Löbauer beleben das alte Gewandhaus

Marcus Kessner (im Vordergrund) und Michael Wagner von der Initiative „LÖBAULEBT“ bei einer ihrer Stippvisiten und Einsätze im Vorfeld der Ausstellung im Löbauer Gewandhaus. | Foto: Marcel Schröder
Löbau. Das Löbauer Gewandhaus an der Inneren Zittauer Straße erwacht aus dem Dornröschenschlaf. Die Initiative „LÖBAULEBT““ lädt am Samstag, 7. Mai, ab 17.00 Uhr, und am Sonntag, 8. Mai, von 14.00 bis 18.00 Uhr, dorthin zu einer Ausstellung rund um dieses geschichtsträchtige Gebäude ein.
Das Gewandhaus wurde 1825 auf den Grundmauern der Katharinenkapelle als Gewand-, Kauf- und Exerzierhaus gebaut. Es war im Laufe seiner Geschichte Theater bis etwa 1866, Kino von 1911 bis 1927 und beherbergte die Verwaltung der HO von 1953 bis 1990. Seither war der Zugang nur noch sporadisch wie etwa 2010, als ein Teil der Jugendtheatertage dort stattfand. Der Impuls zur Wiederbelebung ging von der Initiative „LÖBAULEBT“ aus, die sich im vergangenen Sommer gebildet hat. Dahinter stecken Bastian Wienrich, Marcel Schröder, Marcus Kessner, Michael Wagner, Jörg Krause, René Seidel und Bernd Stracke. „Unser Ziel war es, etwas für die Stadt Löbau zu bewegen. Da wir alle von dem Haus begeistert waren, haben wir es uns als erstes Projekt ausgesucht“, berichtet Bernd Stracke.
Die Macher recherchierten daraufhin im Stadtarchiv und bei anderen Stellen in Löbau, um mehr über die Geschichte des Hauses zu erfahren. „Gleichzeitig haben wir erste Termine zur Begehung gemacht, um das Haus auch von innen bewundern zu können“, sagt er. Danach seien Aufgaben verteilt worden. „Und wir haben angefangen, die Geschichte detailliert aufzuarbeiten, das Rahmenprogramm zu organisieren und für die Ausstellung zu werben“, erklärt er. Die Bausubstanz des Gewandhauses ist laut Bernd Stracke gut. Durch den Abriss liegen vereinzelt Schutthaufen im Gebäude. Für eine neue Nutzung muss es aber von Grund auf saniert werden. Nach vorliegenden Informationen plant angeblich ein polnischer Investor daraus ein Hotel zu machen.
Viele Löbauer nehmen wohl aktuell das Gewandhaus eher als „hässlichen“ Kasten am Eingang der Innenstadt wahr. „Wer das Gebäude aber von innen sieht, ändert diese Meinung schnell“, sagt Bernd Stracke. In Vorbereitung auf die Ausstellung hat die Initiative „LÖBAULEBT“ dort mehrere Arbeitseinsätze zur Beräumung durchgeführt, Stolperfallen ebenso wie herabhängende Drahtreste und Mauerteile beseitigt: „Außerdem mussten wir die Laufwege freiräumen und bestimmte Teile des Hauses absperren.“
Die selbst erstellten Exponate beinhalten Bilder, Anzeigen, Baupläne und vieles mehr. Der „Haupttag“ der Ausstellung ist Samstag mit gutem Essen, Getränken und einer begleitenden Band. In der zweiten Etage können sich die Besucher jene Exposition zur Geschichte des Gewandhauses ansehen. „Außerdem gibt es mehrere Ideenwände, denn wir wollen von den Löbauern ganz konkret wissen, was sie sich für das Gebäude und die Stadt Löbau wünschen. Diese Themen wollen wir dann in unserer Arbeit als Initiative behandeln“, betont Bernd Stracke. Am Sonntag gibt es bei Kaffee und Kuchen einen Vortrag des Altstadtvereins und Filmvorführungen mit Material von Hartmut Münnich. „Wir laden alle Löbauer ein, uns an diesen Tagen kennenzulernen und uns bei der weiteren Ausrichtung zu helfen“, so Bernd Stracke.

Viele Löbauer nehmen wohl aktuell das Gewandhaus eher als „hässlichen“ Kasten am Eingang der Innenstadt wahr. | Foto: Steffen Linke
Die Initiative will das Bewusstsein für die Stadt Löbau wecken, besonders für verborgene Schätze, deren Wert man von außen nicht direkt einschätzen kann. „Wenn die Besucher motiviert sind, sich etwas mehr in der Stadt umzusehen und sich für die Stadt zu begeistern, haben wir schon viel geleistet“, sagt Bernd Stracke. Und er ergänzt: „Außerdem ist es unser Ziel, für mehr Mitbestimmung zu werben. Mit unseren Ideenwänden verfolgen wir genau diesen Zweck. Wir wollen Meinungen der Besucher einfangen und darauf zukünftig aufbauen.“
Die Arbeit der Initiative „LÖBAULEBT“ geht nach der Ausstellung weiter. „Danach werden wir uns als Verein gründen und mit weiteren Projekten versuchen, frischen Wind in die Stadt zu bringen“, sagt er. Für die Ausstellung zum Gewandhaus hatte die Initiative „LÖBAULEBT“ das Glück, die Exposition durch Crowdfunding (deutsch auch Schwarmfinanzierung) und Sponsoren zu finanzieren: „Für weitere Projekte werden wir wieder auf die Löbauer Bürger und Firmen und deren Unterstützung angewiesen sein. Wo es geht, werden wir uns sicher auch um Fördermittel bewerben.“