Direkt zum Inhalt springen
Info & Kommentare

Kahlschläge im Löbauer Stadtwald

Kahlschläge im  Löbauer Stadtwald

Aufgrund des Borkenkäferbefalls beklagt die Stadt Löbau herbe Verluste im eigenen Stadtwald. Im Jahr 2019 sind dort circa 25.000 Kubikmeter Schadholz bewältigt worden. Foto: Stadtverwaltung Löbau

Alternativer Text Infobild

Dieses Foto aus der Vogelperspektive zeigt einen Teil des Löbauer Stadtwaldes in Kottmar. Bildquelle: Stadtverwaltung Löbau

Der Befall des Baumbestandes durch den Borkenkäfer hat sich dramatisch auf die Situation im Löbauer Stadtwald ausgewirkt. Laut Stadtförster Lars Morgenstern sind dort im Jahr 2019 circa 25.000 Kubikmeter Schadholz bewältigt worden. Dies entspricht der doppelten, normalen Hiebsmenge. Weitere geschätzte 15.000 Kubikmeter sind als Schadholz noch im Wald und werden nun eingesägt.

Löbau. Gut die Hälfte des Löbauer Stadtwaldes ist mit Fichte bestockt, die aufgrund ihres Flachwurzelsystems besonders schnell in Trockenstress gerät und damit für Borkenkäfer und Buchdrucker wie Kupferstecher sehr anfällig ist. Aber auch Schädlinge an Lärche, Kiefer, Birke oder Eiche haben bei den trockenheitsgestressten Bäumen leichtes Spiel, erklärt er.
Nach Auskünften von Lars Morgenstern sind quasi alle Waldgebiete von den Schäden betroffen. Alle Fichtenbestände auf dem Rotstein und auf dem Löbauer Berg sind abgestorben oder befinden sich im absterbenden Stadium.

In den von Fichte dominierten Gebieten Lehn, Kuhberg, Hutberg, Kottmar, Quellgebiet, Ruppersdorf, Niederrevier, Jäckel, Sonneberg und Gericht sind großflächig Kahlschläge entstanden und weitere Schäden durch Stürme und neuen Käferbefall zu erwarten. Für das Jahr 2020 müsse mit einem nahezu völligen Ausfall der Fichte auf dem Kottmar, in Ruppersdorf und in Lehn gerechnet werden, sagt er.

Und wie verfährt der Stadtforst mit den geschädigten Stellen im Löbauer Stadtwald? „Wir warten vorerst die weitere Entwicklung ab“, antwortet er. Ein Baumartenwechsel sei – wo sinnvoll und gewünscht – nur mit Pflanzung oder Saat möglich. „Aufgrund der Situation ist es auch schwierig, geplante Überschüsse aus der Waldbewirtschaftung zu erzielen“, fügt er hinzu. Insgesamt kümmern sich fünf Mitarbeiter um den Löbauer Stadtwald.

Entscheidend, so Lars Morgenstern, für das weitere Fortschreiten des Fichtensterbens sind die Niederschläge: „Der aktuelle Winter schadet dem Käfer mehr als konstante minus 20 Grad. Doch es ist viel zu trocken für eine günstige Prognose.“ Ein nassfeuchtes Frühjahr und ein trüber regenreicher Sommer wären laut dem Stadtförster zum Wohle des Waldes wünschenswert.

Der Löbauer Stadtwald ist historisch, touristisch, gesellschaftlich und sicher auch wirtschaftlich von Bedeutung. Einnahmen aus der Waldbewirtschaftung fließen unter anderem in die Waldwegeunterhaltung, in Naturschutzmaßnahmen und in den Umbau zu standortgerechten Wäldern. Mit circa 1.800 Hektar Waldfläche ist Löbau das zweitgrößte Mitglied der Forstbetriebsgemeinschaft Oberlausitz und der drittgrößte kommunale Waldeigentümer Sachsens.

Und inwieweit spielt der Klimawandel für den künftigen Baumbestand im Löbauer Stadtwald generell eine Rolle? „Forstwirtschaft kann geregelt nur langsam auf klimatische Änderungen reagieren. Die derzeitige Situation beschleunigt den Wandel. Der Umbau zu einem angepassten Wald wird eine große Aufgabe für die nächsten Jahrzehnte“, sagt er. Liebgewonnene Wald- und Heimatbilder werden seiner Meinung nach dabei von der Bildfläche verschwinden. Laubholz wird demnach im künftigen Stadtwald dominieren. Neue Baumarten wie Esskastanie und Nussbaum werden in der Perspektive häufiger im Wald zu finden sein. In den kommenden Jahren wird vielerorts ein Vorwald aus sich natürlich ausgesamten Bäumen anzutreffen sein, meint er. Lars Morgenstern hat abschließend noch einen Tipp für jedermann parat: „Ein Waldbesuch setzt immer eine gewisse Achtsamkeit voraus.“

Steffen Linke / 18.01.2020

Was sagen Sie zu dem Thema?

Schreiben Sie uns Ihre Meinung

Die Mail-Adresse wird nur für Rückfragen verwendet und spätestens nach 14 Tagen gelöscht.

Mit dem Absenden Ihres Kommentars willigen Sie ein, dass der angegebene Name, Ihre Email-Adresse und die IP-Adresse, die Ihrem Internetanschluss aktuell zugewiesen ist, von uns im Zusammenhang mit Ihrem Kommentar gespeichert werden. Die Email-Adresse und die IP-Adresse werden natürlich nicht veröffentlicht oder weiter gegeben. Weitere Informationen zum Datenschutz bei alles-lausitz.de finden Sie hier. Bitte lesen Sie unsere Netiquette.

Weitere aktuelle Artikel