Kreissparkasse Bautzen kündigt Hunderte Prämiensparverträge
Während der Bilanzpressekonferenz der Sparkasse vor wenigen Wochen klang bereits an, dass sich die Rahmenbedingungen fürs Sparen gravierend verändert haben. Foto: RK
Region. Die nach wie vor andauernde Niedrig- und Negativzinsphase fordert ihren Tribut: Aufgrund der verschlechterten Rahmenbedingungen sieht sich die Kreissparkasse Bautzen (KSK) nicht mehr imstande, alle in der Vergangenheit geschlossenen Ratensparverträge aufrechtzuerhalten. Vor diesem Hintergrund hat sich das Finanzhaus eigenen Angaben zufolge dazu durchgerungen, mehrere Kontrakte sachgerecht zu kündigen. Ein Aussitzen der derzeitigen Lage wäre verantwortungslos, wie es in einer am Donnerstagabend verschickten Presseinformation heißt. Vielmehr sei es betriebswirtschaftlich geboten, alle Möglichkeiten zur Kostensenkung zu ergreifen und auch bei unwirtschaftlichen Verträgen mit Kunden aktiv gegenzusteuern. Das deutlich gesunkene Zinsniveau habe erhebliche Auswirkungen auf die Verzinsung, die die KSK bei der Anlage der ihr anvertrauten Kundengelder erzielen kann. In einigen Laufzeiten sei die Verzinsung sogar negativ, eine Verbesserung der Rahmenbedingungen derzeit nicht absehbar.
Im Fokus steht das Produkt S-Prämiensparen flexibel. Dabei handelt es sich um eines von zehn Ratensparprodukten der Bautzener Bank. Hier liegt die Gesamtverzinsung durch die zeitlich unbegrenzte und zinsunabhängige Prämienzahlung deutlich über dem derzeit herrschenden und mittelfristig prognostizierten Marktniveau. „Wir würden gegen kaufmännische Grundsätze verstoßen, wenn wir einer vergleichsweise kleinen Gruppe von Kunden ohne rechtliche Verpflichtung marktungerechte Vorteile zukommen lassen würden, während die überwiegende Mehrheit unserer Sparer mit Nullzinsen zurecht kommen muss“, verteidigte Vorstandsmitglied Gerald Iltgen die Entscheidung zur Kündigung dieser Sparverträge. Allerdings werde die KSK nur dort Kündigungen aussprechen, wo nach ihrer Auffassung laut Gesetz und aktueller Rechtsprechung ein Kündigungsrecht besteht. Demnach seien nur solche Verträge betroffen, die ohne feste Laufzeit abgeschlossen wurden und die höchste Prämienstufe bereits erreicht haben.
Von den circa 18.000 abgeschlossenen Ratensparverträgen betrifft dies rund 3.400 Kontrakte, die mindestens schon 15 Jahre bespart wurden, einige bereits 25 Jahre. Diese Verträge würden nunmehr zum 30. Juni 2018 beendet. Die davon betroffenen Kunden sollen in den nächsten Tagen das Kündigungsschreiben erhalten - und zwar in Verbindung mit einer Einladung zu einem persönlichen Beratungsgespräch.
„Erstmals in der jüngeren Geschichte als Kreissparkasse Bautzen sehen wir uns gezwungen, ein laufendes Sparprodukt zu kündigen. Uns ist bewusst, dass Kunden, die sich in Erwartung langfristiger und sicherer Prämienzahlungen für dieses Produkt entschieden hatten, darüber nicht erfreut sein werden. Deshalb haben wir uns die Entscheidung auch nicht einfach gemacht. Allerdings müssen wir aufgrund der deutlich verschlechterten Zinssituation reagieren, um die Stabilität der Kreissparkasse Bautzen nicht leichtfertig aufs Spiel zu setzen“, bezieht Vorstandschef Dirk Albers entsprechend Stellung. Zwar seien die Verträge S-Prämiensparen flexibel mit einer nach heutigen Maßstäben noch attraktiven Verzinsung versehen. Dennoch trügen auch diese Renditen nicht wirklich zum Vermögenserhalt bei, wenn man die Inflationsrate Sachsen 2017 mit 1,9 Prozent dagegen stellt. Noch einmal Gerald Iltgen: „Wir nutzen daher den Kündigungsschritt für ausführliche Beratungen unserer Kunden mit dem Ziel, mittel- bis langfristig eine höhere Gesamtverzinsung des Sparvermögens zu erreichen, als es die S-Prämiensparverträge allein jemals schaffen würden.“
Indes bittet die Kreissparkasse Bautzen die betroffenen Kunden um Verständnis für diesen Schritt und verspricht, sich für jeden einzelnen von ihnen um eine passende Alternative zu bemühen.