„Letzte Meile“ nicht nur in Kodersdorf Problem
Der Kodersdorfer Bahnhof ist etwa Kilometer vom „Zentrum“ Kodersdorf entfernt und fast eher ein Bahnhof für Mückenhainer als für Kodersdorfer. Foto: Till Scholtz-Knobloch
Kodersdorf. Eine Lausitzer Mobilitätsagentur kann die Kommunen im ländlichen Raum bei der Überwindung der „letzten Meile“ unterstützen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die im Auftrag der Wirtschaftsregion Lausitz GmbH im Rahmen des Projektes „Zukunftswerkstatt Lausitz“ erstellt wurde.
Als „letzte Meile“ wird der Abschnitt bezeichnet, der nicht mehr an den öffentlichen Verkehr angebunden ist. Das führt in ländlichen Regionen zu Standortnachteilen. Die Bewohner sind auf ein eigenes Fahrzeug angewiesen. Einkaufen wird insbesondere für die älter werdende Bevölkerung zum Problem. Ausbildungsplätze können nicht besetzt werden, weil die Jugendlichen den Betrieb nicht erreichen. Die Attraktivität für Zuzügler sinkt.
Wie umgehen mit diesem Problem? Die Autoren der Studie schlagen eine Lausitzer Mobilitätsagentur vor, die verkehrsverbundübergreifend in Sachsen und Brandenburg arbeitet. Erste Praxistests zur Arbeitsweise der Lausitzer Mobilitätsagentur wurden zwischen Januar und Mai 2020 u.a. in Kodersdorf durchgeführt.
Leitfrage: Wie können das Ortszentrum und das Industriegebiet besser an den Bahnhof angebunden werden? Im Industriegebiet Kodersdorf arbeiten rund 1.300 Pendler. Der Bahnhof ist fünf Kilometer entfernt. Die Busfahrpläne sind auf Schülerverkehr, nicht aber auf Schichtbetrieb abgestimmt. Somit ist ein Großteil der Mitarbeiter in den Unternehmen auf den eigenen PKW angewiesen. Von einer Verbesserung der Anbindung des Industriegebietes könnte auch der Ortskern profitieren. In Workshops und Befragungen wurde mit den Betriebsleitungen, Mitarbeitern und den Einwohnern der Bedarf und die Akzeptanz von alternativen Mobilitätsangeboten herausgearbeitet. Empfohlen wird zunächst eine Stärkung des Radverkehrs. Neben guten Radwegen sind sichere und einladende Abstellmöglichkeiten ebenso nötig, wie eine bessere Fahrradmitnahme in Bus und Bahn.
Vorgeschlagen wird außerdem ein Direktshuttle aus Pendlergebieten (Görlitz bzw. Niesky und Horka) als klassischer Werksverkehr. Langfristig sei auch die Erprobung eines Shuttles denkbar, der den Bahnhof mit Ortskern und Industriegebiet verbindet. Für die generelle Verbesserung des ÖPNV in Kodersdorf wird ein Multifunktions-Shuttle vorgeschlagen, der etwa zum Einkaufen genutzt werden könnte. Eine Lausitzer Mobilitätsagentur könnte Kodersdorf bei der Umsetzung der erarbeiteten Ideen unter die Arme greifen. Zum Beispiel bei Fragen der Finanzierung, Absprachen mit zuständigen Behörden und Aufgabenträgern sowie beim Werben um Akzeptanz in der Bevölkerung. Die komplette Studie kann man im Internet unter zw-lausitz.de/downloads finden.
Kommentare zum Artikel "„Letzte Meile“ nicht nur in Kodersdorf Problem"
Die in Kommentaren geäußerten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Haltung der Redaktion überein.
Endlich vernünftige Ideen zu Betriebsbussen wie es sie zu DDR Zeiten gegeben hat bei größeren Unternehmen. Der Taktverkehr der GVB gerade bei Corona hat sehr gut geklappt in Görlitz. Würde mir wünschen das viele Betriebe sich hier engagieren die z.B. auch am Wochenende arbeiten müssen wie Pflegeheime, Krankenhäuser usw. Empfehle dringend die GVB die in letzter Zeit viele gute Dinge für die Fahrgäste umsetzt wie Fahrkartenverkauf, Anpassung des Fahrplans an den Bedarf durch Zusatzbusse oder längere Straßenbahnen. Wichtig wäre eine Abstimmung mit dem ZVON und der ODEG. Kaufland hatte mal direkte Einkaufsbuslinien von den Dörfern zu Kaufland, Apotheken usw.
Das würde ich als Anwohnerin in Kodersdorf Ortskern begrüßen