Ist es eine Krone oder doch eine Mütze?
Der Königsbrücker Pfarrer Tobias Weisflog steht hier vor Beginn der Restaurierung vor dem vom Kamenzer Künstler Andreas Dressler geschaffenen Altar. Foto: Archiv
An der Kanzel wurden im 2. Bauabschnitt unter anderem die Kugel aufgearbeitet und die Zapfen erneuert.
Königsbrück. Was trägt er tatsächlich auf dem Kopf? Ist es die alt vertraute dunkle Mütze oder doch eine ursprünglich goldene, im Laufe der Zeit aber farblich verwitterte Krone? Am Samstag, 31. August, ab 17 Uhr wird das Rätsel um die Darstellung Gottes auf dem Altar der Königsbrücker Hospitalkirche im Rahmen einer musikalischen Dankandacht gelüftet. „Nun konnte der Altar in den zurückliegenden Monaten in der Werkstatt von Tania Korntheuer-Wardak in Wachau restauriert werden“, schreibt der Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde Königsbrück-Höckendorf, Tobias Weisflog, in der Einladung. „Inzwischen ist der Altar an seinen Platz zurückgekehrt, noch ist er aber verhüllt.“ Doch genau das wird sich an diesem besonderen Abend ändern – so wie sich in der äußerlich unscheinbaren, außerhalb von Königsbrück kaum wahrgenommen Hospitalkirche in den vergangenen Jahren so manches geändert hat. Am Dienstag, 10. September, 19 Uhr, wird dann Rudolf Bönisch aus Lübbenau interessante Hintergründe über die Entstehtung des Altars vermitteln.
Die Restaurierung des 1575 durch den Kamenzer Künstler Andreas Dressler geschaffenen Flügelaltars bildete nämlich nur einen Teil eines viel umfangreicheren Vorhabens – der Restaurierung des Innenraumes. Und ursprünglich war sie gar nicht vorgesehen, jedoch: „Im Rahmen dieser Arbeiten kam der Wunsch auf, den Altar einer Reinigung und Restaurierung zu unterziehen – immer mit dem Ziel, diese Kirche zu erhalten und als Zeugnis lebendiger Geschichte zu sehen, in der wir alle stehen“, erklärt Tobias Weisflog. Schließlich ist die im Jahre 1578 eingeweihte Hospitalkirche das älteste Gotteshaus der Stadt. Und an dem erklärten Ziel, die vorhandenen „Gebrauchsspuren“ ebenfalls zu erhalten, orientierten sich auch die vorherigen Sanierungsabschnitte.
Im ersten Bauabschnitt waren 2021 Probeachsen an der Empore und am Kirchgestühl angelegt worden, an denen die Wirkung der Restaurierungsarbeiten überprüft wurde. Der zweite Abschnitt, der kurz vor Weihnachten 2022 abgeschlossen werden konnte, beinhaltete die Restaurierung der Kanzel, die von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz finanziell unterstützt wurde. In diesem Zuge wurden auch die unten an der Kanzel befestigte Kugel aufgearbeitet und die Zapfen komplett erneuert. Und im vergangenen Jahr 2023 folgte der dritte Bauabschnitt, welcher die Empore vom Südfenster bis hin zur Säule umfasste, wo Wasserflecken beseitigt und die Konturen der Malerei aufgefrischt wurden.
Nach dem Abschluss der Altar-Restaurierung liegt das Hauptaugenmerk der Königsbrücker Kirchgemeinde dann wieder auf der Stadtkirche, wo dringender Handlungsbedarf besteht: „ Risse am Turm und an den Treppenhäusern haben dazu geführt, dass der Boden, auf dem die Kirche errichtet ist, fachmännisch untersucht werden muss. Diese Maßnahme ist ein erster Schritt, um in den nächsten Jahren eine umfassende Sanierung des Turmes und der Treppenhäuser anzugehen“, hatte Pfarrer Tobias Weisflog bereits zu Jahresbeginn erklärt. Die Hospitalkirche, die durch die Arbeiten der vergangenen Jahre (und dieses Jahres) wieder stärker im Bewusstsein der Stadtgesellschaft verankert wurde, soll künftig „behutsam“ genutzt werden.