Leerstand sinkt dank Corona
TGLB-Chef Reinhard Kliemann in seinem Bautzener Büro. Foto: RK
Bautzen. Lange haben die Folgen der Corona-Pandemie in weiten Teilen der Bevölkerung für Verdruss gesorgt. Doch es gibt durchaus auch Lebensbereiche, die aus dieser Situation ein gewisses Kapital schlagen konnten. Zumindest für einen gewissen Zeitraum. Dazu zählt unbestritten das Kleingartenwesen. Wie Reinhard Kliemann vom Territorialverband der Gartenfreunde des Landkreises Bautzen (TGLB) jüngst im Gespräch mit dem Oberlausitzer Kurier erklärte, bewege sich die Leerstandsquote im Einzugsbereich der Interessengemeinschaft inzwischen unter neun Prozent. Zu den Gewinnern zähle dabei die Spreestadt. Dort haben sich den Angaben zufolge Wartelisten gebildet.
„Während der coronabedingten Einschränkungen war ein Besuch der eigenen Parzelle stets möglich“, blickt der TGLB-Chef auf die vergangenen Monate zurück. „Die Betreuung von Kindern an der Natur reizte offenbar viele junge Familien, sich selbst einen Kleingarten anzuschaffen.“ Pünktlich zur Grillsaison normalisiere sich die Lage nun wieder und auch das sei für Gartenbesitzer eine Bereicherung. Corona habe dafür gesorgt, dass sich so manche Parzelle wieder mit Leben erfüllen ließ. Allerdings stellt sich die Frage, ob diese Entwicklung auch von Dauer sein wird. „Wir stehen vor einer großen Herausforderung“, meint Reinhard Kliemann. „Den Kleingartenvereinen droht in absehbarer Zeit eine Welle von Kündigungen. Es ist durchaus denkbar, dass zahlreiche Menschen aus Altersgründen ihre geliebte grüne Oase aufgeben. Für uns verbindet sich damit die Aufgabe, eine Lösung herbeizuführen, damit es möglicherweise eben nicht zu einem Sterben von Kleingartenanlagen kommt. Und da benötigen wir die Hilfe der Kommunen.“
Allein in Bautzen würden sich schon jetzt acht Anlagen in der Prüfung befinden. Laut der vor zwei Jahren vom Stadtrat verabschiedeten Kleingartenkonzeption bedeutet dies, dass die Stadt in so einem Fall schauen kann, inwieweit eine Ausweisung von Schrumpfungs- und Rückbaugebieten erfolgt. Das möchte der TGLB gern verhindern. „Priorität muss es bleiben, die bewirtschaftete Fläche der Kleingärten zu erhalten und notfalls Gemeinschaftsflächen zu schaffen. Da schauen wir nicht untätig zu.“
Inzwischen sei der Verband Mitglied im Beirat für Stadtentwicklung. Auf diese Weise, so hofft Reinhard Kliemann, kommt er zeitnah an wichtige Informationen, die auch in Verbindung mit möglichen Rückbauten stehen. „Diese lassen sich durchaus verhindern, indem wir Parzellen zusammenlegen, Streuobstwiesen anlegen oder auch mit den Tafeln in der Region kooperieren.“ Bezogen auf letzten Punkt sei für dieses Jahr der Vertrag für eine Fläche in Strehla erneuert worden. Dabei unterstütze der TGLB die Bautzener Tafel mit 500 Euro.
Wer indes Interesse an einem leerstehenden Kleingarten hat, kann sich an die Vorsitzenden der jeweiligen Vereine wenden, deren Kontaktdaten auf der Internetseite des Verbandes zu finden sind. Notfalls übernimmt dieser auch die Vermittlung.