Kinder backen für Bau von Schulen in Madagaskar
Kinder der Purschwitzer Spatzennest-Kita halfen beim Backen der Solibrote. Fotos: RK
Malschwitz/Kubschütz. Wie das duftet: Bäcker Karl-Wilhelm Trittmacher zieht zwei Bleche bepackt mit jeweils zehn Broten aus dem 200 Grad heißen Ofen. Dabei wird er von zahlreichen Kinderaugen beobachtet. Die Mädchen und Jungen der in Purschwitz ansässigen Kita „Spatzennest“ haben am Dienstagvormittag dem Profi bei seiner Arbeit nicht nur über die Schulter geschaut. Sie assistierten ihm auch beim Teigkneten. Und das aus gutem Grund: In der Malschwitzer Bäckerei wurde ein Hilfsprojekt für Gleichaltrige in Madagaskar in die Tat umgesetzt. Unter dem Stichwort „Solibrote“, so nennt sich eine Fastenaktion des katholischen Misereor-Hilfswerks, erhalten Kinder im Vorschulalter die Möglichkeit, sich mit dem Bäckeralltag vertraut zu machen. Die dabei erzeugten Brote werden im Nachhinein verkauft und der Erlös fließt in den Aufbau von Elementarschulen in dem afrikanischen Inselstaat. „Im Hochland von Madagaskar können viele Mädchen und Jungen keinen Unterricht besuchen“, weiß Adrienne Nowak. Sie ist Erzieherin in der Purschwitzer Betreuungseinrichtung. Sie hatte bereits vor zwei Jahren in Bautzen eine Solibrot-Aktion mit begleitet. „Die Dörfer sind abgelegen, die Wege zur nächsten größeren Ortschaft kilometerweit. Deshalb richten die Dorfgemeinschaften in Eigenregie Elementar- und Grundschulen ein.
Das Projekt bringt die Dorfentwicklung voran und kämpft gegen Bildungsarmut und wirtschaftliche Not.“ Für die Kinder hierzulande sei die Solibrot-Aktion eine „tolle Sache“. Sie würden so auf praktische Weise erfahren, dass sie einen Beitrag leisten können, damit benachteiligte Mädchen und Jungen ein besseres Leben haben. Bereits zuvor erkundeten die kleinen Gäste aus Purschwitz den Weg des Brotes, wie es seinen Anfang auf dem Getreidefeld nimmt bis hin zu dessen Verzehr. In Malschwitz kamen sie mit Urgetreidesorten in Kontakt, die in der Oberlausitz angebaut werden und die Karl-Wilhelm Trittmacher von einer Mühle zwischen Bautzen und Bischofswerda bezieht. Weil das so ist, geht der Bäckermeister davon aus, dass die Rohstoffpreise in seinem Fall vorerst konstant bleiben. Wohl aber die gestiegenen Energiekosten würden auch ihm Bauchschmerzen bereiten. Dass das Brot allerdings einmal bis zu zehn Euro kosten könnte, wie bereits einige Stimmen mutmaßen, bezweifelt er. Danach sehe es im Moment nicht aus. Jedoch könne niemand die weitere Entwicklung in der Ukraine oder anderswo auf der Welt vorhersehen.
Als Dankeschön trugen die Kleinen aus Purschwitz ihrem Gastgeber noch einige zuvor einstudierte Lieder vor. Diese waren ebenso Bestandteil des Solibrot-Projektes. „Natürlich soll das Engagement der Kinder belohnt werden“, meint Adrienne Nowak. „Unsere Vorschulkinder dürfen als Dankeschön für die Teilnahme an dem Projekt in Bautzen an der Montessori-Schule an einer Trommelreise mit dem Pädagogen Markus Hoffmeister teilnehmen.“ Denn das Trommeln war ebenso Teil des Unterfangens in der Spatzennest-Kita. Indes hofft die Erzieherin darauf, dass es die Eltern beim Kauf der selbstgemachten Brote kräftig in der Hilfskasse klingeln lassen. In der nächsten Woche will die Malschwitzer Bäckerei Nachschub liefern. Damit könnten die Purschwitzer sagen: „Mission erfüllt“.