Klitten denkt 35 Jahre später an das drohende Abbaggern
„Wenn man unser Klitten klaut, dann hat’s die DDR versaut“ hieß es. Demonstration vom 20. Januar 1990 gegen das Abbagern Klittens. Foto: Bundesarchiv 183-1990-0120-035, Rainer Weisflog CC-BY-SA 3.0
Klitten. Als im Herbst 1989 überall in der DDR Menschen für Freiheit und Veränderungen auf die Straße gingen, herrschte auch in Klitten eine besondere Stimmung. Dort standen die Menschen allerdings nicht nur wegen der politischen Wende zusammen: Die Zukunft ihres Heimatortes war bedroht, denn Klitten sollte dem Braunkohletagebau Bärwalde weichen. Inmitten dieses Widerstands kamen Dietrich Heise, nachdem heute die Freie Evangelische Grundschule Ecke Struvestraße/Otto-Müller-Straße in Görlitz benannt ist, und Friedemann Soldan in die evangelische Kirche des Ortes, um im Rahmen einer Evangelisation eine Woche lang die Botschaft des Glaubens zu teilen. „Für viele wurde die Kirche zum Ort der Hoffnung – die Gemeinschaft und das Gebet gaben uns allen die Kraft, dem drohenden Verlust unserer Heimat entgegenzutreten,“ erinnert sich Pfarrer Daniel Jordanov von der evangelischen Gemeinde Klitten an diesen besonderen Moment.
In Erinnerung daran, ruft die Kirchengemeinde nun zu einer erneuten Evangelisation auf. Die Veranstaltung findet vom 5. bis 9. November in der evangelischen Kirche Klitten statt und steht unter dem Motto „Jesus Christus gestern, heute und auch in Ewigkeit“. Thomas Brendel aus Görlitz übernimmt die geistliche Leitung und wird dieselben Themen beleuchten, die damals im Mittelpunkt standen. Die musikalische Gestaltung übernimmt Friedemann Soldan aus Weigersdorf, der schon 1989 die Evangelisation musikalisch begleitete. Diese Neuauflage böte gleichfalls Gelegenheit zum Nachdenken, Vergleichen und Erinnern meint Daniel Jordanov: „Was hat sich verändert? Was ist geblieben? Wie prägt uns unser Glaube heute, so viele Jahre nach diesen Ereignissen?“, fragt er. Die Abende seien ebenso für Zeitzeugen, wie auch für diejenigen gedacht, die sie vielleicht nur aus Erzählungen kennen.
Schon vor 1989 waren in der Oberlausitz Orte und Dörfer vom Braunkohletagebau betroffen. Die umliegenden Dörfer Merzdorf und Schöpsdorf mussten bereits 1978 und 1981 weichen, der Klittener Ortsteil Jasua wurde 1987/88 abgebrochen. Trotz dieser Verluste und des erheblichen Eingriffs in die Natur, einschließlich der Umverlegung der Bundesstraße 156, kämpften die Bewohner von Klitten weiter für den Erhalt ihres Dorfes. Am 20. Januar 1990 fand eine Großdemonstration mit rund 2.000 Teilnehmern in Klitten statt, die dem Widerstand gegen den Tagebau eine überregional gehörte Stimme gab. Der politische Umbruch und der rückläufige Bedarf an Braunkohle führten 1992 schließlich zur Stilllegung des Tagebaus Bärwalde 1992. Dadurch wurde Klitten zwar gerettet, doch die Region verlor auch eine wichtige Einnahmequelle und viele Arbeitsplätze. Der Abschlussgottesdienst der Gedenk- und Evangelisationstage findet am Sonntag, 10. November, dem Kirchweihtag der Gemeinde, um 10.30 Uhr statt.