Lehrpfad als I-Tüpfelchen für das Tal
Die Vorstandsmitglieder des Imkervereis Silke Wild, Frank Künstler und Dr. Marcus Rybicki weihten am 18. April den neuen Bienenlehrpfad im Kamenzer Herrental ein. Foto: Carmen Schumann
Kamenz. Im Kamenzer Herrental steht der Löwenzahn in voller Blüte. Jetzt um diese Jahreszeit ist es ein grünes Idyll. Nichts erinnert mehr daran, dass hier einst die Schornsteine von Textilfabriken rauchten, die noch dazu ihre farbigen Abwässer in das Lange Wasser leiteten. Vor 15 Jahren begann der Abriss der Industrieruinen. Seither wurden hier unter anderem Bäume gepflanzt für die Neugeborenen der Stadt. 2018 wurde mit den Planungen für einen Bienenlehrpfad begonnen. Im April 2018 werteten Teilnehmer am Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ) den Grünstreifen entlang des Langen Wassers auf, indem sie bienenfreundliche Pflanzen setzten, unter anderem Glockenblumen, Schafgarbe, Katzenminze und Astern. Mitglieder des Imkervereins 1852 Kamenz und Umgebung erarbeiteten die Textbausteine für die geplanten fünf Tafeln des zukünftigen Bienenlehrpfades. Die Tafeln geben Antwort auf die Fragen „Wer wohnt in der Bienenbeute?“, „Sind Bienen wirklich fleißig?“, „Was sammelt die Biene in der Stadt?“, „Gibt es nur Honigbienen?“ und „Was ist dran am Bienensterben?“. Nachdem das Projekt „Bienenlehrpfad“ durch Corona etwas ins Stocken geraten war, gab im vergangenen Jahr die Stadt Kamenz das Budget für die Infotafeln frei. Die BAO Kamenz stellte insgesamt sechs Holzpfosten für Insektenhotels her und die Firma Metallbau Haase aus Kamenz fertigte die Gestelle für die Tafeln an. Nachdem die Firma Hentschel-Werbung die Tafeln aus Aluverbundmaterial mit einer Schutzscheibe angefertigt hatte, erfolgte im Februar 2024 der Aufbau der Tafeln und der Insektenhotels im Herrental. Am 18. April konnte der Bienenlehrpfad nun eingeweiht werden.
Mit dem Gemeinschaftsprojekt von Stadt, KSK und Imkerverein wurde etwas Bleibendes für die Stadt Kamenz geschaffen, das dem Naturschutz dient und gleichzeitig dem Insektensterben entgegenwirken kann. Mit einem Etat von rund 4.600 Euro war die Errichtung des Bienenlehrpfades eine recht preiswerte Angelegenheit. Das kommt auch daher, dass die Mitglieder des Imkervereins viel Herzblut in das Projekt investierten. So übernahm Silke Wild vom Vorstand die grafische Gestaltung der Tafeln. Dr. Marcus Rybicki, seines Zeichens Hydrobiologe und Vorsitzender des Imkervereins, sagte, dass der Kamenzer Verein, gegründet 1852, der älteste in Sachsen ist. Gleichzeitig habe er sich in den letzten Jahren aber verjüngt. Lag des Durchschnittsalter noch vor zehn Jahren bei 66 Jahren, sind es heute nur noch 57 Jahre. Zurzeit sind 35 Imker im Verein vereint. Zu DDR-Zeiten seien es mal 250 gewesen. Trotzdem sei die Tendenz steigend; die Imkerei erfreue sich wachsender Beliebtheit.
Wie Marcus Rybicki sagt, fangen die meisten mit der Imkerei im Alter von jenseits der 40 an. Die Vereinsmitglieder übernehmen gerne die Patenschaft für Neulinge. Für das kommende Jahr, das Jubiläumsjahr 800 Jahre Kamenz, wollen die Kamenzer Imker die Landesvertreterversammlung der sächsischen Imker in die Lessingstadt holen.