Kinder entdecken die sorbische Küche

Herr über Töpfe und Pfannen: In der Küche seines Restaurants in der Bautzener Altstadt gibt Thomas Lukasch den Ton an. Fotos: RK
Ein Übersetzungsteil und bunte Erklär-Bildchen sollen das Hantieren in der heimischen Küche spielend einfach machen. Die Lausitz hat ihr erstes Kochbuch für Kinder – und zwar in sorbischer Sprache. Im Mittelpunkt stehen regionale Produkte und Gerichte, angelehnt ans Sächsisch-Böhmische. Dennoch: Mutti und Vati sollten ihrem Nachwuchs beistehen.
Bautzen. Thomas Lukasch ist Koch und mit seinen 37 Lenzen bereits erfolgreicher Buchautor. Einst entdeckte er die Leidenschaft für sein Handwerk auf hoher See. Als Crewmitglied eines Kreuzfahrtdampfers durfte der gelernte Fleischer aus der Lausitz erstmals Bekanntschaft mit der internationalen Küche machen. Nach einer weiteren Ausbildung und der Übernahme eines Restaurants im Herzen der Bautzener Altstadt kam ihm der Gedanke, Kinder und Jugendliche von seinem Erfahrungsschatz profitieren zu lassen. Sie sollten das Zubereiten von einfachen Speisen im Handumdrehen erlernen. Für den Profi stand dabei gesunde und einfache Kost von Anbeginn im Vordergrund. Einige seiner Kochideen veröffentlichte der Vater einer fünfjährigen Tochter nun in seinem eigenen Rezeptbuch. „Viele Mütter zeigten sich begeistert“, meint Thomas Lukasch in einer ersten Zwischenbilanz, „weil sich die in der Sammlung beschriebenen Gerichte von den kleinen Nachwuchsköchen einfach umsetzen lassen.“ Darüber hinaus würden keine Fertigprodukte wie Soßen aus der Tüte in den Töpfen und Tiegeln landen. „Ich lege großen Wert darauf, dass die Kleinen den Umgang mit Mehl, Salz, Pfeffer und anderen Zutaten von der Pike auf vermittelt bekommen.“
Von den 500 herausgegebenen Büchern war bis Weihnachten bereits über die Hälfte vergriffen. Nur ein literarisches Werk, das im gleichen Verlag erschienen ist, erhalte dieser Tage mehr Zuspruch, erzählt der Küchenchef. Darin werde die Stasigeschichte bei den Sorben aufgerollt.
Stolz zeigt sich Thomas Lukasch darüber, dass er selbst die Fachbegriffe, die er in seinem Kochbuch verwendet, in seiner Heimatsprache wiedergibt. „Sie müssen sich das so vorstellen“, sagt er, „da wir schon seit Jahrhunderten mit Deutschen in dieser Region zusammenleben, wurden viele Dinge aus deren Sprachschatz übernommen. Thymian hieß dann eben nicht mehr Babyduška. Ich habe das versucht zu ändern.“
Kinder werden somit nicht nur fürs Kochen begeistert, sondern auch für einen Wortschatz, der hier zu Lande bereits Verbreitung fand, als an deutschsprachige Siedler noch nicht zu denken war.

Citymanagerin Gunhild Mimuß hat zugegriffen: Sie möchte die von Thomas Lukasch in dem sorbischen Kochbuch beschriebenen Gerichte selbst ausprobieren. Foto: RK

Citymanagerin Gunhild Mimuß hat zugegriffen: Sie möchte die von Thomas Lukasch in dem sorbischen Kochbuch beschriebenen Gerichte selbst ausprobieren. Foto: RK
Indirekt Rückendeckung erfährt der Restaurantbetreiber in Wahlkampfzeiten vom Bautzener SPD-Ortsverband. Der fordert mit Blick auf die Bundestagswahl im September, wichtige aktuelle und existenzielle Belange der sorbischen und wendischen Bevölkerung der Lausitz zu berücksichtigen. Um diese Volksgruppe zu stärken und ihr auch künftig deren Identität zu sichern, sei es notwendig, dass ihre Sprache geschützt, angewendet und verbreitet wird, heißt es in einem Schreiben an die Genossen im Bundesvorstand.
Von Politgeplänkel will Thomas Lukasch nichts wissen. Jedoch hat er zwangsläufig mit seinem Rezeptbuch dazu beigetragen, dass ein Stück Brauchtum über Generationen hinweg erhalten bleibt.
Übrigens: In der mehrere Seiten starken Kochanleitung finden Kinder und Jugendliche nicht nur gängige Gerichte wie Plinsen mit Apfelmus.
Selbst typisch sorbische Gerichte wie die Holunder- oder Hochzeitssuppe sind abgedruckt. Ob es in den kommenden Jahren eine Auflage mit weiteren Rezepten geben wird, ließ der Autor zum jetzigen Zeitpunkt offen. „Vorstellen kann ich mir das“, sagte er. Über die Ländergrenzen hinweg hat es sein Werk bereits geschafft. In Prag lässt es sich in einer Bibliothek ausleihen. Dort können Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren mittlerweile genauso wie ihre Altersgenossen hier zu Lande Thomas Lukasch’ Gerichte austesten. Guten Appetit!