Klinikum wagt sich zurück in die Normalität
Im Zuge der abklingenden Delta-Welle sollen im Bautzener Klinikum verschobene Operationen nun eiligst angegangen werden. Foto: Archiv
Bautzen. Im Zuge der auslaufenden, sogenannten Delta-Welle können die Oberlausitz-Kliniken allmählich in den Normalbetrieb umschalten. Das ergab eine Anfrage unserer Zeitung. Nun werde versucht, aufgrund von Corona-Behandlungen verschobene Operationen so schnell wie möglich aufzuholen.
„Mit Datum 25. Januar können wir berichten, dass sich die Situation deutlich entspannt hat“, erklärte Geschäftsführer Reiner E. Rogowski. Umgemünzt in Zahlen bedeutet das: „Im Krankenhaus Bautzen sind mit Stand Mittwoch, 11.00 Uhr 283 Betten belegt und in Bischofswerda 73.“ Als Bemessungsgrundlage zog der Chef des Klinikums die Zahlen von 2019 heran, als die Corona-Pandemie in Deutschland noch keine Rolle spielte. Damals waren in der Spreestadt im Schnitt 293 und in Bischofswerda 93 belegte Betten registriert worden. Je nach Saison würden die Zahlen jedoch schwanken. In der Spitze hätten die Krankenhäuser in der Vergangenheit 415 beziehungsweise 135 belegte Betten ausgewiesen.
Letzte große Bewährungsprobe um Jahreswechsel
Reiner E. Rogowski zeigt sich erleichtert darüber, dass der Notfallbetrieb über die gesamte Pandemiezeit gut funktioniert habe. „Unser Ziel, dass wir ‚Akutkrankenhäuser‘ sind und bleiben, haben wir erreicht. Das soll auch, allen Widrigkeiten zum Trotz, so bleiben.“ In dem Zusammenhang führte er das parallel zu allen bisherigen SARS-CoV-2-Varianten aufgetauchte Omikron-Virus, das neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge deutlich früher eine natürliche Immunantwort zulässt, und weitere zu erwartende Subtypen dieses Erregers an, zudem die partielle beziehungsweise die im Raum stehende generelle Impflicht und deren Auswirkungen.
Rückblickend verzeichnet die medizinische Einrichtung rund 400 verstorbene Patienten, die zuvor positiv auf SARS-CoV-2 getestet worden waren. Des Weiteren mehr als 2.100 Menschen, die im Zusammenhang mit einer diesbezüglichen Infektion stationär behandelt werden mussten. Das Durchschnittsalter der Patienten sei im Laufe der Pandemie kontinuierlich gesunken, legte der Klinikchef dar. Zuletzt habe es in Bischofswerda bei 72,2 und in Bautzen bei 67,1 Jahren gelegen. „Die Patienten bleiben durchschnittlich zehn Tage im Krankenhaus. Manches Mal dauerte der Aufenthalt aber auch mehrere Wochen.“
Die letzte größere Bewährungsprobe hatte das medizinische Personal um Weihnachten herum und zum Jahreswechsel meistern müssen. Vom 15. Dezember bis 2. Januar suchten den Angaben zufolge circa 2.100 Patienten die jeweiligen Notaufnahmen auf. 52 von ihnen in Bautzen und 28 in Bischofswerda seien auf Covid-19 behandelt worden. Für den Vorjahreszeitraum wies das Unternehmen 124 beziehungsweise 58 Patienten mit entsprechender Diagnose aus. Unterdessen fiel die Zahl der in der Zentralen Notfallaufnahme zur Verfügung stehenden Voll- und Teilzeitkräfte mit 31 Mitarbeitern im Vergleich zu 2020 und 2019 etwas höher aus.
Krankenhausgesellschaft richtet Appell an die Politik
Unterdessen appellierte im Rahmen der derzeitigen Vorberatungen zum Doppelhaushalt 2023/2024 die Krankenhausgesellschaft Sachsen an die Abgeordneten im Freistaat, die jährlichen Investitionsmittel deutlich auf ein bedarfsgerechtes Niveau zu erhöhen. Sachsenweit liege die notwendige Investitionsquote weit hinter dem realen Bedarf zurück. Statt der erforderlichen und in vergleichbaren Bereichen üblichen Investitionsquote von rund acht Prozent pro Jahr, hätten die Krankenhäuser bezogen auf die Umsatzerlöse zuletzt weniger als drei Prozent erhalten.
„So kann es nicht weitergehen“, erklärte vor dem Hintergrund Stephan Helm, Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft Sachsen. Die Herausforderungen seien riesig. Es handele sich um eine Branche, in der ein „rasanter Fortschritt“ in Medizin, Technik, Digitalisierung, Logistik und anderen Bereichen stattfinde. „Gleichzeitig wollen wir für unsere Patientinnen und Patienten eine qualitativ hochwertige Versorgung gewährleisten und als Arbeitgeber und Ausbildungsstätten attraktiv sein.“Aufgrund knapper werdender Personalressourcen werde künftig die Versorgungssicherheit insbesondere in den ländlichen Räumen Sachsens eine besondere Herausforderung darstellen. Hierzu müssten Vernetzungs- und Kooperationsstrukturen mit den drei Zentren in Dresden, Leipzig und Chemnitz beispielsweise unter Nutzung telemedizinischer Anwendungen erweitert und effizient ausgebaut werden. Das ziehe jedoch weitere Investitionsmittel für Strukturen, Netzwerke und Digitalisierung nach sich.
„Die Corona-Pandemie hat für alle sichtbar gemacht und gezeigt, dass man sich auf uns auch unter schwierigsten Bedingungen verlassen kann“, fügte Stephan Helm hinzu. Dabei wandte er sich noch einmal ausdrücklich mit seinem Appell an die politischen Mandats- und Entscheidungsträger. Sie sollen bei den anstehenden Haushaltsverhandlungen die Zukunftsfähigkeit der Krankenhauslandschaft gewährleisten.