksamkeit und letztlich auch Gewinn versprechen, sondern auch Investitionen in die touristische Infrastruktur in bestimmten, dafür geeigneten Regionen. Die Oberlausitz zählt nach Ansicht der Chinesen offenbar dazu.
Seit mehr als einem Jahr gibt es Kontakt zwischen beiden Seiten. Auf die Oberlausitz und die benachbarten Gebiete aufmerksam geworden waren die Investoren aus Fernost, als sie beim tschechischen Erstligaverein FC Slovan Liberec (Reichenberg) nach Fußballstars für die chinesischen Spitzenclubs Ausschau hielten. Beim Blick auf die Landkarte und bei einer Tour durch die Region erkannten die Asiaten das Potenzial. Und sie entwickelten eine Idee: Die hier vorhandenen Talsperren und künstlich angelegten Bergbaunachfolgeseen sollen zu einer Erlebnisroute verbunden werden, für die man gezielt vor allem Öko-Touristen aus dem smoggeplagten China begeistern will. Auf solarenergiebetriebenen Dampfern sollen die Besucher aus dem „Reich der Mitte“ unverbrauchte Natur genießen und sich ein paar Tage von den in der Luft liegenden Abgasen zu Hause erholen können.
Allerdings sind dafür in den nächsten Jahren erhebliche Anstrengungen notwendig – sowohl finanzieller als auch baulicher Art. Die bis jetzt an und auf den Seen der Region eingeleiteten Investitionen wollen die Chinesen in ihr Projekt mit einbeziehen. Vor allem aber geht es ihnen darum, schiffbare Verbindungen herzustellen. Hierbei kommen den Tourismusexperten aus Fernost die natürlichen Gegebenheiten zu Hilfe. Denn Olbersdorfer See, der im Tschechischen gleich hinter der Grenze bei Hradek (Grottau) gelegene Kristyna-See, der Witka-Stausee nur ein paar Kilometer von Hagenwerder entfernt auf polnischer Seite und der Berzdorfer See vor den Toren von Görlitz sollen durch die Neiße verbunden werden. Dazu ist der Bau geeigneter Zuleitungsstrecken notwendig, außerdem muss der Fluss auf eine schiffbare Tiefe ausgebaggert werden.
Wesentlich schwieriger dürfte die Verbindung von Quitzdorfer und Bautzener Stausee mit dem Bärwalder See werden, um auch diese Gewässer perspektivisch mit Schiffen befahren zu können. Dazu will man kleinere Flüsse wie den Schwarzen Schöps verwenden. Aber auch die Spree, die eventuell umgeleitet werden muss, spielt eine wichtige Rolle. Zwischen den beiden Seenlandschaften im Norden und Süden der Oberlausitz wird es nach bisher vorliegenden Plänen jedoch keine Wasserstraße geben. Hier setzen die Chinesen vielmehr auf einen besonderen Clou: Im Dreieck Berzdorfer See – Bärwalder See – Bautzener Stausee sollen regelmäßig verkehrende Wasserflugzeuge ihren Betrieb aufnehmen.
Noch allerdings ist das alles Zukunftsmusik. Eine Melodie jedoch, die schon beginnt, erstaunlich gut zu klingen. Denn um weitere Absprachen zu treffen, wird am Samstag, 1. April, eine große Abordnung chinesischer Investoren und Tourismusexperten erwartet. Geplant ist eine Zusammenkunft mit den zuständigen Landräten sowie den Bürgermeistern der Anrainergemeinden. Auch beim Freistaat und Genehmigungsbehörden wie der Landesdirektion hat man um Teilnahme gebeten. Spätestens in zehn Jahren – so die Zielvorgabe der Chinesen – soll die Oberlausitzer Seenlandschaft Anziehungspunkt für Urlauber aus der ganzen Welt sein.
April, April...
Liebe Leserinnern und Leser, sicher haben Sie es längst bemerkt: Mit dem obigen Artikel wollten wir die Leserinnen und Leser der Zeitungsausgaben Bautzen, Löbau, Zittau, Görlitz und Niesky in den April schicken...
Anhand der Kommentare bei Facebook scheint dies in einigen Fällen tatsächlich geklappt zu haben. Einige User haben unseren April-Scherz aber gleich bemerkt.
Vielleicht entdecken die Chinesen unsere Region dennoch als Urlaubsort und unsere Region profitiert von den steigenden Gästezahlen, denn schön ist es auch ohne verbundene Seen bei uns...
Herzlichst Ihre Redaktion des "Oberlausitzer Kurier" und "Niederschlesischer Kurier"
Kommentare zum Artikel "In zehn Jahren mit dem Schiff von See zu See"
Die in Kommentaren geäußerten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Haltung der Redaktion überein.
Wenn dieser Artikel nicht am 1.April heraus gekommen wäre dann würde ich den Daumen nach oben halten.
Jetzt wollten wir schon einen empörten Leserbrief schreiben. Man weiß ja nie...;))))