Kuhglocken krönen Alpenstimmung
Das Oberlausitzer Alphorntrio unterhielt hier zur Zittauer Kulturnacht die Besucher auf dem Marktplatz. Foto: Rafael Sampedro
Das Oberlausitzer Alphorntrio unter Leitung von Rüdiger Herrmann eröffnete vor wenigen Tagen mit den Neujahrsempfang des Zittauer Oberbürgermeisters im Gerhart-Hauptmann-Theater Zittau. Foto: privat
Das war mal ein richtiger Überraschungseffekt: Das Oberlausitzer Alphorntrio unter Leitung von Rüdiger Herrmann, Schulleiter der Kreismusikschule Dreiländereck, eröffnete vor wenigen Tagen mit den Neujahrsempfang des Zittauer Oberbürgermeisters im Gerhart-Hauptmann-Theater Zittau.
Zittau. Über die Kombination aus dem außergewöhnlichen Klang und der beeindruckenden Erscheinung dieser traditionellen Instrumente staunten viele Besucher in der Vergangenheit schon beim Spectaculum Citaviae und bei der Zittauer Kulturnacht auf dem Marktplatz sozusagen „Bauklötze“ – von den ersten Tönen an. „Manchmal lassen wir noch Kuhglocken dazu erklingen und dann kommt eine richtige Alpenstimmung auf“, sagt Rüdiger Herrmann. Der warme, weiche Klang würde sehr beruhigend wirken und sei in freier Natur über viele Kilometer weit zu hören.
„Unsere drei, circa 3,60 Meter langen Alphörner sind aus Fichte mit Bast umwickelt, die Mundstücke aus Holz. Für den Transport können wird die drei bis vier Kilogramm schweren Alphörner in drei Teile zerlegen“, erläutert Rüdiger Herrmann. Das Schweizer Alphorn würde sich von der österreichischen Variante in der Grundstimmung unterscheiden. In der Schweiz ist laut Rüdiger Herrmann der Grundton Fis und in Österreich der Grundton F: „Wir haben uns für letztere Variante entschieden wegen der besseren Kompatibilität mit anderen Blasinstrumenten.“ Ein Alphorn kostet in etwa soviel wie eine gute Trompete, also zwischen 1.200 und 4.000 Euro. Das Repertoire des außergewöhnlichen Klangkörpers selbst stammt größtenteils aus dem gesamten Alpenbereich. „Vielleicht gibt es künftig aber auch einmal eigene Oberlausitzer Stücke“, sagt er.
Die Initiative zur Gründung eines Oberlausitzer Alphorntrios war vom Musikschulleiter Rüdiger Herrmann ausgegangen, der schon in seiner Zeit im Harz musikalische Erfahrungen mit dem Blankenburger Alphorntrio gesammelt hat. Auf der Suche nach Mitstreitern habe er schnell den in Zittau stadtbekannten Türmer Felix Weickelt und für das tiefe Register Laura Horst aus Zittau begeistern können. Seit letztem Herbst würden regelmäßig Proben in Zittau stattfinden.
Nach Recherche des künstlerischen Leiters hat es hier in der Oberlausitz bis auf gelegentliche Gastauftritte noch nie ein regional ansässiges Alphorntrio gegeben.
Ein Alphorn wird laut Rüdiger Herrmann wie ein Blechblasinstrument mit einem trichterförmigen Mundstück aus Holz angeblasen. Es gibt keine Hilfsmittel wie Ventile oder Grifflöcher, sondern der Spieler ist ausschließlich auf die Töne der sogenannten Naturtonskala angewiesen. Diese ist wie auch beim Naturhorn oder der Barocktrompete rein physikalisch vorgegeben und kann nicht abgeändert oder erweitert werden.
Diese Begrenzung macht seinen Ausführungen zu Folge zugleich den Reiz des Instrumentes aus. Die unterschiedlichen Tonhöhen würden allein durch die Lippenspannung und die Luftführung entstehen.
Das Alphorn eignet sich laut Rüdiger Herrmann besonders als Freiluftinstrument. In der offenen Landschaft, idealerweise auf einem Berggipfel, kann es seine volle Klangpracht entfalten. Auftritte sind bei Volksfesten, Familienfeiern, als Einlage bei Blasmusikkonzerten, bei besonderen Anlässen oder an Tagen wie zum Beispiel Himmelfahrt immer willkommen. „Aber auch auf einem großen Marktplatz entsteht ein großer tragfähiger Klang, der weit in der Stadt zu hören ist. Wir planen auch Programme mit Orgel: So gibt es zum Beispiel eine Alphornmesse, die wir gern einmal aufführen möchten“, sagt er.
Nochmals Rüdiger Herrmann: „Wir hoffen, mit unserem Alphorntrio eine neue musikalische Klangfarbe in der Oberlausitz etablieren zu können. Die ersten Rückmeldungen bestärken uns dabei, auf dem richtigen Weg zu sein. Da wir alle terminlich stark eingebunden sind, hoffen wir, dass wir die Nachfragen auch bedienen können. In erster Linie spielen wir die Alphörner aus Freude am gemeinsamen Musizieren und es ist uns wichtig, dass das auch beim Publikum so ankommt.“