Kärnten ruft Lausitzer Sorben zur Minderheiten-EM
Volksfeststimmung beim Spiel der Sorben 2012 gegen die deutsche Volksgruppe Polens in Nebelschütz. Foto: Till Scholtz-Knobloch
Region. Der 25. Juni naht und damit die Vorfreude auf die dann beginnende Europeada – die Europameisterschaft für Fußball-„Nationalmannschaften“ der nationalen Minderheiten. Diese findet in diesem Jahr in Kärnten, im Wohngebiet der dortigen slowenischen Volksgruppe, bis zum 3. Juli statt.
Die Trainer Frank Rietschel und Sven Ballack stellten kürzlich in Schleife im Kreis Görlitz den Kader vor – aus der Oberlausitz gehören zum Team:
David Scholze, DJK Sokol Ralbitz-Horka, seine Mannschaftskollegen Peter Domaschke und Alexander Walde, Emanuel Brühl vom FC Oberlausitz Neugersdorf, Mannschaftskollege Niclas Rietschel, Michael Müller, Osar Hausch, Jan Bogusz sowie Gabriel, Lucian und Maximilian Gärtner von der SG Crostwitz 1981, Patrick Wocko vom SV Einheit Kamenz sowie Jonas Krautschick vom Bischofswerdaer FV 08. Die übrigen Berufenen spielen für Vereine aus der Niederlausitz bzw. die BSG Chemie Leipzig (Denny Krahl).
Die erste Europeada fand im Vorfeld UEFA-EM 2008 bei den Rätoromanen in der Schweiz statt. Die dritte Austragung gab es 2016 in Südtirol. In der Oberlausitz gibt es viele Erinnerungen an die zweite Europeada, die 2012 parallel zur „echten“ EM bei den Sorben im Landkreis Bautzen stattfand.
Die Auslosung durch Veronika Tillich, die Ehefrau des sächsischen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich hatte der sorbischen Mannschaft damals zum Eröffnungsspiel den „Minderheitsnachbarn“, die deutsche Volksgruppe aus Polen beschert, die angesichts des enormen Übergewichts an deutschen Oberschlesiern unter den etwa 300.00 Deutschen in Polen als „Oppelner Sportfreunde ,Oberschlesien’ 1919“ antrat. Zur Gruppe A gehörten damals auch die Gastgeber von 2022, die Kärtner Slowenen, sowie eine Auswahl von Minderheiten aus Estland.
Alle drei bisherigen Turniere gewann die deutschsprachige Volksgruppe aus dem italienischen Südtirol. In Kärnten spielt die sorbische Mannschaft beim anstehenden Turnier, das unter dem Motto „gemeinsam einzigartig“ stattfindet, in der Gruppe D und trifft dabei auf folgende Minderheiten-Vertretungen:
Zimbern aus Italien
Eine deutschsprachige Minderheit in Italien gibt es nicht nur in Südtirol. Die Zimbern leben in drei Sprachinseln in Venetien und im sonst italienischsprachigen Trentino. Ihre traditionelle Mundart in den so genannten „Sieben Gemeinden“ ist seit dem 17. Jahrhundert zur Schriftsprache ausgebaut. Sie wird heute noch von etwa 1.000 Menschen gesprochen. Einzig im Trentiner 260-Seelen-Dorf Lusern (Lusérna) ist das Zimbrische noch Alltagssprache. Als kleinste Minderheit haben die Zimbern kaum spielerische Auswahl und dürften somit sportlich eher eingeschränktes Potenzial haben.
Roma aus Ungarn
Die Roma in Ungarn verteilen sich grundsätzlich auf alle Landesteile, wobei die Konzentration im Nordosten mit 6%-Bevölkerungsanteil am höchsten ist. Mit zirka 600.000 Angehörigen sind sie vor den Deutschen (cirka 200.000) die größte Minderheit des Landes. Die Besiedlung des heutigen ungarischen Staatsgebietes durch Roma erfolgte im 14. Jahrhundert vom Orient aus. Die Roma sind vermutlich Nachfahren von niederen indischen Kasten, die über den Vorderen Orient nach Europa gelangten. Ihre Sprache Romanes weist auf den Ursprung im Sanskrit hin, wobei die Wanderungsbewegung auch iranische und ossetische Einflüsse brachte. 2012 scheiterten die Sorben daheim an den Roma, haben also noch eine sportliche Rechnung offen.
Pomaken aus Bulgarien
Pomaken im engeren Sinne bezeichnet die bulgarischsprachige muslimische Minderheit im Südwesten Bulgariens. Der Islam hatte durch die Expansion des Osmanischen Reiches auch in den Rhodopen und im Piringebirge an Boden gewonnen. Pomakische Siedlungsgebiete erstrecken sich auch auf angrenzende Gebiete in Griechenland, Serbien, der Türkei und Nord-Makedonien.