Kleinstadt tanzt gegen das Virus an
Des Nachts von Künstlern auf dem Pflaster der Altstadt aufgebrachte Kreidezeichnungen sollen zum Tanzen während der einsamen Lockdown-Zeit einladen. Foto: Toni Neumann
Kreidespuren auf dem Pflaster der Altstadt geben vielen Bischofswerdaern in diesen Tagen Fragen auf. Woher stammen diese und was bedeuten sie? Zwei junge Leute klären auf.
Bischofswerda. Jana Schmück und „Pat“ Patrick von Bardeleben hat es ins historische Zentrum der Kleinstadt verschlagen. Sie sind einem Aufruf gefolgt. Dieser kam nicht von irgendwem. Die Choreographin Elisabeth Schilling ist aktuell dabei, in Zeiten der Corona-Pandemie und nationaler Lockdowns ein einzigartiges Projekt umzusetzen. Sie lässt Spuren aus Kreide anbringen. Die beiden Tanzschaffenden haben ihre Idee aufgegriffen und gehandelt. Jana und Patrick gehören zu den über 85 Künstlern aus 14 Ländern, die das Konzept von „Invisible Dances“ (unsichtbare Tänze) in verschiedenen Orten weltweit umsetzen.
„Während ihrer Zeit im Frühjahrs-Lockdown suchte Elisabeth Schilling nach einem Weg, partizipatorische aber sichere Kunst zu fördern, um Menschen auf der ganzen Welt, die sich in gegenseitiger Einsamkeit befanden, zu inspirieren und zu verbinden“, weiß Schiebocks Wirtschaftsförderer Manuel Saring. „Als solches wurde ‚Invisible Dances – Art after Lockdown’ kreiert, um Künstler und Publikum zusammenzubringen, ohne dass sie sich notwendigerweise im traditionellen Sinne treffen. Dabei handelt es sich um ein Tanzstück, welches das Publikum einlädt, Kunst auf eine neue und kreative Weise zu erleben.“
Angepasst an individuell lokale und gesellschaftliche Distanzierungsvorschriften suche es seinen Platz im öffentlichen Raum und verwandele Straßen und Plätze in Bühnen. Die unangekündigte Aufführung findet nachts statt, wenn die Menschen schlafen, um sie am nächsten Morgen mit des Tanzes bunten Spuren zu überraschen, zu inspirieren und zu leiten. Dieses neue Stück verbindet Tanz und bildende Kunst auf eine poetische, spielerische und für viele Menschen hoffentlich inspirierende Weise. Jana Schmück, die künstlerische Leiterin des in Kirschau beheimateten TanzART-Ateliers, hat dieses Projekt in die Region geholt, um zu zeigen, dass Kunst auch in Zeiten des Lockdowns stattfindet und wichtig ist. Die Stadtverwaltung, der KulturORT e.V. und der Eastclub zeigten eigenen Angaben zufolge sofort die Bereitschaft, das Unterfangen zu unterstützen. Am vergangenen Sonntag wurde es in Bischofswerda gestartet. Passanten können nun den hinterlassenen Spuren folgen, sie betanzen oder auch nur ihre Fantasie spielen lassen. Manuel Saring: „Bischofswerda reiht sich mit diesem Projekt ein in Städte wie London, Helsinki, New Delhi oder auch New York.“