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Warum diese jungen Männer Fischwirte werden

Warum diese jungen  Männer Fischwirte werden

Auch fachgerechtes Filetieren lernen die angehenden Fischwirte (v.l.) Erik Hausmann, Niklas Neudeck, Joshua Felka, der Azubi am Landesamt ist, und Julius Kramer in der Lehrküche der Landesfischereischule in Königswartha. (Foto: privat)

Königswartha. Seit Jahrzehnten verbindet die Fischereischule in Königswartha Tradition mit einer Ausbildung am Puls der Zeit. Sie prägt die Fischwirtschaft in der Lausitz – und weit darüber hinaus. Aus allen neuen Bundesländern kommen junge Menschen dorthin, um das Handwerk zu lernen. Die Lausitzer Fischwochen rücken aktuell die Bedeutung dieser Institution für die Ausbildung künftiger Fischwirte in den Mittelpunkt. Was aber reizt junge Menschen an diesem Beruf?

Seit der Eröffnung 1949 sind zahlreiche Fischwirte ausgebildet – allein seit 1994 rund 3.800. Derzeit erlernen 37 Auszubildende den Beruf in den Fachrichtungen Aquakultur und Binnenfischerei. Rund 15 sind es pro Jahrgang. Dabei wechseln die Lernenden zwischen Arbeit in ihren Ausbildungsbetrieben in ganz Ostdeutschland und theoretischem Unterricht in Königswartha. Die Schule ist eine Außenstelle des Beruflichen Schulzentrums Bautzen. Die überbetriebliche Ausbildung in Fischverarbeitung und -vermarktung sowie Werkstoffbearbeitung und Netzarbeiten wird vom Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie organisiert.

Fischwirt als traditionsreicher Beruf

„Wer bei uns lernt, will das unbedingt“, sagt Jens Geisler, einer von zwei Berufsschullehrern an der Schule. Der Diplom-Fischereiingenieur unterrichtet seit 2006 in Königswartha und betont, dass zahlreiche Schüler aus Familien kommen, die eigene Teichwirtschaften betreiben oder schon seit Generationen Fischer sind. „Die Rahmenbedingungen in der Branche sind oft schwierig, der Verdienst eher gering, aber die Leidenschaft für den Beruf ist bei vielen stark verwurzelt“, erklärt Jens Geisler. Das unterstreicht sein Kollege Alexander Lehmann: „Einige kommen hierher, um später den Familienbetrieb zu übernehmen. Das ist noch einmal eine ganz andere Verantwortung.“

Schon seit frühester Kindheit begeistert sich Julius Kramer für Fischwirtschaft. Mit seiner Oma belieferte er regelmäßig Teichwirtschaften mit Beuteln fürs Verpacken des Fischs. „Mit 13 Jahren habe ich mein erstes Praktikum gemacht und mir hat es sofort gefallen“, erzählt der 19-Jährige. Heute macht er seine Ausbildung zum Fischwirt in der Forellen- und Lachszucht Ermisch in Neustadt/Sachsen. Auch Niklas Neudeck und Erik Hausmann, wie Julius im dritten Lehrjahr, teilen diese Leidenschaft. Beide sind bereits seit ihrer Kindheit vom Angeln und der Natur fasziniert. „Es gibt wenig andere Berufe, bei denen man so viel draußen sein kann“, erklärt Niklas, Azubi der Teichwirtschaft Wermsdorf. Erik reizt vor allem die Abwechslung, jeder Tag sei anders.

Verantwortung für Natur und Tiere übernehmen

Die Schule behandelt Themen wie Fischarten, Fangmethoden, Krankheiten, Fütterung und Preiskalkulation. Ein weiterer Fokus liegt auf Verarbeitung und Vermarktung von Fischprodukten. Sogar gekocht wird. „Es geht nicht nur darum, Fische zu fangen. Wir erfahren auch, wie man Zucht und Vermehrung richtig plant und umsetzt“, berichtet Niklas. Neben praktischen Fähigkeiten lernen sie, Verantwortung für Natur und Tiere zu übernehmen. „Die Fische sollen ein gutes Leben haben und wenn wir sie entnehmen und vermarkten wollen, gibt es für das tierschutzgerechte Schlachten Richtlinien, die wir einhalten“, betont Erik. Er macht seine Ausbildung in der Teichwirtschaft Zschorna der AVD Angel-Service GmbH.

Immer wieder sind die drei überrascht, wie wenig Gleichaltrige über den Beruf des Fischwirts wissen. „Viele denken, wir sitzen den ganzen Tag im Boot und angeln“, sagt Julius. Manche kennen den Beruf gar nicht. Vielleicht sei das auch ein Grund dafür, dass zahlreiche Betriebe schon jetzt Nachwuchsprobleme haben.

25 Millionen Euro für Fischereischule in Königswartha

„Die Nachfrage nach gut ausgebildeten Fischwirten bleibt konstant hoch“, erklärt Alexandra Segelken-Voigt, Referentin für Fischerei am Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie. „Viele Betriebe suchen derzeit Nachfolger und unsere Absolventen haben gute Chancen, diese Positionen zu übernehmen.“ Den Fischwirtschaftsmeister können Interessierte ebenfalls am Landesamt absolvieren.

Der Freistaat unterstützt die Fischereischule aktuell mit einer umfassenden Sanierung der historischen Schlossanlage, in der die Schule untergebracht ist. 25 Millionen Euro werden dafür investiert. „Die Sanierung sichert langfristig bessere Lehr- und Wohnbedingungen für die Auszubildenden und bessere Arbeitsbedingungen für die Lehrkräfte“, sagt Alexandra Segelken-Voigt. Unterricht findet während der Bauarbeiten in einem Interim nahe der Grundschule Königswartha statt.

Trotz der Herausforderungen in der Branche sehen die jungen Fischwirte optimistisch in die Zukunft und wollen nach der Ausbildung in der Fischerei bleiben. Alle drei würden sich wünschen, dass die Qualität von heimischem Fisch mehr Anerkennung erfährt.

23. Lausitzer Fischwochen 2024

Diese Veranstaltungen werden im Rahmen der Lausitzer Fischwochen im Oktober 2024 noch angeboten:

  • 19. Oktober: Schaufischen am großen Ballackteich der Teichwirtschaft Ringpfeil in Litschen
  • 31. Oktober: Schaufischen mit großem Handwerker- und Bauernmarkt am Schlossteich Petershain der Teichwirtschaft Kittner
  • Weitere Informationen gibt es online unter www.lausitzer-fisch.de.

Redaktion / 18.10.2024

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