Landräte suchen in Sachen Atommüllendlager Schulterschluss
Im Görlitzer Senckenberg-Museum für Naturkunde kann man erfahren, dass weite Teile des Kreises Görlitz von Granitschichten dominiert werden. Foto: Till Scholtz-Knobloch
Die Landräte der Kreise Görlitz und Bautzen, Bernd Lange und Michael Harig, haben eine gemeinsame Stellungnahme zu den Teilgebieten für die Atommüll-Endlagersuche unterzeichnet. Sie betonen: Die Region ist für Atommüllendlagerung nicht geeignet.
Region. Beide Landkreise sind im Ergebnis des Zwischenberichtes „Teilgebiete“ bei der aktuell vorliegenden Auswahl der Teilgebiete betroffen. Ein durch Landrat Bernd Lange ins Leben gerufenes Gremium, bestehend aus Vertretern des Regionalen Planungsverbandes Oberlausitz sowie der Landkreise Görlitz und Bautzen, beschäftigt sich seither mit der Thematik. Es berät zu aktuellen Sachständen, stimmt die Vorbereitung der Fachtagungen im Rahmen der Fachkonferenz Teilgebiete ab und lädt konsultierend Sachverständige (Geologen, Wissenschaftler u.a.) ein. Die beiden Oberlausitzer Landkreise haben entschieden, sich bereits frühzeitig mit einer gemeinsamen Stellungnahme auch schriftlich zu den sie betreffenden o.g. Teilgebieten im Rahmen der Fachkonferenz Teilgebiete einzubringen.
In dieser bringen sie nunschwerwiegende Vorbehalte gegen die Eignung des Kristallingesteins des Lausitzer Granits bzw. Granodiorits auf ihrem Gebiet und des Tongesteins im sächsischen Teil Niederschlesiens als mögliche Wirtsgesteine gemäß § 23 (1) Standortauswahlgesetz (StandAG) für die Endlagerung wärmeentwickelnder radioaktiver Abfälle vor. „(…) die vorangegangenen Ausführungen lösen erhebliche Bedenken hinsichtlich der Realisierung eines Endlagers in den Landkreisen Bautzen und Görlitz aus, bzw. legen das Vorhandensein von Ausschlusskriterien gemäß Standortauswahlgesetz dar und stehen dem Ziel zur Festlegung eines bestmöglich geeigneten Standortes damit deutlich entgegen. Wir bitten um Aufnahme unserer Stellungnahme in Ihren Bericht zur Fachkonferenz Teilgebiete sowie um Berücksichtigung der vorgebrachten Hinweise im weiteren Verfahren und insbesondere bei der Erarbeitung der Vorschläge möglicher Standortregionen durch die Bundesgesellschaft für Endlagerung.“
Zusätzlich kritisieren die Landräte die große Zahl der im Zwischenbericht Teilgebiete genannten Teilgebiete, wobei 90 Teilgebiete ausgewiesen wurden, die einer Fläche von 54% Deutschlands entsprechen! „Eine frühzeitige und breite Beteiligung und Transparenz in dem höchst sensiblen Standortauswahlverfahren sind nicht nur zu begrüßen, sondern eine vertrauensbildende Voraussetzung. Das jedoch die Bevölkerung von etwa der Hälfte der Fläche Deutschlands über viele Jahre in möglichen endlagerhöffigen Teilgebieten mit den dazugehörigen Unsicherheiten leben muss, das halten wir deutlich für unsachgemäß“, so Lange und Harig.
Maßgebend an der Stellungnahme mitgewirkt haben der emeritierte Prof. Bernd Delakowitz der Hochschule Zittau/Görlitz, Diplom-Geologe als Experte für die Migration von Radionukliden im Deckgebirge möglicher HAW-Endlager, sowie mit Dr. Olaf Tietz und dem Diplom-Geologen Jörg Büchner zwei Mitarbeiter des Görltizer Senckenberg-Museums.
Bernd Lange zeigt sich angesichts der eingereichten Stellungnahme zuversichtlich und betont: „Grundsätzlich halte ich Ostsachsen nach wie vor nicht für ein Endlager radioaktiver Abfälle geeignet. Das zeigt die nun vorgelegte Stellung deutlich. Daneben haben wir in den nächsten Jahren einen strukturellen Wandel zu bewältigen und wollen uns als innovative Wirtschaftsregion weiterentwickeln. Die Errichtung eines Endlagers wäre dazu völlig konträr. Auch unsere Lage im Dreiländereck muss berücksichtigt werden, denn auch die nationale Interessen von Polen und Tschechien spielen bei der Standortauswahl eine Rolle“.
Die Stellungnahme beider Landräte findet man online unter: https://www.onlinebeteiligung-endlagersuche.de/ dito/explore?action=basearticleshow&id=3763&