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Kleingärtner suchen Schulterschluss mit Stadt und anderen Kommunen

Kleingärtner suchen Schulterschluss mit Stadt und anderen Kommunen

Staatssekretär im Sächsischen Umweltministerium, Frank Pfeil sowie Landtagsabgeordneter Marko Schiemann informieren sich in der Sparte des Erholung Ost e.V. über die verantwortungsvolle Arbeit der Kleingärtner. Foto: privat

Bautzen. Beim Territorialverband Gartenfreunde des Landkreises Bautzen (TGLB) sind kurz vor Jahresende die Vorbereitungen für das 100. Jubiläum in vollem Gange. Das wollen die 78 Mitgliedsvereine am 19. März 2019 gebührend feiern. Und genau bis zu diesem Tag möchte die Verbandsspitze um Andrea Lange gern Vollzug melden. 

Sie bemüht sich seit Monaten darum, mit der Stadt eine Vereinbarung zu erzielen, um das Kleingartenwesen in Bautzen zu stärken. 

„Eine solche Übereinkunft würde uns beispielsweise die Möglichkeit bieten, an Fördermittel zu gelangen“, erklärt die Mittfünfzigerin. Geld wird nicht nur benötigt, um die Arbeit des TGLB aufrechtzuerhalten. „In Zeiten zahlreicher Veränderungen und Herausforderungen ist ein starker Verband immens wichtig. Ehrenamtliche Arbeit muss unterstützt und gefördert werden. Denn Kleingärtner gelten als Exoten unter den Vereinen. Sie sind nicht nur Mitglieder, sondern auch Pächter. Damit tragen sie Verantwortung für Grund und Boden.“ 

Das zeigte sich recht eindrucksvoll in diesem Sommer. „Der machte uns gehörig zu schaffen“, sagt Verbandsvize Reinhard Kliemann. „Es gab zwar tolles Badewetter, jedoch keine nennenswerten Niederschläge. Davon ließen sich unsere Mitglieder nicht unterkriegen. Es wurde Geld in die Hand genommen, um so manche Anpflanzung mit Leitungswasser zu retten, nachdem die aufgefangenen Regenmengen aufgebraucht waren. Zudem richteten einige Kleingärtner Vogeltränken ein. Kurzum: Wir reden nicht nur über Naturschutz sowie den Erhalt der Pflanzen- und Tierwelt. Wir machen das einfach.“ Und weiter: „Es gibt kaum noch Flächen, auf denen sich die Artenvielfalt so entfalten kann wie in unseren Kleingärten.“ 

Um dies zu gewährleisten, wird ebenfalls Geld benötigt. Mit einer Finanzspritze der Kommunen ließen sich dringend notwendige Investitionen in den einzelnen Sparten verwirklichen. 

Allein in der Spreestadt existieren noch um die 40 Kleingartenanlagen. Die Leerstandsquote liege bei 4,5 Prozent, wie Verbandsvize Reinhard Kliemann feststellt. 

„Das beweist, dass Schrebergärten alles andere als aus der Mode sind. Einerseits blüht es dort für Bienen, Hummeln und Co. Andererseits erfahren die Pächter Anerkennung und Wertschätzung. Das ist wichtig, um ein soziales Gefüge aufrechtzuerhalten.“ 

Seit Monaten ringt der TGLB um grünes Licht für die angestrebte Vereinbarung mit der Stadt. 
„Wir sind auf einem guten Weg, jedoch noch längst nicht am Ziel“, meint Andrea Lange. Die Kooperation mit Baubürgermeisterin Juliane Naumann schätzt sie als konstruktiv ein. Der entscheidende Durchbruch lasse allerdings nach wie vor auf sich warten. „Offenbar werden wir noch einiges an Überzeugungsarbeit leisten müssen“, schaltet sich Reinhard Kliemann ein, „um auch bei der restlichen Stadtspitze das nötige Gehör zu finden.“

In erster Linie strebt der TGLB an, in seinem Einzugsgebiet den Leerstand weiter zu minimieren. 
Im Wilthener Bürgermeister Michael Herfort fand der Verband bereits einen prominenten Fürsprecher. Der Oberländer hatte sich jüngst in einer Fachzeitschrift mit den Worten zitieren lassen: „Kleingartenanlagen sind der Schmuck unserer Stadt.“ Ihm ist bewusst: Kleingärten erfüllen ökologische, soziale und wirtschaftliche Aufgaben. Nach Ansicht der TGLB-Führung sollten sie daher integraler Bestandteil des Grün- und Flächennutzungssystems einer Kommune sein. 

Wie sinnvoll und nützlich Kleingartenanlagen sind, zeigt ein Beispiel im Bautzener Ortsteil Strehla. 
Dort betreibt die Bautzener Tafel auf einem halben Hektar einen Tafelgarten, in dem heimisches Obst und Gemüse für Bedürftige angebaut wird. Dafür wurden mehrere ungenutzte Parzellen herangezogen. Um die Dimension genauer zu veranschaulichen: Von einst 150 Schrebergärtnern in Strehla ist gerade einmal ein Drittel dem Kleingartenwesen treu geblieben. Landesweit fallen die Zahlen noch viel mehr ins Gewicht. Während Sachsens Kleingärten 2008 noch etwa 216.000 Mitglieder zählten, sind es einem Bericht des Mitteldeutschen Rundfunks zufolge 2018 noch rund 200.000. 

Diesem Schwund, der im Landkreis recht unterschiedlich ausfällt, möchten Andrea Lange und Reinhard Kliemann etwas Wirksames entgegensetzen. 

Sie begründen das damit, dass jede Kleingartenanlage in ihrer Art etwas ganz Besonderes ist. „Vor diesem Hintergrund werden wir unsere Vereine weiterhin mit allen Kräften unterstützen.“ 
So ist beispielsweise im Rahmen der Bautzener Akademie ein Vortrag des Landesverbandes zu Rechtsfragen und der Geschichte des Kleingartenwesens angesetzt. 

Dieser findet am Montag, 4. März 2019, in der Berufsakademie an der Löbauer Straße 1 statt. 
Doch zuvor wünschen Andrea Lange und Reinhard Kliemann allen Gartenfreunden ein besinnliches Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr, ab dem, so die Hoffnung des TGLB, Stadt und Verband endlich an einem Strang ziehen – und zwar zum Wohle des Bautzener Kleingartenwesens.

Roland Kaiser / 23.12.2018

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