Konsumgegenentwurf in tänzerischer Form
Noch drei Aufführungen folgen. Foto: Pawel Sosnowski
Görlitz. Unsere Welt ist schnelllebig, auf Konsum, Gewinn und Selbstoptimierung ausgerichtet. Da fährt man nach dem Tag im Büro ins Fitnessstudio, um zwei Stunden für den Traumkörper zu schwitzen und stellt dennoch fest, dass die Influencerin, der man nacheifert, dennoch viel durchtrainierter ist. Was lindert den Frust? Online schnell ein neue Sommerkleider bestellen? Schon geht’s!
Dementgegen steht das alte japanische Konzept Wabi-Sabi, mit dem sich die Tanzcompagnie im gleichnamigen Stück auseinandersetzt. Die Tänzer nehmen in eine Welt der Schönheit mit, die in der Einfachheit und Vergänglichkeit liegt. Ursprünglich ein ästhetisches Konzept, ist Wabi-Sabi ein Gegenentwurf zum westlichen Streben nach Perfektion und Materialismus. Stattdessen konzentriert es sich auf Imperfektes, auf natürliche Schönheit und ist geprägt durch die Akzeptanz der flüchtigen Natur des Lebens. Gerade deshalb regt Wabi-Sabi dazu an, die Schönheit von Asymmetrie, rauen Texturen und gedeckten Farben zu erkennen, von Dingen wie alten Töpferwaren, abgenutzten Textilien oder verwittertem Holz. Aber die Ausübung dieses Konzeptes kann noch tiefgreifender sein: Statt unerbittlich nach Perfektion zu streben und unnötige neue Besitztümer anzuhäufen, weist Wabi-Sabi einen Weg der Wertschätzung für die Dinge, die wir bereits in unserem Leben haben.
Die Tanzcompagnie des Gerhart-Hauptmann-Theaters hat sich damit befasst und sucht im Tanzstück Wabi-Sabi die Schönheit im Unvollkommenen. Choreografiert von Dan Pelleg und Marko E. Weigert wird ein Stück mit Tiefe und Poesie noch am 20., 26. und 27. April, jeweils um 19.30 Uhr, auf die Bühne gebracht.