Wie der Panther im Theater in die Pantoffeln kommt
Der Überraschungserfolg „Aqua“ der Tanzcompany wird in der kommenden Spielsaison wieder aufgenommen. Foto: Marlies Kross
Das Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau freut sich auf zahlreiche Premieren in der Spielzeit 2016/17. „Dank der aktuellen Beschlusslage des Kulturraumes Oberlausitz-Niederschlesien haben wir jetzt eine langfristige Finanzierungssicherheit, die es uns ermöglicht, in Ruhe zu arbeiten“, erklärt der kaufmännische Direktor Caspar Sawade. Was freilich nichts an der „chronischen Unterfinanzierung“ des Theaters ändere.
Görlitz/Zittau. Röschen freut sich auf ein luxuriöses Rentnerdasein mit ihrem Gatten Hasso, der jahrzehntelang erfolgreich italienische Lederpantoffeln verkauft hat. Glaubt sie zumindest. In Wirklichkeit ist der Göttergatte seinen gutbezahlten Job längst los und verdingt sich als lebendes Werbeschild an einem Hähnchengrill. Wie gut, dass Hasso mit einem berüchtigten Killer verwechselt wird und für eine Million Euro einen Mafiaboss um die Ecke bringen soll…
Das Stück „Die 39 Stufen“ wird zum Theatersommer 2017 im Görlitzer Stadthallengarten aufgeführt. Foto: Pawel Sosnowski
Skurril? Und ob! Und doch noch lange nicht zu skurril für die Theaterbühnen in Zittau und Görlitz, wo die Komödie „Der Pantoffel-Panther“ in der kommenden Spielzeit ein Jahr nach ihrer Uraufführung im Repertoire steht. Und dies ist nur eine von vielen Premieren, auf die sich das Publikum des östlichsten Theaters Deutschlands freuen darf.
Schauspiel
Neben dem Pantoffel-Panther bereitet das in Zittau ansässige Schauspielteam um Intendantin Dorotty Szalma nicht weniger als zehn weitere Premieren vor. Die Palette reicht dabei von Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ über den modernen Klassiker „Endstation Sehnsucht“ von Tennessee Williams bis hin zum Jugendstück „Fatima“, das sich einer höchst aktuellen Problematik annimmt: „Am ersten Schultag nach den Sommerferien kommt das Mädchen Fatima plötzlich mit einem Kopftuch zum Unterricht, was ihre Clique stark irritiert“, erzählt Dorothy Szalma. „Damit stellt sie die Toleranz ihrer Freunde auf eine harte Probe.“ Bei „Fatima“ handelt es sich um eine gemeinsame Inszenierung des Ensembles mit dem Theater-Jugendclub.
Im Rahmen des Sommertheaters führt das Schauspielensemble an sechs Abenden im Juni und Juli 2017 im Görlitzer Stadthallengarten den Hitchcock-Klassiker „Die 39 Stufen“ auf.
Musiktheater
Auch das in Görlitz beheimatete Musiktheater wartet mit teils spektakulären Premieren auf. So bringt es mit Pucchinis Oper „Manon Lescaut“ einen Leckerbissen für alle Freunde der italienischen Oper auf die Bühne. Besonders freut sich Generalintendant Klaus Arauner auf die „Nacht der Geheimnisse“, in der das Görlitzer Ensemble zwei Opernkomödien – „Susannes Geheimnis“ und „Nacht der Ängste“ – die eigentlich gar nichts miteinander zu tun haben, in einen gemeinsamen Kontext stellt. Freunde des amerikanischen Musicals dürfen sich auf „The Producers“ nach Mel Brooks und Thomas Meehan freuen, das am Broadway seit Jahren erfolgreich läuft. „Powder her Face“ von Thomas Adès schließlich stellt die Fürstin von Argyll in den Mittelpunkt, „eine Frau, die eigentlich nichts anderes machte als viele Männer ihrer Zeit und dadurch einen Skandal nach dem anderen auslöste“, wie Klaus Arauner es beschreibt.
Tanztheater
Die Tanzcompany bringt 2016/17 zwei höchst unterschiedliche Produktionen neu heraus: „iHome“, das die beiden Leiter Dan Pelleg und Marko E. Weigert selbst geschrieben haben, setzt sich mit der Frage auseinander, inwieweit Identität etwas mit Nationalität zu tun hat (oder haben muss). Und „Sacre“ stellt eine überraschende Melange aus Klassik und Moderne dar – seine Grundlage bilden Entwürfe von Franz Schubert, die durch den Italiener Luciano Berio eine überraschende „Vollendung“ erfuhren.
Neue Lausitzer Philharmonie
Generalmusikdirektor Andrea Sanguinetti freut sich wie ein kleiner Junge, dass es ihm gelungen ist, seinen ersten Lehrer für Dirigat, Pietro Borgonovo, nach Görlitz zu holen. Er wird das 6. Philharmonische Konzert mit Werken von Adriano Guarnieri, Carl Maria von Weber und Felix Mendelssohn Bartholdy leiten. Als weiterer Höhepunkt kündigt sich ein Zyklus aus fünf Konzerten mit Werken von Beethoven an, zu dem in der Spielzeit 2016/17 das 4. und 7. Philharmonische Konzert zählen. Und auf noch etwas freut sich der Generalmusikdirektor ganz besonders: Auf das 1. Philharmonische Konzert „Festklänge“, das dem 20-jährigen Jubiläum der Neuen Lausitzer Philharmonie gewidmet ist.