Ist die Astrophysik nun der Gamechanger beim Strukturwandel?
V.l.n.r. Görlitz‘ Oberbürgermeister Octavian Ursu, Prof. Dr. Günther Hasinger und der Görlitzer Landrat, Dr. Stephan Meyer Foto: Stadtverwaltung Görlitz
Berlin/Görlitz. Am 30. April titelte der Niederschlesische Kurier „Mit Lausitzer Granit zum ’Silicon Lusatia’. Hintergrund dazu waren Ideen von einem geplanten Großforschungszentrum mit dem Deutschen Zentrum für Astrophysik (DZA) in der Lausitz, das infolge von Strukturmitteln für den wegfallenden Tagebau möglich werden sollte. Letzte Woche Donnerstag wurde nun die Entscheidung, ob dieses oder ein anderes Projekt zustande kommt, von Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger und den Ministerpräsidenten von Sachsen und Sachsen-Anhalt Michael Kretschmer und Dr. Reiner Haseloff in Berlin getroffen und die Bekanntgabe auch nach Görlitz gestreamt. Die DZA-Macher luden zu diesem Termin den Niederschlesischen Kurier jedoch nicht ein.
Dabei ist das Ergebnis für die Region erfreulich: Das Deutsche Zentrum für Astrophysik – Forschung. Technologie. Digitalisierung. (DZA) kommt in die Lausitz! Diese Freude teilt auch Landrat Dr. Stephan Meyer: „Mit dem Deutschen Zentrum für Astrophysik (DZA) kommt ein Großforschungszentrum mit weltweitem Alleinstellungsmerkmal in unsere Region und wird unsere Landkreise Görlitz und Bautzen in den nächsten Jahrzehnten voranbringen. Die Astrophysik ist ein starker Treiber für die Verarbeitung riesiger Datenmengen zur Entwicklung neuartiger Anwendungen insbesondere im Bereich der Digitalisierung. (...) Das DZA bietet große Chancen, um junge Menschen in der Oberlausitz eine spannende Perspektive vor Ort aufzuzeigen. Gleichzeitig kommen Menschen aus der ganzen Welt in unsere Region, um diese einmalige Forschungslandschaft zu nutzen und hier zu arbeiten. Sie werden hier leben, Familien gründen und Ausgründungen sowie die Innovationsfähigkeit bereits bestehender Unternehmen stärken.
Auch Oberbürgermeister Octavian Ursu zeigt sich glücklich: „Herzlichen Glückwunsch an Professor Günther Hasinger und sein Projektteam.“ Seiner Ansicht entwickele sich die Forschungslandschaft zu einem echten „Gamechanger“ und leite einen notwendigen Paradigmenwechsel für die mittel- und langfristige Entwicklung der Region ein.
Prof. Günther Hasinger blickt der engen Zusammenarbeit mit der Region freudig entgegen und betont: „Nach einem eineinhalbjährigen anspruchsvollen Verfahren, in dem unser Konzept auf Herz und Nieren geprüft wurde, sind wir glücklich, dass wir unser Vorhaben jetzt umsetzen können.“ Die Region sei „aus vielen Gründen ein idealer Ort dafür.“
Allein der Bund wird bis 2038 dieses Zentrum sowie ein parallel ausgewähltes Projekt im mitteldeutschen Revier mit mehr als 1,1 Milliarden Euro finanzieren, sicherte Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger zu.
Das Deutsche Zentrum für Astrophysik wird vom wissenschaftlichen Direktor der Europäischen Raumfahrtagentur ESA, Prof. Günther Hasinger geführt.
„Die Astrophysik ist eine Hightech-Wissenschaft mit großer Innovationskraft“, wie das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus postuliert, denn „Gleitsichtbrillen, Zeranfelder, wesentliche Bestandteile von Mobiltelefonen, Navi oder schnelle elektronische Banküberweisungen via Satellit wären ohne astronomische Forschung undenkbar.“ Dabei sei das Portfolio des DZA so vielfältig, „dass es Jobs im wissenschaftlichen, aber noch deutlich mehr im nichtwissenschaftlichen Bereich schaffen wird.“