Jetzt noch Wolfsvorsorge schaffen
Ausgestopfter Isegrimm in der Wolfsscheune Rietschen. Foto: Till Scholtz-Knobloch
Region. Mit Beginn der Weidesaison steigt das Risiko, dass Nutztiere durch Wölfe gerissen werden. Aktuell werden im Landkreis Bautzen gefolgt von Görlitz sachsenweit die meisten Übergriffe auf Nutztiere gemeldet. Der Schwerpunkt des Rissgeschehens liegt um Wittichenau und Kamenz. Darüber informierte jetzt die beim Landesumweltamt Sachsen angesiedelte Fachstelle Wolf. Vor dem Hintergrund hat sie Tierhalter dazu aufgerufen, ihren Herdenschutz zu überprüfen und wirkungsvolle Herdenschutzmaßnahmen gegen Wolfsübergriffe aufzubauen.
„Ein hundertprozentiger Schutz vor Wolfsübergriffen ist nicht möglich. Durch angepasste Maßnahmen können Schäden jedoch wirkungsvoll verringert werden“, sagte eine Behördensprecherin. „Regelmäßig kontrollierte Elektrozäune beziehungsweise Gatter mit sicherem Bodenabschluss oder Untergrabschutz können einen effektiven Schutz bieten.“ Aus Sicht von Experten bedeutet das: Elektrozäune müssen gut gespannt sein und sollten eine Höhe von 100 bis 120 Zentimetern über die gesamte Koppellänge aufweisen. Zudem sei auf eine ausreichende Erdung und Spannung des Zaunes zu achten. „Unsere Fachstelle Wolf empfiehlt 4.000 Volt. Der Zaun darf keine Durchschlupfmöglichkeiten am Boden bieten und es ist wichtig, dass Gewässer und Gräben ausgekoppelt sind“, fügte die Mitarbeiterin des Landesumweltamtes hinzu. „Wer die Möglichkeit hat, sollte die Koppel großzügig einzäunen. So können die Tiere im Falle einer Panik, die durch einen Wolf vor dem Zaun ausgelöst werden kann, ausweichen und brechen nicht so schnell aus.“
Tierhalter, die über keinen Elektrozaun verfügen, sollten ihre Festzäune regelmäßig auf Schwachstellen überprüfen. Dazu gehöre, vorhandene Löcher oder Grabstellen von anderen Tieren zu schließen und darauf zu achten, dass sich in der Nähe keine Erhebungen wie Holzstapel befinden, von denen aus der Wolf über den Zaun in die Koppel oder das Wildgehege springen könnte.
Halter von Nutztieren können eine individuelle und kostenlose Herdenschutzberatung in Anspruch nehmen. Zudem ist es Schaf- und Ziegenhaltern sowie Betreibern von Wildgattern gestattet, sich präventive Herdenschutzmaßnahmen gegen Wolfsangriffe im Rahmen der Förderrichtlinie „Natürliches Erbe“ fördern zu lassen. Darauf wies die Behörde noch einmal hin. Das gelte sowohl im gewerblichen Bereich als auch für Hobbyhalter. Förderfähig sind demnach die Anschaffung von Elektrozäunen, Weidestromgeräten, Flatterband und Herdenschutzhunden sowie die Installation von Untergrabschutz bei Wildgattern.
Erfahrungsgemäß werde das Rissgeschehen in Sachsen von Spätsommer bis Jahresende noch einmal deutlich ansteigen. Umso wichtiger sei es, jetzt den Herdenschutz zu überprüfen und zu verbessern.