Inventur als Spiegel der Görlitzer Zooentwicklung
Auch der Steinbock wurde gezählt. Foto: Tierpark Görlitz
Görlitz. Kaum ist das alte Jahr abgehakt, geht es im Neuen schon in die „Vollen“. Die jährliche Tierbestandserhebung steht an. Akribisch wird erfasst wie viele Arten oder Rassen in welchem Geschlechterverhältnis aktuell im Görlitzer Tierpark leben. Richtig: Im Tierreich sind nach wie vor nur zwei Geschlechter bekannt.
„Da reichen uns schwammige Angabe wie: neun Ziegen… allein nicht aus. Korrekt heißt es dann: zwei weibliche Kaschmirziegen, zwei weibliche Zwergziegen sowie eine männliche und vier weibliche Thüringer Waldziegen,“ erklärt Kuratorin Catrin Hammer das Prozedere.
Derzeit leben 634 Tiere in 86 Arten im Görlitzer Tierpark. Etwa 90 Einzeltiere weniger als zur gleichen Zeit zwölf Monate zuvor. Die zahlenmäßige Differenz ergibt sich vorrangig aus Schwankungen bei den Aquarienfischen und den Wellensittichen.
„Wir haben in den vergangenen Jahren die Wellensittiche aufgrund der zur Verfügung stehenden Raumkapazitäten im Zwitscherzimmer nicht züchten lassen. Die Verluste durch natürlichen Tod konnten so durch Nachzuchten nicht ausgeglichen werden, erläutert Catrin Hammer den Zusammenhang.
Die letzten Vertreter ihrer Art – ein Lätzchenhäherling und die 33-jährige Grüne Meerkatze Pina haben diese zwei Arten auf natürliche Weise im Tierpark aussterben lassen. Tragischer war es bei den Mittelbeos: Nach erfolgreicher Aufzucht von drei Jungvögeln 2023 hat das von Stechmücken übertragene Usutu-Virus aus Afrika zugeschlagen: Zwei Alt- und zwei Jungvögel starben an der Infektion. Der letzte Vogel wurde in eine andere zoologische Einrichtung abgegeben. Es war das Aus der Beohaltung für den Görlitzer Tierpark.
Stolz ist der Tierpark auf die Fertigstellung des einmaligen „Schweineterrariums“, was die Qualität der, aufgrund der behördlichen Auflagen zur Prävention der Afrikanischen Schweinepest, unter „Stallarrest“ stehenden Görlitzer Schweine, deutlich verbesserte.
Die zweite Großbaustelle 2023 führte nicht nur zu einer Attraktivitätssteigerung im Oberlausitzer Bauernhof, sondern ist auch verantwortlich auch für eine neue Tierrasse: Zwei Stuten des bedrohten Thüringer Waldesels haben mit Eröffnung der großzügigen Eselanlage Einzug gehalten. Der ursprünglich aus Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt stammende Waldesel verkörpert den Typ des Arbeitsesels, der Jahrhunderte in Deutschland eine wichtige Rolle gespielt hat und mit Zunahme der Technisierung als Arbeitstier überflüssig wurde. Im Oktober gab es mit Fohlen Tamira auch schon den ersten Waldeselnachwuchs, denn Stute Tessina kam trächtig in Görlitz an.
Weiterer erwähnenswerter Nachwuchs gab es bei den Blaukronen- und Waldhäherlingen, den indochinesischen Sikahirschen, Zwergseidenaffen, Riesenkängurus; Kropfgazellen, Buschschliefern oder den klassischen Bauernhoftieren. Ein Großteil der genannten Tiere hat im Rahmen der internationalen Zuchtprogramme, an denen der Görlitzer Tierpark teilnimmt, die Stadt an der Neiße bereits verlassen.