Logistikzentrum in Stiebitz kommt nicht
Ihr Einsatz hat sich gelohnt: Ortsvorsteher Torsten Höhne, Anwohner Clemens Kowollik und Ortschaftsrat Rainer Exner (v.l.) machten frühzeitig auf die Probleme aufmerksam. Foto: privat
Dieser Stadtratsbeschluss war mit großer Spannung erwartet worden. Die einen atmen auf, die anderen sind stinksauer.
Bautzen. Die Bautzener Stadträte haben sich ihre Entscheidung nicht leicht gemacht. Nach eingehender, kontroverser, aber weitgehend sachlicher Diskussion, ergab die Abstimmung dann ein denkbar knappes Ergebnis gegen den Bau eines Logistikzentrums im westlichen Stadtteil Stiebitz.
Nachdem die CDU den Antrag eingebracht hatte, die Abstimmung geheim durchzuführen, was aber abgelehnt wurde, ergab die offene Abstimmung 14 Ja-Stimmen und 16 Nein-Stimmen bei einer Enthaltung. Die zahlreich anwesenden Stiebitzer konnten zufrieden nach Hause gehen. In der Bürgerfragestunde hatten mehrere Stiebitzer ihre Einwände und Bedenken vorgebracht. So sagte Clemens Kowollik, dass das Logistikzentrum Auswirkungen auf die ganze Stadt, speziell auf den Verkehr, haben würde. Dass die LKW ausschließlich die Autobahnabfahrt Salzenforst nutzen würden, sei reines Wunschdenken, denn vorschreiben könne man es den LKW-Fahrern nicht, wo sie langzufahren haben.
Dies bestätigte auch eine Stiebitzerin, die früher Polizistin war. Sie äußerte auch Bedenken wegen der Nachfolgekosten für Straßenschäden, die durch 40 Tonner verursacht werden. Ein weiterer Einwohner bezweifelte auch den Nutzen für die Stadt durch Grund- und Gewerbesteuer. In der folgenden Diskussion der Stadträte wurde deutlich, dass man sicher nur mit der Grundsteuer in Höhe von 100.000 bis 150.000 Euro rechnen könne. Einnahmen durch Gewerbesteuer sind ungewiss.
Dr. Steven Engler vom Investor, der E-Gruppe GmbH, bekam nochmals die Gelegenheit, das Projekt vorzustellen. Er zeigte Logistikzentren, die seine Firma bereits errichtet hat und die teilweise auch wohnortnah liegen. Er verwies darauf, dass überall nachhaltige Lösungen gefunden wurden.
So setze man ausschließlich auf erneuerbare Energien, und das werde auch in Bautzen so sein. Zu den Bedenken der Stiebitzer, dass 64 Laderampen eingerichtet werden könnten, konnte er versichern, dass nur maximal 40 Rampen eingerichtet würden. Denn auf je 1.000 Quadratmeter Fläche käme je eine Rampe. Bei den rund 35.000 Quadratmetern geplanter Fläche wären das 35 bis 40 Rampen.
Da potenzielle Mieter hauptsächlich aus Dresden kämen, wie er aus ihren Anfragen entnehmen könne, sei zu vermuten, dass die LKW hauptsächlich Richtung Westen fahren. Dass alle LKW diesen Weg nehmen, konnte er aber nicht versprechen. Die Arbeitsplätze seien hochtechnisiert, es kämen Roboter zum Einsatz. Ein Problem seien tatsächlich fehlende Fachkräfte. Trotz der hohen Gebäude sehe er keine optische Beeinträchtigung der Stadtansicht. Was die Gebäudehöhe betreffe, sei ja auch nachgebessert worden.
Zu Wort kam auch ein Schallschutzexperte, der aber auch die Bedenken zur Lärmbelastung nicht restlos zerstreuen konnte.
In der sehr ausführlichen Diskussion sagte AfD-Stadtrat Sieghard Albert, er befinde sich in einem Zwiespalt, was sicher auch auf die meisten anderen Stadträte zutraf. Es sei eine schwierige Entscheidung, denn es handele sich um einen hervorragenden Investor, der viele Anregungen der Bautzener aufgenommen und berücksichtigt hatte. Dies unterstrich auch Steffen Grundmann von den Linken. Jörg Drews vom Bürgerbündnis sagte, man solle in vernünftigem Einvernehmen mit dem Investor bleiben, nach einem Kompromiss suchen. Der Investor kündigte aber an, sich aus Bautzen zurückziehen zu wollen. Wie es nun auf der einstigen Globus-Fläche weitergeht, bleibt offen. Ein Erdbeerfeld, wie in den letzten Jahren ist ja auch ganz schön.